2017 hat die gebürtige Toskanerin Laura Inghirami „Donna Jewel“ gegründet, eine Agentur für Beratung und Marketing für die Schmuckindustrie. In kurzer Zeit hat sie sich in der Branche international einen Namen gemacht und zählt Ateliers und Manufakturen weltweit zu ihren Kunden. Ihr Antrieb ist ihre Faszination für Schmuck und ihr Wille, jeden Tag dazuzulernen.
Laura Inghiramis Leidenschaft gilt der Schmuckwelt. Es begann im Goldschmiedegeschäft ihrer Grosseltern in der Nähe von Florenz, wo sie als Mädchen nach der Schule und am Wochenende fasziniert war von den Kreationen im Atelier. Neben der handwerklichen Seite interessierten sie auch die Gespräche zwischen ihren Grosseltern und den Kunden. Die Kunst des Verkaufens, die heute gewissermassen zu ihrem Metier geworden ist, beobachtet sie schon im grosselterlichen Goldschmiedegeschäft ganz genau. Eine Welt wurde zu der ihren.
Als Ausbildungsweg wählte sie zunächst eine Richtung, die nichts mit Schmuck zu tun hat. Sie entschied sich für ein Studium der Betriebswirtschaft an der Universität Bocconi in Mailand, das sie mit einem Diplom in International Business abschloss. In dieser Zeit absolvierte sie auch ein Auslandsemester in San Diego im Bereich Marketing und Strategie. Mit nicht viel mehr als 20 vollendete sie ihr Studium 2017 mit einem zweijährigen Aufenthalt an der Grenoble Ecole de Management in Paris. Bereits während ihres Studiums in Paris stieg sie beim Unternehmen Les Néréides im Bereich Verkauf und Handel ein, mit der Möglichkeit eines langfristig ausgerichteten Engagements.
Die Geburt von Donna Jewel
Laura Inghirami entschied sich jedoch, ihrer Neugier zu folgen und absolvierte in Mailand zusammen mit Goldschmieden einen Lehrgang für Schmuckdesign. Die praktischen Erfahrungen, die sie dort sammelte, prägten sie entscheidend. Gerade das Skizzieren und Zeichnen fielen ihr anfangs schwer und zeigten ihr, wie intensiv und kreativ das Entwerfen von Schmuck ist. Insbesondere wurde ihr auch bewusst, dass viele Goldschmiede und Schmuckdesigner zwar sehr kreativ sind und faszinierende Objekte herstellen, gleichzeitig aber Mühe bekunden, ihre Stärken, Fähigkeiten und Kreationen ihrer Zielgruppe näher zu bringen. „Wie präsentiere ich mich und meine Fähigkeiten in einem guten Licht, gegenüber potenziellen Arbeitgebern, aber auch gegenüber Endkunden, die meine Kollektionen kaufen möchten“, sei eine Kernfrage für sie geworden. Laura Inghirami realisierte, dass in diesem Bereich der Beratung ein grosses Marktbedürfnis vorhanden ist: „Ich verstand, dass es viele Geschichten talentierter junger Schmuckkünstler gibt, die aber nicht wissen, wie sie diese effektvoll erzählen sollen. Die Idee für das Unternehmen Donna Jewel war geboren.
Nach einer zweijährigen Findungsphase, in der sie hauptberuflich zunächst in der Schmuckindustrie für ein Mailänder Traditionsunternehmen im Bereich Marketing und Strategie arbeitete und später bei einem internationalen Kosmetikunternehmen einstieg, entschied sie 2019, ganz auf die Karte Donna Jewel zu setzen. Der Anfang war nicht leicht. „Ich war sehr jung und musste mir zuerst das Vertrauen bei den Kunden aufbauen. Zudem war die Industrie noch nicht bereit für Social Media“, so Laura Inghirami. Viele Ideen seien anfangs skeptisch aufgenommen worden. Mit einem Maximum an Professionalität und Einsatz und viel Leidenschaft für das Metier konnte sie aber bald erfolgreich mit mehr und mehr Kunden zusammenarbeiten und sich in der Branche einen Namen machen. Möglicherweise hatte auch die Covid-Zeit, die anfangs eher ein Hindernis war, einen positiven Effekt, indem immer mehr Kunden realisierten, dass eine professionelle Präsenz in den Sozialen Medien unabdingbar geworden ist.
Laura Inghirami ist eine Person, die ständig Ideen entwickelt. In der Corona-Zeit lancierte sie beispielsweise spontan einen Online-Wettbewerb. Wöchentlich konnten Schmuckdesigner ein Stück zu einem bestimmten Thema einreichen, es gab Teilnehmer aus über 80 Ländern. Donna Jewel kürte jeweils die besten Stücke und publizierte diese auf ihren Instagram-Kanälen, eine Idee, die ihr auf Anhieb viele Sympathien und viel Publizität eingebracht hat.
Laura Inghirami bezeichnet sich selber gerne als „Artdirector“, die mit ihrem Unternehmen Donna Jewel mit mittlerweile fünf Mitarbeitenden Ateliers und Schmuckhersteller berät und unterstützt. Im Fokus steht dabei jeweils das unternehmerische Ziel, das erreicht werden soll, etwa, mehr junge Kunden anzusprechen. Strategische Möglichkeiten können dann von der Entwicklung einer neuen Kollektion bis zur Konzeption einer Marketingstrategie reichen. Auch wenn sie heute über eindrückliche Zahlen auf ihren Social-Media-Kanälen verfügt – allein der Instagram-Account von Donna Jewel zählt mehr als 164’000 Follower – ist ihr die Qualität wichtiger als die Zahl allein. Mit Donna Jewel zählt sie heute Schmuckunternehmen aus verschiedenen Ländern zu ihren Kunden. Ihre wichtigsten Märkten sind neben Italien, die USA, Frankreich und als viertgrösster Markt die Schweiz. Neben der Leitung von Donna Jewel unterrichtet Laura Inghirami zudem das Fach Marketing und Strategie für Schmuckdesigner am Istituto Europeo di Design in Mailand, sowie für Goldschmiede an der Galdus School of Milano.
Goldene Aussichten
Die Zukunft des Handwerks sieht sie optimistisch. Allerdings müssen Unternehmen und Designer bereit sein, sich den Veränderungen auch anzupassen, etwa indem sie ihr eigenes Können in einem guten Licht darstellen und publikumswirksam präsentieren. Das Handwerk selber bleibe für den Menschen aber ein ureigenes Bedürfnis. Und auch die Möglichkeiten der KI würden das Handwerkliche und die Welt der Emotionen nicht ersetzen können, so Inghirami. Gerade bei den Jungen werde das Schmuckhandwerk seine Attraktivität behalten und eher noch beliebter werden. Trotz aller Beschleunigung und Digitalisierung bleibe das Fühlbare des Handwerks beständig faszinierend.
Marcel Weder
donnajewel.com
instagram.com/donna.jewel
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