Die Schweizer Schmuckkünstlerin Therese Hilbert (*1948) ist bekannt für ihre herausragenden tragbaren Werke moderner Kunst. Anlässlich ihrer Ausstellung in der Neuen Sammlung in München, die noch bis zum 30. Juli dauert, wird ihr Lebenswerk anhand von 250 Arbeiten erstmals umfassend publiziert.
Therese Hilberts Material ist meist Silber. Ihre Formensprache entwickelt sie aus dem klassischen Kanon der Grundformen. Ihre Arbeiten strahlen weder Aufgeregtheit noch Lautheit aus, vielmehr vermitteln sie Archaik, Ruhe und Kraft. Dem Silber nimmt die Künstlerin sein charakteristisches Spiel mit dem Licht, bürstet es matt, schraffiert es fein, versieht es mit einer Oxidation und lackiert es mit einem dynamisch aufgetragenen Pinselstrich. Absolute Perfektion bei all ihren Tätigkeiten ist eine unausgesprochene Selbstverständlichkeit. Die Schnelllebigkeit unserer Zeit kommt zum Stillstand beim Betrachten ihrer Werke, sie laden ein zu einer sachten Kommunikation, die uns eine emotionale Tiefe erspüren lässt – die der Künstlerin und schliesslich auch unsere eigene.
Man muss sich Zeit nehmen, in sich hineinhorchen, um die Zartheit, aber auch die unbändige Kraft zu erspüren, die die Arbeiten der Künstlerin enthalten. Die Natur hat dafür – wie für so vieles – ihr eigenes bildliches Synonym geschaffen: den Vulkan. Nach aussen hin signalisiert er Ruhe, Schweigen, Untätigkeit – über Jahre, ja Jahrhunderte ist es still um ihn. Dann ein Brodeln, Risse zerreissen die Erdkruste, Rauch steigt auf. Am Ende eine gewaltige Eruption: Sein wahres Inneres zeigt sich – feuerrotes Magma tritt ans Tageslicht. Anfang der 1990er-Jahre entdeckte Therese Hilbert dieses faszinierende Thema und wird seither nicht müde, sich in immer wieder neuen und einzigartigen Arbeiten damit auseinanderzusetzen.
50 Jahre schmuckkünstlerisches Schaffen
Therese Hilbert studierte bei Max Fröhlich an der Zürcher Kunstgewerbeschule, bevor sie ihr Studium an der Akademie der Bildenden Künste in München bei Hermann Jünger abschloss – wie Max Fröhlich einer der Väter des internationalen Autorenschmucks. Die Publikation „Therese Hilbert – Rot“ präsentiert das Lebenswerk der Künstlerin und damit über fünfzig Jahre schmuckkünstlerisches Schaffen. Ein Katalogteil gibt in rund 300, meist grossformatigen Abbildungen einen umfassenden Einblick in die Entwicklung des Oeuvres. Heike Endtner, Warwick Freeman, Petra Hölscher, Otto Künzli, Ellen Maurer Zilioli sowie Pravu Mazumdar nähern sich ihm in ihren Texten aus unterschiedlichen Perspektiven. Eine fesselnde Präsentation des Werks einer der bedeutendsten zeitgenössischen Schmuckkünstlerinnen. Da Buch ist im Verlag Arnoldsche Art Pubishers in Stuttgart (D) erschienen. pd