Gold’Or: Anja Grotto-Ingold, wie ist es, vom Ihrem Vater Markus Ingold einen Geschäftsbereich zu übernehmen?
Anja Grotto-Ingold: Chaotisch (lacht). Spass beiseite, ich erachte es als ein Privileg und einen Akt des Vertrauens, dass mein Vater und sein Bruder mir die Verantwortung für den wichtigen Heimmarkt übertragen. Ich bin schon länger in der Firma und kenne ihn bereits durch die Betreuung der Grosskunden. Das Besondere ist, plötzlich für Umsatz verantwortlich zu sein. Ich sehe das aber positiv, wir sind ein grossartiges Team und so freue ich mich auf die neuen Aufgaben. Schön ist, dass alles in Familienhänden bleibt, das schätzen auch die Kunden. Sie wissen, dass sie einen flexiblen und starken Partner haben.
Planen Sie, etwas zu verändern?
Meine Devise ist: Schau in die Zukunft, aber vergiss deine Wurzeln nicht. Ich will die Nähe behalten, die mein Grossvater und mein Vater zum Markt hatten, und möchte wie sie ein persönlicher Ansprechpartner bleiben. Der Wandel ist eher da, wo sich der Markt selbst verändert hat. Gerade im tiefen Preissegment müssen wir uns den neuen Gegebenheiten anpassen.
Welche sind das?
Bei den Uhren passiert heute immer mehr im elektronischen Handel. Das bringt auch unsere Fachhändler vor Herausforderungen. Wir wollen mit ihnen zusammen Möglichkeiten entwickeln und ihnen das Material zur Verfügung stellen, das sie brauchen, um im Internet Fuss zu fassen und eine sogenannte Omni-Channel-Präsenz aufzubauen. Um die jüngere Kundschaft anzusprechen, sind diese Plattformen für die Uhrenindustrie heute genauso wichtig wie der Verkauf im Detailhandelsgeschäft. Ich will meinen Kunden zuhören, denn sie haben alle unterschiedliche Geschäftsmodelle, sind nahe am Konsumenten und spüren die Veränderungen stärker als wir als Uhrenhersteller.
Werden die Cover-Uhren neben Apple Watch und Co. einen Platz behalten?
Ich glaube daran, dass wir neben den elektronischen Uhren bestehen können, denn die Bedürfnisse sind unterschiedlich. Ich kenne viele Leute, die beides nutzen oder ihre elektronischen Uhren sogar wieder abgegeben haben. Wie sich das Verhältnis zwischen den beiden Angeboten entwickelt, wird sich zeigen.
Zudem war und bin ich der Ansicht, dass es das Einsteigersegment bei den Uhren braucht. Es macht Swiss made und qualitativ hochwertige Uhren für diejenigen zugänglich, die sich den Luxus nicht leisten können. Die Nachfrage ist da und die Exportzahlen geben uns recht.
Haben Sie eine Lieblingsuhr?
Ich habe schon immer gerne klassische, aber auch sportliche Uhren getragen. Für den Alltag nehme ich gerne die SM34089 Diver von Swiss Military. Sie ist der perfekte Allrounder für einen vollen Tag mit Haushalt, Garten und so weiter, sieht aber in Kombination mit einer Bluse sofort elegant aus. Von Cover trage ich die grüne Version des Modells Valentina CO207 mit Lederband.
Tanja Wenger