An den Berufsweltmeisterschaften, die Ende August in Kazan (Russland) stattgefunden haben, war mit Nina Kahl auch der Schweizer Goldschmiede-Nachwuchs vertreten. Gold‘Or wollte wissen, wie es der 22-Jährigen an den World Skills ergangen ist.
Gold’Or: Nina Kahl, als Goldschmiede-Schweizermeisterin durften Sie vom 22. bis 27. August in Russland an den Berufsweltmeisterschaften teilnehmen. Woran denken Sie zuerst, wenn Sie sich zurückerinnern?
Nina Kahl: Es war ein grosses Abenteuer – alleine schon die Eröffnungsfeier mit 1600 Teilnehmenden und 40‘000 Zuschauern. Am Wettkampf habe ich eine emotionale Berg- und Talfahrt erlebt, wie nie zuvor. Die Woche war sehr intensiv. Wir haben wenig gegessen und kaum geschlafen. Ich bin trotzdem jeden Morgen um 5.30 Uhr voller Tatendrang aufgestanden. Es ist erstaunlich, was der Körper unter gewissen Voraussetzungen leisten kann.
Mit Ihrem Trainer Roger Weber haben Sie sich monatelang auf diesen Wettbewerb vorbereitet. Wir haben in der Gold’Or 3/19 und 5/19 darüber berichtet. Habt Ihr beide das Mass richtig eingeschätzt oder wäre mehr Zeit nötig gewesen?
Wir haben das beide zum ersten Mal gemacht und es war nicht einfach, alles richtig einzuschätzen. Ich habe zu Beginn gleich noch eine neue Stelle angetreten. Unser Training war auf hohem Niveau aber wir sind zum Schluss gekommen, dass mehr Vorbereitungszeit besser gewesen wäre und sich wahrscheinlich auch auf die Rangierung ausgewirkt hätte. Wir haben sechs mal vier Tage geübt. Doppelt so viel Zeit wäre wohl durchaus angemessen gewesen. Die dreiwöchigen Unterbrüche zwischen den Trainingseinheiten waren zu lang.
Sind Sie mit dem Resultat zufrieden?
Ich habe es leider nur auf Platz 12 von 16 geschafft. Erst war ich mit meiner Arbeit ganz zufrieden, denn ich konnte meine Module rechtzeitig abgeben. Aber die anderen waren scheinbar besser.
Wissen Sie, woran das gelegen ist?
Das ist schwer abzuschätzen. Aber ich glaube, mein Zeitmanagement war nicht optimal. Ich habe gewisse Details, die bei der Jurierung nicht wirklich ausschlaggebend waren, zu genau genommen. So hat mir dann bei einigen Modulen gegen Ende die Zeit für den letzten Schliff nicht ganz gereicht. Ich fand es auch schwierig, die Masse genau einzuhalten. Dort habe ich wahrscheinlich auch Punkte verschenkt.
Was wird Ihnen dieses Abenteuer für die Zukunft bringen?
Bleiben werden mir ganz bestimmt die wunderschönen Erinnerungen und vielleicht auch einige der Freundschaften, die sich daraus ergeben haben. Wir waren insgesamt 41 Teilnehmende im Schweizer Team und wir hatten eine unglaublich tolle Zeit zusammen. Ich habe auch den Goldschmied, der Australien vertreten hat, kennengelernt. Er hat mich in seine Heimat eingeladen und meinte, dass er mir problemlos einen Job vermitteln könnte. Für die Zukunft hoffe ich, dass diese Teilnahme auch eine gewisse Referenz darstellt.
Was würden Sie dem Goldschmied oder der Goldschmiedin, die als nächstes an den World Skills teilnehmen darf, für Ratschläge geben?
Zuerst: Jede Minute der Vorbereitung nutzen! Die Investition lohnt sich wirklich. Roger Weber und ich haben auch besprochen, dass wir unsere Erfahrungen gerne weitergeben und künftige Kandidaten unterstützen würden. Dann würde ich der Person auch noch empfehlen, vor Ort jeden Moment ganz bewusst zu geniessen, denn die knapp zwei Wochen sind so schnell vorbeigezogen.