Kurt, was treibt dich an, wenn du am Morgen aufstehst und ins Atelier gehst?
Dass ich ein eigenes Atelier führen darf, ist schon Grund genug, am Morgen freudig aufzustehen und an die Arbeit zu gehen, besonders dann, wenn ich im „Fluss“ bin. Ich fertige oft Schmuckstücke oder Objekte nach meinen eigenen Vorstellungen. Aber auch Auftragsarbeiten sind spannend. Ideen umzusetzen, die mit den Kunden zusammen entwickelt wurden, bringen neben einem sicheren Einkommen auch mich und meine Fertigkeiten weiter.
Was gefällt dir am Schmuckherstellen am besten?
Das Experimentieren und Forschen. Ich arbeite gerne mit unkonventionellen Materialien. Im Moment gehören Colliers, die Geschichte erzählen, zu meinen liebsten Stücken.
Was kannst du besonders gut?
Ich hoffe, dass ich ein guter „Lehrer“ bin, denn ich gebe mein Wissen gerne weiter. Ich habe an verschiedenen Schulen Kurse geleitet. Heute geschieht dies in meinem Atelier. Es kommen immer wieder Interessierte und ehemalige Schülerinnen bei mir vorbei.
Wie oder wo findest du einen Ausgleich zum beruflichen Alltag?
Entspannend für mich ist, wenn ich zwischendurch grössere Objekte realisieren kann. Zudem mache ich gerne Schulbesuche und schaue bei Kollegen in anderen Ateliers oder Galerien vorbei. Zu sehen was andere machen, und der Austausch mit ihnen, sind mir wichtig. Ich habe oft mitgeholfen Ausstellungen zu organisieren. Ein weiterer wichtiger Ausgleich für mich ist es, wenn ich mit meiner Familie in der Natur sein kann.
Wofür gibst du unnötig viel Geld aus?
Ich gebe Geld aus, dass ich nicht habe, ohne Schulden zu machen. Das ist doch fantastisch, nicht wahr? Das will heissen: Ich investiere auch viel Zeit in nicht sehr produktive Prozesse und was ich verdiene, brauche ich oft für neue Experimente. Manchmal schaut dabei finanziell nicht viel raus und andere male konnte ich preisgekrönte Stücke schon verkaufen, bevor ich die Auszeichnung für sie entgegennehmen durfte. Irgendwie geht es immer auf.
Was würdest du deinem 18-jährigen Ich mit auf den Weg geben?
Das wäre also momentan mein Sohn. Ich unterstütze ihn dabei, wenn er genau das macht, was er wirklich will. Er soll sich nicht etwa aus finanziellen Überlegungen davon abbringen lassen. Das hat mir meine Mutter schon mit auf den Weg gegeben. Sie hatte nie Einwände gegen meine Berufswahl, obwohl sie – wie sie mir später einmal anvertraute – nicht daran glaubte, dass ich so lange ruhig sitzen kann.
Mit welcher Berühmtheit würdest du gerne einen Tag verbringen?
Das ist keine einfache Frage, denn ich habe keine Idole. Aber mit Donna Leon und ihrem Commissario Brunetti würde ich gerne mal durch die Biennale in Venedig schlendern und mir dabei von den beiden die wunderbare Stadt erklären lassen.
Was macht gute Laune?
Wenn es mal nicht so gut läuft, wenn ich im Atelier nicht wirklich voran komme, lasse ich alles stehen und widme mich meinem Hauswart-Job. Die körperliche Arbeit hilft mir dann oft aus dem Stau herauszukommen und die gute Laune kehrt zurück.
Zum Schluss darfst du noch wünschen, wen wir in dieser Serie als nächstes befragen sollen.
Da schlage ich gerne Bruna Hauert von der Schmuckgalerie Friends of Carlotta in Zürich vor. Sie ist unglaublich vielseitig und versteht es perfekt, die Menschen für zeitgenössische Schmuckstücke zu begeistern. Sie bietet bekannten und unbekannten Schmuckdesignern eine Plattform, um sich effizient zu präsentieren und stellt auch selbst noch Schmuck her.
Daniela Bellandi