Häufig wird Schmuck als Ausdruck der individuellen Persönlichkeit wahrgenommen. Dabei hat er immer auch eine gesellschaftliche Relevanz und damit ein kritisches Potenzial. Stand über viele Jahrzehnte hinweg vor allem die Hinterfragung der eigenen Traditionen im Vordergrund des Autorenschmucks, hat sich in den Arbeiten einer jungen Künstlergeneration das Medium von seinem Selbstbezug weitgehend gelöst. Schmuck wird stattdessen als Möglichkeit und Notwendigkeit zur Reflexion gesellschaftsrelevanter Inhalte verstanden. Themen wie Ökologie, Konsumgesellschaft, Identitäten oder Feminismen werden direkt durch das Medium Schmuck ausgedrückt.
Die renommierte dänische Schmuckkünstlerin und Professorin der Klasse für Schmuck und Gerät an der Akademie der Bildenden Künste München, Karen Pontoppidan (geb. 1968), hat von März bis Mitte Juni 30 internationale Schmuckkünstlerinnen und -künstler in „Die Neue Sammlung – The Design Museum“ nach München eingeladen. Die von ihr ausgewählten Positionen verbindet eine Haltung, die Schmuck als Medium für gesellschaftspolitische und sozialrelevante Fragestellungen versteht.
Auf jeweils zwei Doppelseiten der begleitenden Publikation, die im Verlag Arnoldsche Art Publishers unter dem Titel „Schmuckismus“ erschienen ist, werden sowohl jüngere als auch ältere Arbeiten der eingeladenen Künstlerinnen und Künstler präsentiert. Vor den Augen des Lesers breitet sich so ein Panorama von 15 Jahren Schmuckgeschichte aus. Kommentare der Kuratorin erläutern die Besonderheiten der jeweiligen Arbeiten und verorten sie im gesellschaftlichen Kontext.
Essays von Karen Pontoppidan und Hanne Lorek begleiten die grossformatig abgebildeten Arbeiten aus der Perspektive des Ausstellungskonzepts heraus, Paul Derrez hingegen untersucht in seinem Beitrag das politische Potenzial von massenproduzierten Ansteckbuttons. Anhand der Arbeiten der 30 Schmuckkünstler der jüngeren Generation wird die gesellschaftspolitische Dimension des zeitgenössischen Autorenschmucks in ihrer ganzen Vielfalt vorgestellt. Ein Buch über die zunehmende Bedeutung des Schmucks in der aktuellen Kunstproduktion.