Alle fünf Jahre erwartet die internationale Schmuckwelt mit Spannung die Wiedereröffnung des Schmuckraums in der Münchner Pinakothek der Moderne, der Danner-Rotunde. Dann nämlich stellen Gastkuratoren eine neue Auswahl von Objekten aus den zwei Schmucksammlungen, der Danner-Stiftung und der Neuen Sammlung – The Design Museum, dem Publikum vor.
Die einmalige Schau versammelt Werke der bedeutendsten Persönlichkeiten des internationalen Autorenschmucks der letzten 70 Jahre und kann auf insgesamt 323 Künstlerinnen und Künstlern aus 31 Ländern zurückgreifen: Broschen, Ringe, Armschmuck und Ketten werden nur in die Sammlungen aufgenommen, wenn sie künstlerisch überzeugen. Auch wenn sich die beiden Schmucksammlungen perfekt ergänzen, war es lange unsicher, ob „Die Neue Sammlung“ und die „Danner-Stiftung“ zu einer gemeinsamen Präsentation ihrer Schmuckbestände finden würden.
Ende der 1990er-Jahre führten Gespräche zwischen Florian Hufnagl, dem Direktor der Neuen Sammlung, und Herbert Rüth, dem Vorstandsvorsitzenden der Danner-Stiftung zwar zu einer Vereinbarung über eine Dauerleihgabe der Danner’schen Schmucksammlung an das Museum – Voraussetzung war jedoch ein Museumsneubau. Und der war lange Zeit alles andere als gesichert. Als sich eine Realisierung abzeichnete, wurde eine Liste von „Must-Haves“ erstellt, die der Schmucksammlung international zum Durchbruch verhelfen und sie weltweit einzigartig machen sollte. Es gehe nicht darum, „additiv zu sammeln“, wichtig sei vielmehr, „Spitzenarbeiten zu zeigen, künstlerische Strömungen an exemplarischen Beispielen aufzuzeigen“. Eine Strategie, der die Präsentation in der Danner-Rotunde bis heute ihr besonderes Gesicht verdankt.
Die ganze Bandbreite
Die Publikation „Schmuck“, die kürzlich im Stuttgarter Verlag Arnoldsche Art Publishers erschienen ist, präsentiert erstmals vollständig den Autorenschmuck der beiden Sammlungen. Auf 576 Seiten, in über 1000 Abbildungen und an mehr als 1700 Schmuckstücken zeigt sich die ganze Bandbreite von tragbarer Kunst. Interviews mit Protagonistinnen machen in Originaltönen Meilensteine der Entstehung der Danner-Rotunde lebendig.
Eine bebilderte Chronologie und Kurzbiografien aller im Buch vertretenen Künstler runden das umfassende Werk ab, das mit seiner aussergewöhnlichen Gestaltung von Frederik Linke auch ästhetisch zu überzeugen weiss. Ein nie dagewesener Überblick über die internationale Schmuckszene – gesehen aus Münchner Perspektive. Ein unverzichtbares Standardwerk für alle Fans des Autorenschmucks, das in Umfang, Gestaltung und wissenschaftlicher Aufarbeitung neue Massstäbe setzt. (pd)