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Schweizer Uhrenbänder nach Mass

Das Atelier du Bracelet in Genf ist 2016 von Fabian und Olivier Lisanin sowie César Maillet gegründet worden. In der eigenen Werkstatt, fünf Gehminuten vom Genfer Bahnhof entfernt, werden auf Kundenwunsch Uhrenbänder in Leder und Textil nach Mass gefertigt – für Marken, Bijouterien und Privatkunden.

Wer für seine Uhr ein massgefertigtes Armband wünscht, ist beim Atelier du Bracelet Genève richtig. Seit 2016 fertigt das Unternehmen in seinem Atelier mit Ladengeschäft an der Rue Sigismond-Thalberg in Genf Uhrenbänder in Leder und Textil nach Mass. Dabei beginnt die Geschichte des jungen Ateliers eigentlich mit einem Ende. César Maillet beschäftigte sich im Rahmen seiner Uhren- und Schmuck-Ausbildung an der Designschule HEAD in Genf mit der Lederwarenproduktion. Dies führte ihn zu einem kleinen Westschweizer Atelier für Lederwaren, wo er Sylviane Lisanin kennenlernte, deren Vater bereits im Bereich Maroquinerie tätig war. Weil das Atelier jedoch aus wirtschaftlichen Gründen den Betrieb einstellte, suchte Sylviane Lisanin nach neuen Möglichkeiten, ihre Erfahrung im Bereich der Bracelet-Fertigung weiterhin einzusetzen. César Maillet lernte in der Folge auch die beiden Söhne von Sylviane Lisanin kennen, Fabien und Olivier Lisanin. Gemeinsam können sie einen Grossteil der Maschinen des Betriebs übernehmen und entschliessen sich zur Gründung des Atelier du Bracelet Genève.

Die Eröffnung des Ladengeschäfts an der Rue Sigismond-Thalberg erfolgte im August 2016. Es befindet sich fünf Fussminuten vom Bahnhof in Genf sowie zehn Minuten von der Rue du Rhône mit vielen wichtigen Uhrenfachgeschäften. „Mit vielen Geschäften arbeiten wir freundschaftlich zusammen. Sucht ein Kunde nach einem massgeschneiderten Band, werden wir nicht selten als Referenz empfohlen“, so César Maillet. Die Räumlichkeiten erlaubten zudem die Installation und den Betrieb aller für die Bracelet-Fertigung nötiger Maschinen.

 

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César Maillet mit einem Kalbsleder mit feiner Haptik, das dieses Jahr eingeführt wird.

Grosse Material- und Farbenvielfalt

Den Kunden steht vor Ort eine umfangreiche Auswahl an verschiedenen Ledern zur Verfügung. Neben Kuhleder in unzähligen Farben und Varianten sind dies Alligator-Leder in 70 verschiedenen Farben, mehr als 50 Farben an Rochen-Leder, mehr als 100 Farbvarianten an Echsenledern, mehr als 30 Straussenleder-Farben, dazu eine umfangreiche Farbauswahl an Fischledern (Lachs, Hai etc.). Alle Leder, mit denen das Atelier du Bracelet arbeitet, sind Cites-zertifiziert oder stammen aus unbedenklichen Quellen. So ist beispielsweise auch eine Auswahl an Biber-Ledern vorhanden, die aus staatlich kontrollierter Jagd am St.-Lorenz-Strom in Kanada stammen.

Die Innenseite der Bracelets, die sogenannte Doublure, besteht meist aus Kalbsleder, die Aussenseite im Material und der Farbe der Wahl. Auch Textilarmbänder in verschiedenen Farben werden im Genfer Atelier massgefertigt. Preislich sind die Bracelets dabei nicht so teuer, wie häufig angenommen: „Wir variieren zwischen Preisen ab 280 Franken für Bracelets in Kalbsleder bis 480 Franken für Alligator-Bracelets. Manches Bracelet einer renommierten Marken liegt in einem ähnlichen Bereich – ausser, dass wir von Hand in Genf fertigen“, so Maillet. Die Wartefrist für ein Band beträgt rund sechs Wochen. Für Kunden auf der Durchreise, die ihr Band noch vor ihrem Abflug abholen möchten, werden nach Möglichkeit auch Express-Fertigungen in Angriff genommen. Weitere Sonderwünsche, etwa wenn die Innenseite aus dem Leder der Aussenseite bestehen soll, sind – auch gegen Aufpreis – ebenfalls möglich.

Ein wichtiger Bereich bildet auch die Reparatur von Armbändern. „Wir reparieren alle Arten von Lederarmbändern, unabhängig ob sie von uns kommen oder nicht“, so Maillet. Häufig gehen bei Lederbändern beispielsweise die Schlaufen kaputt. Hier gelinge in fast allen Fällen eine Reparatur. Generell empfiehlt Maillet zudem, Uhren mit Lederbändern nicht jeden Tag zu tragen. Ähnlich wie bei Schuhen, seien – gerade im Sommer – Pausen wichtig, damit das Leder wieder trocknen könne.

Im Bereich Alligatorleder arbeitet das Atelier mit zwei zertifizierten Lieferanten aus Frankreich und Italien zusammen. Im Bereich Kuhleder sind es ebenfalls Gerbereien aus Italien und Frankreich. Ein wichtiger Kontaktort ist die weltgrösste Messe für Leder, Lineapelle in Mailand, die jeweils im Februar stattfindet. „Generell“, so betonen César Maillet und Fabien Lisanin, „ist der enge Kontakt mit den Gerbern für uns sehr wichtig. Waren wir früher normale Abnehmer, sind wir heute auch Impulsgeber. Wenn ein Kunde von uns etwas Aussergewöhnliches wünscht, das wir nicht an Lager haben, zum Beispiel eine bestimmte Farbe oder eine Haptik, versuchen wir es in Zusammenarbeit mit unseren Lieferanten möglich zu machen.“ Dazu gehöre auch das Gespür für Trends. „Wenn wir spüren, dass diese oder jene Farbe im Kommen ist, bauen wir unser Angebot entsprechend aus“, so Maillet. So seien derzeit beispielsweise auch mit Anilin gegerbte Leder, die eine weiche Oberfläche aufweisen, sehr gefragt.

Kunden und Partnerschaften

Zu den Kunden zählen Privatkunden genauso wie Uhrenmarken. Die erwähnte Nähe zu den renommierten Fachgeschäften in Genfs Innenstadt ist dabei genauso vorteilhaft wie die Nähe zu den Genfer Luxushotels, wo im Halbjahresrhythmus wichtige Auktionen stattfinden – mit dem Auktionshaus Phillips unterhält das Atelier beispielsweise eine Partnerschaft als Uhrenband-Lieferant. Dazu kommen Partnerschaften mit verschiedenen Marken, wie Ludovic Ballouard, Simon Brette, JC Biver, MB&F oder Jacob & Co. Ein wichtiges Aktionsfeld bildet auch die Reisetätigkeit. Bereits zum dritten Mal waren Fabien und Olivier Lisanin sowie César Maillet im Mai im Nahen Osten unterwegs. Diesmal in Dubai, wo man seit 2023 mit Ahmed Seddiqi & Sons als lokalem Partner zusammenarbeitet. Dabei werden Kunden in einem Eventlokal oder Hotel getroffen, um direkt vor Ort die Massfertigung der Uhrenbänder zu besprechen. „Diese Kooperation ist für uns sehr wichtig. Die Kunden fühlen sich zu Hause und können mehrere Uhren ihrer Kollektion an die Treffen mitbringen, was für sie auf Reisen nicht möglich wäre.“ Auch in der Westschweiz arbeitet das Atelier du Bracelet in ähnlicher Art mit Fachhändlern zusammen. Ein Geschäftszweig, den man in Zukunft auch in der Deutschschweiz ausbauen möchte.

Ein wichtiges Marketingtool ist die Präsenz in sozialen Medien, allen voran Instagram, wo das Atelier du Bracelet mehr als 5000 Follower aufweist. Ebenfalls wichtig ist die Webseite www.adbg.ch, die derzeit um einen E-Shop erweitert wird. Ein bedeutender Schritt für das Genfer Unternehmen, wie César Maillet unterstreicht: „Nicht ohne Stolz können wir damit sagen, der einzige Uhrenbandhersteller mit eigenem Webshop zu sein, der seine Bracelets zu 100 Prozent in der Schweiz fertigt.

Marcel Weder

adbg.ch

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