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„Spitzensport für alle“

Bald ist es so weit: Am 22. August reisen die 21-jährige Goldschmiedin Nina Kahl und ihr Trainer Roger Weber an die Berufsweltmeisterschaften nach Kazan in Russland. Auch für den VSGU bedeutet diese Teilnahme organisatorische Arbeit. Andrea von Allmen, Verantwortliche für die Fachkommission Goldschmiede, gewährt einen Blick hinter die Kulisse.

Gold’Or: Andrea von Allmen, wie laufen die Vorbereitungen für die Teilnahme an den World Skills?

Andrea von Allmen: Von Februar bis Juli ist unsere Wettkampfteilnehmerin Nina Kahl jeden Monat bei ihrem Coach Roger Weber in einem viertägigen Training. Beim Letzten, Anfang Juni, habe ich vorbeigeschaut und gestaunt, wie konzentriert und präzis die junge Goldschmiedin an der Arbeit ist. Bei den ersten Trainings ging es noch mehr um allgemeine handwerkliche Fähigkeiten. Nun arbeitet sie an einem Probestück, das nach den Richtlinien der World Skills gefertigt werden muss und das die Aufgabe an der Weltmeisterschaft sein könnte. Die Herausforderung ist riesig und das nicht nur für Nina, sondern auch für Goldschmied Roger Weber, der sich für diesen Job verpflichtet hat und während eines halben Jahres kaum mehr Zeit für anderes findet.

Beim Interview für die Gold’Or 3/19 hat Weber betont, dass die Chemie zwischen ihm und der jungen Goldschmiedin stimmt. Wie ist denn die Stimmung heute, fast drei Monate später?

Wie ich erleben durfte, ist sie immer noch sehr gut. Die beiden sind sich einig, dass es eine sehr strenge Zeit ist, aber dass sie immer noch total motiviert sind. Das habe ich auch gespürt. Es läuft alles genau strukturiert nach Plan – professionell, wie es sein muss.

An den letzten beiden World Skills in Abu Dhabi 2017 und in São Paulo 2015 waren keine Schweizer Goldschmiede dabei. Weshalb nicht?

Das weiss ich nicht genau, weil ich erst seit einem guten Jahr im VSGU-Vorstand bin. Ich war überrascht, als sich Nina Kahl für die Teilnahme an den World Skills bei mir bewarb, nachdem sie die Schweizer Goldschmiede-Meisterschaft (SGM) gewonnen hat. Da habe ich mir gedacht, dass es doch umgekehrt sein sollte, dass wir als Verband und Förderer des Nachwuchses uns um eine solche Teilnahme kümmern müssten.

Aber die Goldschmiede-Meisterschaft wird ja auch nicht vom Verband, sondern von Daniel Gut und Christoph Brack organisiert.

Das ist so. Unsere Idee wäre es, künftig die SGM oder zumindest ein Teil davon im Rahmen der Swiss Skills durchzuführen. Die Sieger der verschiedenen Berufe an den Swiss Skills qualifizieren sich damit ja gleichzeitig für die World Skills. Dabei müssten aber noch einige Details geklärt werden. Beispielsweise die Altersgrenze: An den World Skills dürfen die Teilnehmer nicht älter als 22 Jahre alt sein. Da wären bei unseren Lernenden im vierten Lehrjahr schon einige ausgeschlossen. Wir sind in Verhandlungen und werden informieren, sobald die Zeit reif ist.

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Fertige Trainingsstücke von April und Mai

Dann sollen also die Lernenden auch wieder am Wettkampf der Swiss Skills teilnehmen?

Ja, unbedingt. Ich hoffe, dass das schon an den nächsten nationalen Berufsmeisterschaften, die im kommenden Jahr stattfinden, der Fall sein wird.

Für welche Vorbereitungsarbeiten für die World Skills ist der VSGU zuständig?

Der VSGU ist nicht allein zuständig für das Projekt World Skills. Es sind verschiedene Organisationen beteiligt. Die Swiss Skills und die Organisation der Arbeitswelt (OdA) der Schmuckbranche, sind gemeinsam für diese Sache am Werk. Die Organisation Swiss Skills übernimmt den grössten Teil der Arbeiten, organisiert Teamweekends und stellt die Finanzierung des Projekts sicher. Die OdA der Schmuckbranche, zu der der VSGU und die Association des Métiers de la Bijouterie (Asmebi) gehören, bestimmt grundsätzlich über die Teilnahme an den World Skills, rekrutiert den Experten und im Idealfall eben auch die Kandidaten. Weiter schaut sie, dass die Rahmenbedingungen vom teilnehmenden Team und dessen Arbeitgebern eingehalten werden. Wir haben zudem die Kontakte zu den Sponsoren hergestellt, die das Team mit Edelmetall und Werkzeug ausstatten und wir decken die mediale Verbindung in Zusammenarbeit mit Gold’Or ab. Zudem unterstützen wir den Trainer und die Kandidatin bei administrativen Arbeiten und bei persönlichen Fragen.

Am schönsten wäre es wohl, wenn Nina Kahl Weltmeisterin würde. Wie schätzen Sie ihre Chancen ein?

Da eine Prognose abzugeben ist schwierig. Roger hat bestätigt, dass sie keine Mühe hat, sich zu konzentrieren und mit dem Druck gut umgehen kann. Das sehe ich als Vorteil. Auch den technischen Anforderungen ist sie gewachsen. Zudem beherrscht sie die handwerklichen Fähigkeiten und führt ein gutes Zeitmanagement. Ob das ganz nach vorne reicht, weiss ich nicht – wäre natürlich super. Ich denke, sie könnte es packen.

„Es ist nicht einfach, einen Goldschmied zu finden, der sich als Nationaltrainer zur Verfügung stellt. Diese Aufgabe ist mit einem Riesenaufwand verbunden, das Team muss funktionieren und es gibt einen dicken Katalog von Regeln zu beachten.“

Die World Skills finden alle zwei Jahre statt. Werden die Schweizer Goldschmiede künftig regelmässig vertreten sein?

Falls wir die SGM tatsächlich im Rahmen der Swiss Skills durchführen werden, wäre das sicher der Fall. Es ist allerdings nicht einfach, einen Goldschmied zu finden, der sich als Nationaltrainer zur Verfügung stellt. Diese Aufgabe ist mit einem Riesenaufwand verbunden, das Team muss funktionieren und es gibt einen dicken Katalog von Regeln zu beachten. Mit Roger Weber haben wir  eine ideale Besetzung gefunden. Er macht das absolut perfekt. Dazu kommt, dass auch die Arbeitgeber mitmachen müssen indem sie sich verpflichten, das Team zu unterstützen. Es ist Spitzensport für beide respektive alle.

Welche Vorteile wird diese Teilnahme Nina Kahl bringen?

Sie lernt sicher ganz viel: Sie kann ihre Technik, in der sie zwar schon gut ist, noch perfektionieren. Sie lernt mit grossem Druck umzugehen und kann von Mental- und Medientrainings profitieren. Nicht zuletzt darf sie mit vielen anderen jungen Berufsleuten aus der ganzen Welt nach Russland reisen und wird viel erleben. Auch der Spassfaktor wird hoffentlich nicht zu kurz kommen und für ihre berufliche Zukunft ist diese aussergewöhnliche Teilnahme sicher eine besonders wertvolle Referenz.

Bild: Roger Weber und Nina Kahl beim Training im Juni

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