Fasziniert von Mittelaltergeschichten und dem Goldschmelzen, wusste Ivan Wöhler schon als Knirps, dass er Goldschmied werden und selbstständig arbeiten will. Also erlernte er diesen Beruf und eröffnete vor 15 Jahren sein erstes Atelier. Seit 2018 ist der 46-Jährige alleiniger Inhaber der Goldschmiede Wöhler&Weikard an der Schipfe 43 mitten in Zürich.
Ich bin dem VSGU beigetreten, als ich 2013 den ersten Lehrling ausgebildet habe. Ich wusste, dass dies auch eine der Hauptaufgaben des Verbandes ist. Seither setze ich mich vermehrt mit dem Thema auseinander, bilde alle vier Jahre jemanden aus und engagiere mich bei der Ausarbeitung des neuen Bildungsplans.
Meine wichtigsten Verbands-Themen sind wie gesagt die Aus- und Weiterbildung sowie der Austausch der Goldschmiedinnen und Goldschmiede untereinander und mit den verwandten Berufskollegen, den Silberschmieden, Fassern und den Handgraveuren. Ich bin überzeugt, dass wir nur miteinander stark sein können.
In meiner täglichen Arbeit finde ich Erfüllung, auch wenn nicht immer alles reibungslos läuft. Wenn ich ein spezielles Schmuckstück fertig habe und es in den Händen halte, so empfinde ich grosse Freude und bin stolz auf die Präzisionsarbeit. Schön ist, dass wenn es mir gefällt, die Kunden in der Regel auch begeistert sind.
Ich bezeichne mich selbst als Handwerker, Tüftler und Entdecker.
Besonders glücklich bin ich, wenn ich technisch schwierige Stücke erfolgreich umsetzen kann. Perfekt sind diese, wenn sie noch besser herausgekommen sind, als ich mir das vorstellen konnte.
Darauf könnte ich gut verzichten: Auf Zeitdruck. Es gibt Leute, die sind erst dann in Hochform, das gilt für mich definitiv nicht. Zudem machen mir die ganzen administrativen Arbeiten nicht besonders Freude. Vielleicht werde ich mir eines Tages eine Unterstützung leisten.
Mein liebstes Schmuckstück ist momentan ein Kalligrafiestift, den ich kürzlich gefertigt habe. Die Feder und der Federhalter sind in der Mokume-Gane-Technik entstanden. Der Stift ist aus Red Mallee maser (Eucalyptus oleosa) mit einer eingelegten Reliefgravur aus Gelbgold 750, die eine mittelalterliche Schreibstube zeigt. Dieses Stück ist nicht verkäuflich, sondern kommt in meine Sammlung.
In meiner Freizeit beschäftige ich mich oft auch mit meinem Beruf, denn es ist so, dass ich seit 15 Jahren morgens nicht mehr zur Arbeit gehe, sondern mich vielmehr meinem Hobby widme. Ansonsten bin ich gerne auf meinem Motorrad unterwegs oder halte mich mit Karate fit. Da trainiere ich momentan auf den schwarzen Gurt hin.
Die Zukunft unserer Branche sehe ich nicht ganz einfach. Einerseits müssen wir besorgt sein, dass das handwerkliche Niveau bestehen bleibt und andererseits müssen wir besonders die Jungen auch auf die „neue“ digitale Welt vorbereiten. Für dieses Gelingen ist nicht zuletzt auch der Verband zuständig.