An der Schule für Gestaltung Bern und Biel wird in der Berufsgruppe der Goldschmiede neu in offenen Modulkursen unterrichtet. Diese werden neben den Lernenden auch interessierten Berufsleuten angeboten. Kreativer Austausch und eine gestärkte Branche sind das Ziel.
Benjamin Friedli, Sie leiten die Berufsgruppe Goldschmiede an der Schule für Gestaltung Bern und Biel. Nun wechseln Sie das Unterrichtskonzept und bieten neu offene Modulkurse für Lernende und Berufsleute an. Wieso das?
Benjamin Friedli: Wir sind auf der Suche nach wirkungsvollen und praktisch anwendbaren Unterrichtsformen, die der heutigen Zeit entsprechen. Zudem wollen wir die Ausbildung zum Goldschmied weiterentwickeln und stärken.
Welche Ziele stecken dahinter?
Ein Ziel ist sicher, die aktuelle Entwicklung des Berufes mitgestalten zu können. Zudem bieten wir den Lernenden mit einem modularen Unterrichtskonzept unterschiedliche Zugänge zum Beruf und ermöglichen es ihnen, mit neuen Entwicklungen dynamisch mithalten zu können. Durch den Austausch zwischen Lernenden, Lehrpersonen und externen Berufsleuten möchten wir eine dynamische Entwicklung zu hoher Ausbildungsqualität fördern.
In welcher Form wollen Sie die Modulkurse umsetzen?
Die Lernenden besuchen im dritten und vierten Ausbildungsjahr an der Schule für Gestaltung die folgenden Modulkurse: im Frühlingssemester Illustration, Schmuckzeichnen sowie CAD für Schmuckgestalterinnen und im Herbst Schmuck- und Gerätebetrachtung, Schmuckzeichnen sowie Plastisches Gestalten 3D. Die jeweils sechs Einheiten à vier Lektionen werden von verschiedenen Experten unterrichtet. Dazu kommt während des ganzen Jahres der Kurs Edelsteinkunde. An all diesen Modulkursen können auch Berufsleute teilnehmen.
Ist denn die bisherige Unterrichtsform veraltet?
Die Berufswelt hat sich in den letzten Jahren schnell und stark verändert. Es ist wichtig, dass wir nicht stehen bleiben oder gar hinterherhinken. Um in der Branche erfolgreich zu sein, müssen wir herausfinden, was die aktuellen Bedürfnisse einzelner Kunden, verschiedener Zielgruppen oder unserer Gesellschaft sind. Nur wenn wir uns darüber klar werden, können wir uns Gedanken machen, wie wir diese Erwartungen als Goldschmied erfüllen und umsetzen können. In einem weiteren Schritt müssen wir uns auch über zukünftige Bedürfnisse und Werte Gedanken machen. Die Ausrichtungen von Goldschmiede-Ateliers werden wohl individueller sein, als dies heute der Fall ist. Dementsprechend streben wir ein Unterrichtsmodell an, mit dem wir flexibel und zukunftsgerichtet ausbilden können.
Wir streben ein Unterrichtsmodell an, mit dem wir flexibel und zukunftsgerichtet ausbilden können.
Heisst dies, dass sich Goldschmiede in Zukunft vermehrt spezialisieren werden?
Davon gehen wir aus. Damit sich die Lernenden besser orientieren können, möchten wir eine inspirierende Ausbildung anbieten. An unserer Schule sollen sie verschiedene Wege und Möglichkeiten kennenlernen. Nach dem Lehrabschluss sollen die Jungen einen grossen Schlüsselbund für vielfältige Zugänge haben. So können sie sich ihren eigenen Interessen und Potenzialen entsprechend spezialisieren.
Bringt das einen Mehrwert für die Branche?
Mit dem neuen Konzept möchten wir intrinsische Motivation, Engagement und Innovationskraft fördern und die Lernenden zu selbstbewussten Profis machen, was die gesamte Branche stärkt. Die ausgelernten Goldschmiede sollen ihre Begeisterung nach aussen transportieren können. Gute Berufsleute sind diejenigen, deren inneres Feuer für ihre Arbeit brennt.
Wie kamen Sie auf die Idee, die Module auch Berufsleuten anzubieten?
Diese Idee entstand in der Zusammenarbeit von Berufsbildnern und dem Fachlehrerteam. Die Möglichkeiten, damit wirkungsvolle Weiterbildung und bereichernden Austausch zwischen Berufsleuten und Lernenden zu schaffen, begeisterten uns auf Anhieb. Die Schulleitung war von Anfang an dabei und klärte die Möglichkeiten mit den Vertretern des Kantons ab. Anschliessend haben wir zusammen den ersten Modulkurs organisiert. Wir glauben an eine Win-Win-Situation für die Lernenden, die externen Teilnehmer, die Schule, den Kanton und die Branche.
Wann ist der Startschuss?
Anfang Februar gehts los. Wir sind bestrebt, das Angebote aufgrund der Rückmeldungen und des Austauschs zwischen Lernenden und Berufsleuten weiterzuentwickeln. Nun wünschen wir uns viele motivierte, externe Teilnehmer, die sich für die ersten Kurse schon bald anmelden sollten.