Im zweiten Beitrag in unserer neuen Serie erzählt Goldschmied Peter Hablützel die Geschichte der Schmuckstücke, die er für seine Liebsten und für sich selbst gefertigt hat. Die Idee dafür liess er eine Weile schlummern.
Seit bald 30 Jahren betreibt Peter Hablützel in Interlaken ein Goldschmiedeatelier. Neben seinen Auftragsarbeiten experimentiert er gerne mit neuen Techniken und Materialien. So waren es eine Zeit lang Steine aus den Schweizer Alpen, die er in seine Schmuckstücke integrierte. „Damit habe ich bei den Kundinnen und Kunden grosses Interesse geweckt“, erzählt er. „Doch nach ein paar Jahren wollte ich mich auch auf Neues einlassen.“
So entdeckte er vor rund 14 Jahren die alte japanische Mokume-Gane-Technik, die nach und nach zu seiner grossen Leidenschaft geworden ist. Seit zehn Jahren gehört sie zu seinem Alltag. Neben Schmuckstücken stellt er Gefässe her, bei denen neben Silber auch Kupferlegierungen verarbeitet werden. Ebenfalls Keum Boo, eine alte koreanische Technik, bei der hauchdünne Goldfolien auf Silber aufgerieben (diffundiert) werden, fasziniert ihn. „Ich mag zudem extrem strukturierte Gegenstände, geschmiedet oder gegossen. Sie sollen robust und langlebig sein“, so Hablützel.
Verschiedene Modelle
Schmuckstücke für seine Frau Esther hat Peter Hablützel schon mehrere gefertigt. Die beiden sind seit 23 Jahren verheiratet. Die Eheringe hat er damals aus Gelbgold und Platin gemacht. Entworfen wurden diese gemeinsam. Als der Goldschmied anfing, sich mit Mokume-Gane auseinanderzusetzen, kam ihm bald einmal der Gedanke, dass auch Eheringe mit dieser Fertigungstechnik gut aussehen würden. Immer wieder ging ihm dies durch den Kopf. Als sich der 20 Hochzeitstag näherte, erzählte er Esther von dieser Idee und meinte, dass dieses Jubiläum doch ein guter Grund für neue Eheringe wäre. Grundsätzlich kam dieser Vorschlag bei seiner Frau gut an. „Neue Eheringe gerne“, meinte diese, „aber nicht im Mokume-Gane-Stil.“
Schliesslich gelangten sie gemeinsam zur Ansicht, dass Eheringe nicht zwingend gleich sein müssen. „Wir wissen ja, dass wir zusammengehören“, schmunzelt Hablützel. Also machte er sich daran, einen neuen Ring in der japanischen Technik mit Platin, Palladium und 22-karätigem Gelbgold für sich zu fertigen und für seine Frau einen strukturiert geschmiedeten Weissgoldring, den sie zusammen mit einem feinen Alliance-Ring trägt.
Romantik an der Maggia
Bei einem Wanderrast im Maggiatal holte Peter Hablützel die Ringe aus der Tasche und das Paar zelebrierte das Jubiläum, indem es sich die neuen Schmuckstücke gegenseitig an die Finger steckte. „Die bisherigen Ringe werden ins Altgold kommen“, erklärt der Goldschmied. Die gelben Diamanten habe er ausgefasst: „Die werde ich wieder verwenden. Vielleicht gibt es daraus mal eine Überraschung für meine Frau.“
Hablützel fertigt gerne Schmuckstücke für seine Liebsten. „Ich gehe an jeden Auftrag mit Leidenschaft und gebe mein Bestes, aber für die eigenen Frauen etwas zu kreieren, ist speziell“, sagt er. „Frauen“ in Mehrzahl, weil er soeben einen Gelbgoldring mit einem Tsavoriten für seine Tochter Leandra zum 18. Geburtstag geschmiedet hat. „Bei der Arbeit ist mir so richtig bewusst geworden, dass sie nun eine junge Frau und kein Kind mehr ist. In diesem Sinne hat dieser Ring auch eine starke emotionale Symbolik.“
Daniela Bellandi