Erst hat sie Polygrafin gelernt und in ihrer Freizeit Schmuck hergestellt. Später hat sie eine zweite Lehre zur Goldschmiedin absolviert und nebenberuflich Drucksachen gestaltet. Simone Gloor ist vielseitig und leidenschaftlich in allem, was sie tut. Ihre Welt ist bunt und verspielt.
Zusammen mit ihrer besten Freundin hat Simone Gloor 2010 in der Berner Altstadt das Atelier 0816 gegründet. Im Gewölbekeller an der Junkerngasse fertigte sie als Goldschmiedin Schmuck an. Ihre Freundin arbeitete mit Textilien, änderte Kleider ab und nähte aus alten Stoffen Accessoires. Eine ausgeprägte Leidenschaft für Dinge, die schon einmal geliebt wurden, verband die beiden Frauen. Nach acht Jahren trennten sich ihre Wege. Die Freundin wanderte aus und Simone Gloor nutzte das Atelier fortan alleine. 2020 zog sie in ihr heutiges Ladenlokal an der Gerechtigkeitsgasse. Die Freundschaft zwischen den beiden hat jedoch bis heute Bestand.

Wie der Name „Atelier 0816“ vermuten lässt, stellt Simone Gloor gerne etwas andere Schmuckstücke her – eben nicht 0815-Objekte. Zu ihren Spezialitäten gehören Porzellankreationen, emaillierte Stücke sowie Morsecode-Ringe. Schmuck aus Porzellanscherben herzustellen – diese Idee kam ihr per Zufall. „Brockenhäuser und Flohmärkte haben mich schon immer angezogen“, erklärt sie. „Ich liebe alles Schöne, was schon einmal geliebt wurde. Das manifestiert sich unter anderem auch in unseren Möbeln, Kleidern, Alltagsgegenständen und eben auch in Schmuckstücken, die ich herstelle.“
Teller zerschlagen
Ein Porzellanteller aus dem Brockenhaus, ist ihr besonders ans Herz gewachsen. Sie benutzte ihn im Alltag und erfreute sich immer wieder aufs Neue an ihm. „Im Muster waren – wie oft bei solchem Geschirr – Vögel zu sehen, die mich besonders keck anzuschauen schienen“, erzählt sie, „Doch eines Tages fiel er mir aus den Händen und zerbrach in Scherben. Da fielen mir einzelne Teile mit spannenden Ausschnitten aus dem Muster auf und ich dachte mir, dass ich daraus etwas Neues schöpfen kann.“ So habe sie zu Experimentieren begonnen, die Teile geschliffen, in Gold gefasst und zu Ohrhängern verarbeitet. Diese sind bis heute ihre „Schätze“.

Von da an kreierte die Goldschmiedin immer mehr Schmuckstücke mit Scherben von altem Porzellan. Sie sind bei den Kundinnen gut angekommen. Bald kamen diese mit vererbten Porzellanobjekten vorbei und wollten Schmuckstücke mit Erinnerungswert daraus fertigten lassen. So ist Simone Gloor in den letzten 15 Jahren zur Expertin des Porzellan-Schleifens geworden. „Solche Objekte sind immer mit vielen Emotionen verbunden. Manchmal gibt es beim ersten Probieren der fertigen Stücke gar Freudentränen“, sagt sie.
Wissen weitergeben
Neben dem Porzellanschmuck stellt Simone Gloor auch alles andere her, was von einer Goldschmiedin erwartet wird. Ihr Herzblut gilt den 0816-Kollektionen, bei denen sie nach eigenem Gusto schöpferisch tätig sein kann. Aber auch den Aufträgen, Umänderungen und Reparaturen widmet sie sich gerne. Als drittes Standbein gibt sie seit über zehn Jahren Goldschmiedekurse für Anfänger und Fortgeschrittene. „Ich liebe es, mein Wissen weiterzugeben“, sagt sie.
Hinter den Schmuckstücken, die die zweifache Mutter und Goldschmiedin anfertigt, stecken individuelle Geschichten. „Um herauszufinden, wie etwas genau funktioniert und ob das Stück auch gut tragbar ist, mache ich aus jeder Idee erst eine Art Prototyp“, sagt sie. Da sie ein ausgeprägtes Flair für Farben habe, waren ihre Schmuckstücke nie schwarz-weiss. „Ich wollte Farbe nicht nur durch Steine reinbringen und habe deshalb mit den verschiedensten Materialien experimentiert“, so Simone Gloor. Mit Porzellan und Emaille könne sie dieses Bedürfnis nach Farben wunderbar ausleben.
Daniela Belland