Als eine der ältesten Schmuckmanufakturen Deutschlands mit deutlicher Ausstrahlung in den Schweizer Markt überrascht Odenwald mit einer pointierten Offensive, in deren Zentrum die Freiheit zur Sinnlichkeit steht. Das ist ungewöhnlich für ein Haus, das bislang eher als „Hidden Champion“ in aller Diskretion agierte. Gold’Or hat den Inhaber, Falk Dettinger, befragt.
Gold’Or: Falk Dettinger, bevor wir Sie zu Ihrer neuen Strategie befragen, würden wir gerne wissen, welche Bedeutung die Schweiz in Ihren Überlegungen einnimmt.
Falk Dettinger: Die Schweiz hat für alle Pforzheimer Unternehmen eine hohe Bedeutung. Das liegt an unseren gemeinsamen Wurzeln und Werten im Alemannischen. Wir sind uns, bei allen Unterschieden, nicht fremd. Daher neigen wir auch nicht dazu, die Schweiz im Marketing-Jargon in dem Begriff „DACH“ aufgehen zu lassen, sondern sie als ein Markt zu begreifen, den wir mit unseren Kreationen massgeschneidert bedienen können. Damit meine ich das Faible für Qualität und die Freude am Handwerk. Das ist essenziell für uns und stellt eine tragfähige Brücke zur Schweiz dar. Wir sind froh, mit der Firma Pfalzer den für uns bestmöglichen Partner in der Schweiz zu haben. So haben unsere Konzessionäre einen kompetenten Ansprechpartner vor Ort.
Das klingt nun aber doch traditionell.
Wir sind im 140sten Jahr unseres Bestehens und wissen genau, was wir sind und was wir nicht sein können oder möchten. In einem zweijährigen strategischen und kreativen Prozess haben wir unsere Geschichte verinnerlicht und gleichzeitig unser Potenzial erkannt: Eine Zukunft, die ausschliesslich aus unseren Schmuckstücken kommt – aus deren Kreativität und Emotionalität. Es ist die Sinnlichkeit einer Kreation von A. Odenwald, die zu einem Luxus von ganz eigener Klasse führt.
Odenwald gilt als Farbstein-Spezialist mit einer besonderen Expertise für Saphirschmuck. Kann man das noch sagen?
Das hätten wir selbst in unserer Phase der Zurückhaltung so nicht gesagt. Wir bieten unseren Partner-Juwelieren immer eine Form der Zusammenarbeit an, die das reine Lieferantendenken transzendiert: In ein gemeinsames Erleben von geteilten Werten und in das Kultivieren von Verlässlichkeit und Freundschaft. Wir sind heute eine selbstbewusste Marke mit einer klaren und unverwechselbaren Handschrift, die wir in drei grossen Kollektionen ausbreiten. Natürlich liegt ein starker Fokus auf „Liberty in colours“. Die Gold- und Diamantvariationen unserer Designs finden aber eine beachtenswerte Resonanz – auch in der Schweiz.
Können Sie uns einen Ausblick darauf geben, was uns auf der Inhorgenta Munich erwartet?
Unsere Juweliere und solche, die es werden möchten, werden erste Berührungspunkte mit unserer neuen Kommunikation erleben. Wir etablieren „The luxury of liberty“ als ein Markenversprechen, das sowohl dem Juwelier als auch dessen Kundinnen die emotionale und sinnliche Freude an der Freiheit vermittelt. Es sind nun einmal die Emotionen, die sich aus Traditionen entwickeln müssen, wenn diese ihre Relevanz behaupten wollen. Wo alles nur noch Tradition ist, erlischt schnell die Passion. Das ist eigentlich ein vertrauter Gedanke für die Schweiz.
Lässt sich das auch für Ihre Kreationen sagen?
Ganz unbedingt. Alles, was wir entwickeln, kommt aus der Kreativität und Sinnlichkeit unserer Linien, die wir als Freiheit begreifen. Als Freiheit der Frau, sich mit A. Odenwald zu inszenieren und ihre emotionale Souveränität auszuleben. Selbstbewusst in Schönheit und Sinnlichkeit. So gibt es mit „Vertigo“ eine neue Ringkreation von artistischer Wirkung mit grossen Farbstein-Solitären in einem „schwindelerregenden“ Design. Wir verbinden damit Manufakturtraditionen mit einprägsamer Ästhetik und einem zugkräftigen Angebot im Markt.
Ästhetik, Sinnlichkeit, Opulenz – für die Schweiz sind das schon fast „barocke“ Erfahrungswerte.
Das ist so. Unser Schmuck ist ein Fest des Lebens, der sich im Reichtum unserer Farben spiegelt. Aber all diese Pracht ist eingebunden in unsere Geschichte. Sie war immer da und zeigt das nun mit Stolz und einer gewissen Lautstärke, die ganz einfach der Tatsache geschuldet ist, dass das Anschwellen der Kommunikation eine höhere Deutlichkeit verlangt. Wenn Sie so wollen, ein Bekenntnis zur eigenen Identität als ziemlich unverwechselbarer Marke. Als Luxus der Freiheit.
Die Tradition ist die Erdung für das Entgrenzen durch die Kreativität. So sehen wir es. Und so setzen wir es um. Weil wir nicht anders können. (pd)