Oft ist es schwierig, eine Nachfolge für das Goldschmiedeatelier zu finden. Eine, der es gelungen ist, ist Maya Lüdi. Nach 28 Jahren am Bleicherweg 10 in Zürich konnte sie die Schlüssel Anfang 2022 an Felicia Wettstein übergeben.
Beim Betreten des neuen Geschäfts von Felicia Wettstein am lebendigen Bleicherweg mitten in der Stadt Zürich, stieg einem Mitte Februar 2022 noch der Duft von frischer Farbe in die Nase. Die schlichte Einrichtung wirkt modern. Der dezente Anstrich lässt zu, dass das Wichtigste – nämlich die Schmuckstücke – im Zentrum stehen. Für frische Akzente sorgen Blumen auf der Theke sowie die prachtvollen Vitrinen, die sie von ihrer Vorgängerin übernommen hat. „Es ist super angelaufen“, strahlt Felicia Wettstein. „Während der Eröffnungswoche im Februar durfte ich unerwartet viele Leute empfangen und es sind auch gleich die ersten Bestellungen eingegangen“. Neben Familienmitgliedern und Freunden seien auch einige der Kundinnen aus Zug vorbeigekommen, wo sie vorher mit Raphael Meyer das Goldschmiedeatelier geteilt hat. Auch Kunden ihrer Vorgängerin Maya Lüdi, die 28 Jahre an diesem Ort gewirkt hatte, hätten sie besucht.
In Zug Fuss gefasst
Nach einem längeren Ausland-Aufenthalt ist Felicia Wettstein 2018 in die Heimat zurückgekehrt. Sie lernte Raphael Meyer aus Zug kennen, der im Begriff war, sich zu verändern und wegen eines neuen Projekts nur noch wenig Zeit in seinem Atelier in der Zuger Altstadt verbrachte. Er suchte jemanden, mit dem er die Räumlichkeiten teilen konnte. „Das war ein Riesenglück für mich“, erinnert sich Wettstein. „Wir haben uns gut verstanden, ich habe mich bei ihm eingemietet und konnte selbstständig arbeiten, was ich zuvor schon in Belgien getan hatte. Nach den sieben Jahren dort, war es für mich ideal, in einem bestehenden Geschäft in der Schweiz Fuss fassen zu können.“
Zeit für ein eigenes Atelier
Warum ist Felicia Wettstein denn Anfang 2022 nach Zürich gezogen? Die Zeit für ein eigenes Atelier sei reif gewesen, erklärt sie. In der Gold’Or habe sie das Chiffre-Inserat von Maya Lüdi, die eine Nachfolge für ihr Atelier suchte, gesehen. „Ich fühlte mich in Zug jedoch so wohl, dass ich nicht sofort auf die Ausschreibung reagierte“, sagt sie. Erst zwei Monate später, als ihr die Anzeige nicht mehr aus dem Kopf gegangen sei, habe sie sich gemeldet. Goldschmied und Unternehmensberater Christoph Brack hat die beiden Frauen anschliessend zusammengeführt und sie bis zur Vertragsunterzeichnung begleitet. „Das war super“, schwärmt Wettstein, die Bracks Dienstleistung schon beim Einzug ins Atelier von Raphael Meyer in Anspruch genommen hatte.
Geschäft an Toplage
Der Entscheid, nach Zürich zu ziehen, sei ihr trotzdem nicht leichtgefallen. „Ich war glücklich in der hübschen Altstadt von Zug und das Geschäft lief bestens. Ich konnte mir schnell einen treuen Kundenstamm aufbauen“, sagt sie. Dass die Entscheidung trotzdem richtig war, davon ist sie heute überzeugt. Mit Maya Lüdi habe sie sich auf Anhieb gut verstanden. Zudem liess sich Wettstein von der guten Passantenlage gleich beim Paradeplatz, der vielfältigen Nachbarschaft und von den Räumlichkeiten überzeugen. Das Atelier ist mit einem Office und einer Werkbank ausgestattet. Einen Teil der Einrichtung hat sie von der Vorgängerin übernehmen können. Um die Zuger Kundschaft macht sich Felicia Wettstein keine Sorgen: „Die können mich gut in Zürich besuchen, das ist ja nur ein Katzensprung“.
Daniela Bellandi