Jean Studer ist kein Kind von Traurigkeit, im Gegenteil: Er ist meist gut drauf, extrovertiert und er fällt auf. Das widerspiegeln auch seine aussergewöhnlichen Schmuckstücke. Viele fertigt er für sich selbst an, seien es Ringe, Ketten, Ohrschmuck oder Bracelets. Sein Lieblingsstück ist der Ring, mit dem er seinen Ehering ersetzt hat.
Dass er einmal Goldschmied sein wird, wusste Jean Laurent Studer aus Unterägeri ZG schon als Kind – genau wie seine Schwester Michelle. Ihre Eltern waren ebenfalls Goldschmiede und führten in der Zürcher Altstadt ein Geschäft mit Atelier. Doch diese Geschichte beginnt schon früher: Der Grossvater, Jean Walter Studer, war gelernter Feinmechaniker und arbeitete in den 1920er Jahren als Digger (Goldgräber) in Australien. Mit Gold, Opalen und anderen Edelsteinen kehrte er in die Schweiz zurück und begann zusammen mit seiner Frau die Schmuckfirma Jean Studer-Paulin aufzubauen. Damit war der Grundstein des heutigen Unternehmens gelegt.
Im Herbst 2013 konnten Jean und Michelle Studer in Unterägeri das ehemalige Atelier von Goldschmied Rolf Holdener übernehmen. Seither kreieren die Geschwister dort von klassischen bis extravaganten Schmuckstücken alles, was die Kundschaft wünscht. Bald wollen sie in Oberägeri ein weiteres Atelier mit antikem Schmuck im Fokus eröffnen. Da Edel- und Farbsteine zur grossen Leidenschaft von Jean Studer gehören, hat er nach der Goldschmiedeausbildung ein Gemmologie-Studium abgeschlossen. Bei „Learning by Doing“ und in zahlreichen Weiterbildungen eignete er sich die Techniken Edelsteine fassen, Gravieren und Ziselieren an.
Herz- und Lebenslinie
„Da ich nichts lieber tue, als Schmuck zu kreieren, und mich selbst auch gerne mit Preziosen schmücke, fertige ich zwischendurch immer wieder Stücke für mich selbst an“, erzählt Jean Studer. „Am liebsten etwas Extravagantes, das passt zu mir.“ Besonders gelungen seien ihm die Eheringe, die er vor ein paar Jahren für seine Exfrau und für sich geschmiedet habe. Auf den Ringen waren die Handabdrücke mit Herz- und Lebenslinien eingraviert. Vor zwei Jahren ging die Ehe in die Brüche und Jean Studer zog seinen Ehering aus. Für den heute 35-Jährigen war klar, er wollte diesen durch einen anderen ersetzen; es sollte ebenfalls ein Ring sein, der aus seinem Leben erzählt und den er immer tragen wird.
Zu dieser Zeit bekam er von seinen Eltern einen Teil des Altgolds der Familie. Darunter waren antike Schmuckstücke und Goldvreneli. Damit bot sich die Gelegenheit für einen würdigen Ersatz seines Eherings. Er hat die Goldware eingeschmolzen und das Edelmetall neu legiert. Entstanden ist ein Ring aus 63.27 Gramm Gold mit seinen Fingerabdrücken auf der Oberfläche, die beim Berühren zu spüren sind. In einer Ecke ist ein Diamant von 1.03 Carat im Smaragdschliff gefasst, der früher im Lieblingsring seines Vaters seinen Platz hatte. „Damit trage ich nun immer ein bisschen Familiengeschichte mit mir herum“, so der Zuger Goldschmied. „Der Ring fällt auf und sorgt bei einem Gegenüber immer wieder für Gesprächsstoff“, was der momentane Single ebenfalls cool findet.
Daniela Bellandi