Die Inhorgenta-Trendfactory lud am 22. Oktober zum zweiten Mal zu einem Fachaustausch in der Schweiz. 75 Mitglieder der Schmuck- und Uhrenbranche folgten der Einladung nach Luzern. Im Scheinwerferlicht stand das topaktuelle Thema „Nachhaltigkeit“.
Der Begriff Nachhaltigkeit ist in aller Munde. Inzwischen ist den meisten Menschen – und das nicht nur in unseren Breitengraden – bewusst geworden, wie zerstörerisch wir mit Natur und Ressourcen umgehen. Das Thema ist wahrlich mehr als ein „Greta-Syndrom“ oder eine Modeerscheinung. Es ist topaktuell, aber davon gesprochen wurde schon im 18. Jahrhundert. Damals ging es um die Holzindustrie. Genug Grund also, die zweite schweizerische Durchführung der Trendfactory der Inhorgenta München unter dieses Motto zu stellen.
Da die Platzzahl beschränkt war, musste einigen Interessierten abgesagt werden. Schliesslich kamen 75 Personen in den Genuss, bei diesem spannenden Event im Kultur- und Kongresszentrum KKL in Luzern dabei sein zu dürfen. Und sie genossen nicht nur die zauberhafte Aussicht auf See und Stadt, sondern lauschten aufmerksam den Referenten und dem anschliessenden Podiumsgespräch, das von Tanja Wenger, Leiterin dieser Fachzeitschrift, moderiert wurde.
Schöne Aussichten
Nach der Begrüssung durch Stefan Schürch von der Firma BTO Solutions Schürch, die die Inhorgenta München in der Schweiz vertritt, sprach Patrick Kessler vom Verband Schweizerischer Versandhandel darüber, ob die Hersteller in der heutigen Zeit noch Händler brauchen. Anschliessend stellte Nawal Ait-Hocine die Non-Profit-Organisation „Responsible Jewellery Council – RJC“ vor. Zum ersten Höhepunkt des Anlasses führte Stefanie Mändlein, Projektleiterin der Inhorgenta, mit einem spannenden Ausblick auf die kommende Messe, an der zwischen 14. bis 17. Februar wiederum rund 27‘000 Fachbesucher aus aller Welt erwartet werden. Mit grosser Freude berichtete Mändlein darüber, dass die Schweiz das Partnerland sein wird und in der Uhrenhalle A1 ein „Salon Swiss“ mit Uhrenmarken und eine Sonderausstellung stattfinden wird.
Digitalisierung und Nachhaltigkeit werden im Rahmenprogramm der Inhorgenta 2020 eine wichtige Rolle spielen. So wird besonders die Halle C2, die für Trends und Inspiration, Nachwuchsförderung und Unikatschmuck steht, komplett neu kuratiert. Auch die Halle A1 wird noch vielseitiger. Das liegt unter anderem an den Marken, die nach einer Pause zur Messe zurückgefunden haben – nicht zuletzt wegen des Spektakels um die Baselworld. Eine von ihnen ist die Citizen-Group. Karsten Isermann, der für Citizen Watch Europa zuständig ist, erklärte: „Die Inhorgenta hat erkannt, dass die Aussteller auch Kunden sind und geht auf deren Wünsche und Bedürfnisse ein.“ Darin sieht er einen wichtigen Aspekt für den wachsenden Erfolg der Messe.
Für mehr Transparenz
Ein Thema, dass die Branche seit Jahrzehnten beschäftigt, ist die Intransparenz der Edelstein-Wertschöpfungskette. Heute wollen viele Kunden wissen, woher die Steine kommen und unter welchen Bedingungen sie abgebaut wurden. Darüber referierte Daniel Nyfeler, Leiter des Gübelin Gemlabs, in einem äusserst lebendigen Vortrag. Er stellte einen Lösungsansatz für mehr Transparenz vor, den das Gemmologische Labor von Gübelin auf den Markt gebracht hat. Es geht um das Projekt „Provenance Proof“, ein auf der Blockchain-Technologie basierendes, digitales Logbuch, in dem Informationen über Aktivitäten entlang der Wertschöpfungskette eines Edelsteins sicher erfasst, gespeichert und ausgetauscht werden können.
Abgerundet wurde der geschäftliche Teil des Anlasses mit einer Podiumsdiskussion, an der Bruno Mojonnier, Inhaber von Mojo Design, Beat Bähler von Braloba, Joachim Schirmacher (s. Interview in dieser Ausgabe) sowie Leonie Adam teilgenommen haben. Die junge Schmuckdesignerin setzt ganz auf Swissness und verarbeitet ausschliesslich Mineralien aus den Schweizer Alpen, die in rezykliertem Gold im Atelier in Olten gefasst werden.
Nachdem das Programm ohnehin schon 50 Minuten überzogen wurde, musste aus organisatorischen Gründen auf eine Diskussion mit Fragen aus dem Publikum verzichtet werden. Bei einem gemütlichen Apéro riche und einem regen Austausch unter den Anwesenden, die teilweise von weither in die Zentralschweiz gereist waren, fand der gelungene Anlass einen würdigen Ausklang.