Am Treffen der Schweizerischen Gemmologischen Gesellschaft (SGG) fiel ein Ring am Finger von Martin Julier auf. Der gelernte Goldschmied, Uhrmacher, Gemmologe und Präsident der SGG, der seit 30 Jahren das Edelsteinlabor der Bucherer AG in Luzern leitet, erzählt die Geschichte dieses Schmuckstücks.
„Der Wunsch, einen symbolträchtigen Ring für mich selbst zu gestalten, schlummerte schon lange in mir. Manchmal braucht es einfach den richtigen Moment, um eine Idee zu verwirklichen. Dies passierte während der Corona-Pandemie. Ich wollte einen Goldschmiedekollegen, der kaum noch Aufträge bekam, unterstützen. Also packten wir das Projekt gemeinsam an und gestalteten einen solchen Ring.
Ich wollte einen Saphir integrieren, den ich ein paar Jahre zuvor in Bangkok erworben habe. Der Stein mit seinem fantastischen, samtenen Blau faszinierte mich auf den ersten Blick. Sein funkelndes, betörendes „Kashmirblau“ gilt in Fachkreisen als einzigartig. Bekannt durch die um 1881 entdeckte, legendäre Fundstätte im Himalaya, gehören Kashmirsaphire zu den begehrtesten Edelsteinen.
Faszinierende Strahlkraft
Über 100 Jahre später wurde ein zum Verwechseln ähnlicher Blauton bei Saphiren auf Madagaskar entdeckt. Die neuen Funde dieser „kashmirblauen“ Saphire wurden zu Beginn sogar von Experten renommierter Gemmologie-Labore als original Kashmirsaphire identifiziert. Erst ein paar Monate nach deren Entdeckung und nach intensiven Forschungsarbeiten konnte die Herkunft der Steine eindeutig unterschieden werden. Für mich waren die Strahlkraft und die faszinierende Farbe beim Kauf entscheidend. Glücklicherweise ist die Herkunft des Saphirs Madagaskar zugeschrieben worden, denn diejenigen aus Kashmir werden in Preiskategorien gehandelt, die so hoch sind, wie die Berge des Himalaya-Massivs.
Der Ring sollte mich an meine zahlreichen Reisen und Abenteuer in asiatischen Ländern erinnern. Dazu gehören ein Besuch des Taj Mahals in Indien, Trekkingtouren in Nepal, eine Reise durch Kashmir, atemberaubende Wanderungen auf dem Dach der Welt in Ladakh, Abenteuer in Darjeeling, Sikkim und Bhutan sowie zahlreiche unvergessliche Begegnungen in Südostasien. Immer wieder gerne besuche ich dort Thailand, Vietnam, Laos oder Kambodscha und natürlich Burma, das Land zu dem ich eine speziell tiefe Beziehung habe.
Idee der Kontinuität
All diese Regionen verbinden die Symbole des Buddhismus und Hinduismus. Ein besonders häufig verwendetes Bildzeichen dieser grandiosen Kulturen ist der „Ewige Knoten“. Er verkörpert das Konzept des ewigen Kreislaufs von Leben, Tod und Wiedergeburt sowie die Idee der Kontinuität. Das Symbol soll Glück, Harmonie und Schutz vor negativen Einflüssen bringen.
Eine Blume, die in Asien allgegenwärtig ist, ist die Lotosblume. Exotisch und anmutig verziert diese zarte Wasserblume als Opfergabe oft Tempel und Pagoden auf wunderschönste Art. Diese zwei Hauptmotive wurden für die kunstvolle Gestaltung meines Ringes verwendet. Gearbeitet in Silber mit Applikationen in Feingold erzählt er facettenreiche Geschichten aus meinem Leben. Er erinnert mich bei jeder Betrachtung an faszinierende, fremde Kulturen und die vielen herzlichen Begegnungen, die ich auf meinen Reisen erleben durfte.“
Martin Julier