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 Niessing

Die Schmuckmanufaktur Niessing aus dem münsterländischen Vreden feiert ihr 150-jähriges Bestehen. 1873 von Hermann Niessing gegründet, überzeugt das Unternehmen durch Exzellenz: Eine Kollektion mit Stilikonen und klaren Designs, eine grosse Fertigungstiefe und Handwerkskompetenz in der eigenen Manufaktur sowie eine nachhaltig engagierte Unternehmenskultur, all dies zeichnet Niessing aus.

1873 gründete der Goldschmied Hermann Niessing in Vreden, einer Kleinstadt im Münsterland nahe der deutsch-niederländischen Grenze, eine eigene Schmuckwerkstatt, wo sich auch heute der Firmensitz und die Manufaktur befinden. In der ersten Phase war Niessing auf die Fertigung von Nonnenringen und Devotionalien konzentriert. Bald folgte die Spezialisierung auf Trauringe. 1904 entwickelte Niessing den fugenlosen Ring – ein Ring ohne Anfang und Ende, und damit Ausdruck des perfekten Liebessymbols – und avancierte in den folgenden Jahrzehnten zum führenden Trauringhersteller in Deutschland.

Das Bauhaus-Ideal

Ab den 1950er Jahren leitete die Goldschmiedin Ursula Exner (1924-1986), die Tochter von Bernhardine und Franz Niessing, in dritter Generation das Unternehmen. Unter ihrer Regie entstand eine enge Zusammenarbeit mit Architekten und Designern. Gemeinsam mit dem Architekten Max von Hausen entwickelte Ursula Exner in den 70er Jahren die Grundlagen für Niessings auch heute zentrale Designphilosophie, die sich an den Prinzipien des Bauhaus orientiert. In der Folge entstanden viele ikonische Kollektionen: 1974 entwickelte Niessing seine erste Schmuckkollektion Setario. 1979 folgte das erste kinetisches Schmuckstück Mutatio, und im gleichen Jahr entwickelte der Objektkünstler Walter Wittek die Urform des Spannrings, der zu einer Ikone der Schmuckgeschichte avancierte. Der Spannring, Niessings wohl bekannteste Schöpfung, präsentiert sich heute in grosser Form- und Modellvielfalt.

Seit 2014 ist Sandro Erl Geschäftsführer des Unternehmens. Unter seiner Regie wurde der Umsatz substanziell erweitert und die Zahl der Mitarbeitenden in Vreden erhöhte sich von 100 auf 170. Niessing-Schmuck ist weltweit bei über 300 internationalen Juwelierpartnern erhältlich. Weiter betreibt das Unternehmen 17 Niessing-Stores in acht Ländern: zehn in Deutschland, einen in der Schweiz (Zürich), einen in Singapur, einen in Hongkong, einen in Australien (Sydney), einen in China (Shanghai) sowie zwei in Japan (Osaka und Tokio) und Ende Jahr folgt die Eröffnung eines Stores in Kuala Lumpur.

Marcel Weder

niessing.com

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Anhänger, Kollektion Topia Vision.

Die gläserne Manufaktur

Rechtzeitig zum 150-Jahre-Jubiläum hat Niessing seine Manufaktur umfassend umgebaut und modernisiert. Die Produktionsräume wurden umgestaltet und entsprechend den Abläufen neu aufeinander abgestimmt. Auch in den modernen Räumlichkeiten spürt der Besucher den Geist der Vergangenheit. Im Jubiläumsjahr 2023 lädt Niessing bestehende Juwelierpartner und deren ausgewählte Kunden zu einem Besuch der Manufaktur nach Vreden ein. Ein Konzept – im Sinne der gläsernen Manufaktur – das auch in Zukunft fortgesetzt wird. Gläsern ist dabei doppelt gemeint, zum Besuch einladend sowie als Verweis auf das Material Glas, das beim Umbau prominent verwendet wurde. mw

 

Dynamik und Leidenschaft

Sandro Erl ist seit 2014 Geschäftsführer der Schmuckmanufaktur Niessing. Im Gespräch spricht er über die Gründe für Niessings Erfolg, unterstreicht die Bedeutung des 150-jährigen Bestehens und skizziert die Grundlagen einer erfolgreichen Zusammenarbeit mit dem Fachhandel.

 

Gold’Or: Sandro Erl, 150 Jahre Niessing – wie feiern Sie das Jubiläum?

Sandro Erl: Das Jubiläum bedeutet uns viel, zumal wir aufgrund unserer Unternehmensentwicklung guten Grund zum Feiern haben. Wir präsentieren verschiedene Klassiker aus Niessings Geschichte als Jubiläumskollektion, die nur dieses Jahr erhältlich sein werden. Wir organisieren eine wandernde Jubiläumsausstellung, die bei verschiedenen Juwelierpartnern und Niessing-Stores weltweit zu sehen ist. Und wir begrüssen unsere Juwelierkunden in unserer pünktlich zum Jubiläum zur „gläsernen Manufaktur“ umgebauten Schmuckmanufaktur in Vreden.

 

Niessing konnte in den letzten Jahren substanziell wachsen. Wo liegen die Gründe?

Zentral ist sicher, dass wir als Team versuchen, den Mythos Niessing zu pflegen und auszubauen. Die Authentizität unserer Marke ist wichtig. Ich denke, wir konnten in den letzten Jahren davon profitieren, dass Kundinnen und Kunden sich an Marken mit einer starken Identität orientieren. Das geht Hand in Hand mit der Pflege und dem Ausbau unserer Manufaktur. Ausser dem Schleifen von Diamanten erfolgen sämtliche Produktionsschritte, vom Design, über das Legieren der Edelmetalle, die Fertigung der Halbzeuge wie Rohlinge und Drähte bis hin zum Fassen der Steine im eigenen Atelier. Dank dieser vollständigen Fertigungstiefe, die ihresgleichen sucht, können wir die Herstellungsprozesse und die handwerkliche Qualität perfektionieren.

 

Welche Veränderungen sind in den letzten Jahren erfolgt?

Die Schmuckmanufaktur Niessing lebt stark vom Geist und von der Leidenschaft ihrer Mitarbeiter. Mit dem Wachstum der letzten Jahre einhergegangen ist auch eine Verjüngung des Teams, mit frischen Ideen. Motivierte Mitarbeiter sind uns wichtig, weshalb wir viel Energie in die Ausbildung von Fachkräften in allen Abteilungen stecken: Von den Goldschmieden und Drehern, über das Kaufmännische bis hin zu den IT-Fachpersonen bilden wir Lernende bei uns aus. Wir haben sogar eine eigene Abteilung für die Goldschmiedeausbildung. Nachhaltigkeit ist auch in anderen Bereichen zentral. Seit 2021 sind wir Mitglied des Responsible Jewellery Council. Zudem publizieren wir jedes Jahr einen Nachhaltigkeitsbericht, der unsere Leistungen und Ziele dokumentiert.

 

Wo liegen Niessings Kernmärkte?

An erster Stelle ist der Heimmarkt Deutschland, gefolgt von Japan, wo Niessing traditionell eine grosse Bekanntheit aufweist. In Europa weiter wichtig sind die Niederlande, Spanien, die Schweiz und Österreich. Dazu kommen verschiedene Märkte in Asien und Übersee wie Singapur, Hongkong oder Australien.

 

Welche Ziele verfolgen Sie in der Schweiz?

Die Schweiz ist für uns ein wichtiger Markt, wo gutes Handwerk einen hohen Stellenwert besitzt. Entsprechend planen wir hierzulande langfristig und sind weiter daran interessiert, unser Fachhandelsnetz punktuell zu erweitern. Selbstverständlich ist entscheidend, dass die Voraussetzungen für eine langfristige Partnerschaft gegeben sind. Wenn die Grundlagen für beide Seiten stimmen, laden wir potenzielle Partner gern unverbindlich zu einem Besuch der Manufaktur in Vreden ein. Es gibt wohl keine bessere Möglichkeit, den Geist der Marke Niessing kennenzulernen.

 

Welche Voraussetzungen sollte ein Niessing-Partner mitbringen?

Eine wichtige Grundlage ist die Begeisterung für Designklassiker, Handwerkskunst und eine Partnerschaft auf Augenhöhe. Wir streben danach, mit unseren Schmuckstücken handwerklich zu brillieren und die Kunden ästhetisch zu verzaubern. Wenn dieser Funke auch auf den Juwelier überspringt, sind die Voraussetzungen gut, um langfristig zusammenzuarbeiten. mw

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