Die neuen Schweizer Goldschmiede-Meisterinnen und -Meister stehen fest. Am 15. Mai sind die Preise in den Bereichen Design und Technik verliehen worden.
29 Schmuckstücke in Design und 44 in der technischen Disziplin durfte die Jury dieses Jahr bewerten. Die Schweizer Goldschmiede-Meisterschaft bietet den Lernenden vor ihrer Abschlussprüfung eine Chance, sich untereinander zu messen. Die Hauptpreise sind mit 1000 bis 4000 Franken dotiert.
Wurzeln haben in erster Linie eine räumliche Dimension und die meisten Menschen eine klare Antwort darauf, wo sie ihre Wurzeln haben. Gleich im Anschluss stellen sich aber Fragen zu Identität, Kultur, Traditionen, Stimmungen, Gerüchen, emotionalen Bindungen und vielem mehr, was die eigenen Wurzeln definiert. Das diesjährige Wettbewerbsthema heisst „Roots“. So sehr Verwurzelung Stabilität und Sicherheit verspricht, so wichtig ist auch Distanz, um der Kreativität neuen Raum zu bieten. Aus der Begegnung mit Unbekanntem entsteht neue Schönheit. Innovation ermöglicht uns neue Dimensionen und Alternativen zu schaffen.
Daline Baumann von der Ecole Technique de la Vallée de Joux hat sich den Grossen Preis gesichert. Verführerisch und auf jeder Ebene emotional präsentiert sich der Grosse Preis „Pralines de Proust“. Mit feinem Humor ist in dieser spielerisch wirkenden Arbeit die Integration schwieriger Themen wie Kolonialismus und Ausbeutung in Verbindung mit einer persönlichen Geschichte gelungen. Der Duft des Kakaos erinnert die Gestalterin an ihre Kindheit. Herleitung und Mehrschichtigkeit des Themas sind schlüssig. Die handwerkliche Umsetzung sowie der Einsatz der Materialien sind hervorragend gelöst. Die fantastische Präsentation des Stücks mit einer Verpackung inklusive selbstkreiertem Logo runden das Gewinnerstück ab.
Der Konzeptpreis ging an das Broschenobjekt „Heimatklang“ von Flurin Caviezel, Firma Bertsche & Reschek in Schaffhausen. Das auf die Essenz reduzierte Objekt berührt unmittelbar durch einen fantastischen Klang. Es spricht ohne Worte für sich, löst heimatliche Gefühle aus und lüftet über eine sinnliche Ebene das Geheimnis der Verwurzelung. Das Sujet einer traditionellen Glocke, unterstützt durch eine aufwändige Inszenierung wird zum Sinnbild von gelebten Traditionen und emotionaler Verwurzelung. Die souveräne Reduktion in einem stimmigen Gesamtkonzept und die präzise Arbeit haben die Jury begeistert.
Verschiedene Ebenen
„Fundament“ heisst die Zeitkapsel, schwer, kantig und auf altmodische Art wie ein Apparat. Der pyramidenförmige Anhänger von Anna Zwicky, Beat Lehmann Goldschmiede in Basel, erhält den Jurypreis. Er dient dazu, Dias wiederzugeben und zur Retrospektive zu animieren. Dias sind Nostalgie, aus der Zeit gefallen, sie wecken Emotionen und Erinnerungen. Trotz des hohen Gewichts soll das kontemplative und kräftige Objekt nicht belasten, sondern zum Innehalten einladen. Gleichzeitig zitiert das Stück die Pyramiden des Pariser Louvre, in sich ein Schrein von kollektiven Erinnerungen.
Zwei Teilnehmende wurden aufgrund herausragender Leistungen mit je einer Belobigung geehrt: Nathan Cortat mit dem Broschen-Trio „Racines judéo-chrétiennes“ und Nada Roselli mit ihrem kronenartigen Kopfschmuck „Inhale, Travel, Exhale“, beide vom Pôle Arts Appliqués Neuchâtelois.
Schweizermeister in Technik
Im ersten Rang hat Eloi Hirt von der Firma Chopard & Cie SA in Meyrin brilliert. Den zweiten Platz sicherte sich Nathalie Parigger von der Firma Wipf Goldschmied in Wil, SG. Den dritten Preis durfte Sonja Föhn, Goldschmiede Benno Heinzer in Schwyz entgegennehmen. Die Teilnehmenden mussten innert 22 Stunden ein Anhängerschmuckstück aus Gelbgold herstellen. red.