Mit 26 Jahren hat Goldschmiedin Angela Lobsiger in Winterthur das Atelier Goldig Schmuck eröffnet. Dass sie so schnell ein eigenes Geschäft haben wird, damit hat die junge Frau nicht wirklich gerechnet. Mit einer Portion Mut, Glück und intensiven Vorbereitungsarbeiten, hat sie alles auf eigene Faust geschafft.
Eine besonders gelungene Übergabe fand vor drei Jahren in Winterthur statt: Angela Lobsiger war gerade mal 26 Jahre alt, als sie 2020 ihr eigenes Goldschmiedeatelier Goldig Schmuck in der Winterthurer Altstadt eröffnen durfte. Bis es so weit war, ist viel passiert. „Ich habe gehört, dass Sahak Demirci mit seinem Atelier Sahak Jewellery in die Stadt Zürich ziehen will und sein Geschäft frei wird“, erzählt die junge Goldschmiedin. „Es ging mir durch den Kopf, dass sein kleines Atelier mit Laden genau zu mir passen würde. Aber diesen Gedanken habe ich nicht weiterverfolgt, denn mir war bewusst, dass ich mir zu diesem Zeitpunkt niemals eine Ladenmiete in der Altstadt leisten konnte.“ Doch es sollte anders kommen. Demirci, in dessen Atelier Lobsiger eine Zeit lang in einem Teilzeitpensum gearbeitet hat, hat mitbekommen, dass sie sich zuhause einen Arbeitsplatz eingerichtet hat und dort Schmuck herstellt. Er kontaktierte sie und sagte ihr, dass er mit ihr reden wolle. „Daraufhin haben wir uns getroffen und Sahak hat mir erklärt, warum ich sein Geschäft übernehmen sollte. Als ich hörte, dass die Miete bezahlbar ist und ich zu guten Bedingungen einen Teil des Inventars übernehmen könnte, wusste ich, dass ich diese Chance packen will“, sagt sie.
Wertvolle Tipps
Eine der grossen Fragen war, wie die heute 29-Jährige den Aufbau eines eigenen Goldschmiedeateliers finanzieren könnte. Zur Lösung verhalfen ihr die Eltern, die sich bereit erklärten, ihrer Tochter einen Erbvorbezug zu gewähren. „Ohne diese Unterstützung hätte ich das Projekt gleich wieder begraben müssen“, sagt Lobsiger. Auch als dieser Punkt geklärt war, blieben viele Fragen offen. „Sahak konnte mir Tipps geben und er wusste, was es alles braucht und worum ich mich zu kümmern habe“, dafür sei sie ihm dankbar, sagt sie. Heute kann Angela Lobsiger mit Genugtuung auf die erfolgreiche Übergabe und Gründung ihres Ateliers zurückblicken. Sie sei definitiv ins kalte Wasser gesprungen und habe dabei enorm viel gelernt. „Eine Anlaufstelle, die einem bei geschäftlichen, behördlichen und organisatorischen Fragen zur Seite steht, ist natürlich immer komfortabler“, sagt sie. Aber schliesslich hat sie es alleine geschafft, worauf die Goldschmiedin stolz sein darf.
Schwieriger Start
Trotz allem Glück war der Start nicht einfach. „Alles war bereit, Laden und Schaufenster fein sauber geputzt und dekoriert. Doch statt die ersten Kunden begrüssen zu können, blieb ich während der ersten Woche ganz allein in meinem neuen Laden“, erinnert sie sich. „Ich bin 700 Tode gestorben und dachte mir, dass ich sofort wieder schliessen müsse.“
Doch dann sei es Schritt für Schritt vorwärts gegangen. Langsam hätten sich die Leute ins neue Geschäft gewagt und sie habe die ersten Aufträge verbuchen können. Dann kam der zweite Lockdown während der Corona-Zeit. Nach diesem sei es so richtig losgegangen und sie hätte zu spüren bekommen, dass sie an einer Top-Passantenlage sei. Inzwischen kennt man Goldig Schmuck in der Winterthurer Altstadt und Losinger hat oft alle Hände voll zu tun. „Um mich vermehrt um meine Ideen, das Lager und die Administration kümmern zu können, überlege ich mir, zumindest in einem Teilpensum einen Mitarbeiter anzustellen“, sagt sie. Jedenfalls bereut Angela Lobsiger ihren Entscheid keine Sekunde – im Gegenteil – sie ist zufrieden und glücklich und würde es wieder genau so machen.
Daniela Bellandi