Martin von Büren ist Stadtuhrmacher von Solothurn und Inhaber des gleichnamigen Uhren- und Schmuckgeschäfts im Zentrum der Stadt. Dieses wurde 1960 von seinem Vater gegründet und 1994 von ihm übernommen. Nun sucht er eine Nachfolge.
Gold’Or: Martin von Büren, Sie sind erst 58 Jahre alt, warum haben Sie sich entschieden, das Geschäft aufzugeben?
Martin von Büren: Zeit ist das, wovon man im Leben viel zu wenig hat. Plötzlich ist alles vorbei und man hätte noch so viele Pläne gehabt. Ich spüre, dass nun der richtige Zeitpunkt gekommen ist, um mich vermehrt meinen verschiedenen Projekten zu widmen, die ich noch realisieren will.
Wie stellen Sie sich die Nachfolge vor?
Ich habe keine konkreten Vorstellungen. Schön wäre natürlich, wenn die Branche in diesen Räumen weiterhin vertreten bleibt. Mein Geschäft liegt an bester Lage und ein Uhrmacher oder ein Goldschmied – natürlich auch in weiblicher Form – könnte hier durchaus Erfolg haben. Es könnte aber auch jemand aus dem Detailhandel sein, der sich mit einer Bijouterie selbstständig machen möchte. Vor allem ein Uhrmacher könnte sich hier sein eigenes kleines Reich einrichten, denn Konkurrenz ist weit und breit keine in Sicht.
Kann oder muss der Nachfolger auch das Inventar übernehmen?
Das kommt drauf an: Wenn jemand das Inventar übernehmen will, würde ich ihm dieses zu guten Bedingungen übergeben. Aber auch wenn es nur um den Kundenstamm und Teile des Inventars geht, werden wir uns sicher finden.
Wären Sie bereit, einen allfälligen Nachfolger einzuarbeiten?
Wenn das erwünscht wird, wäre ich gerne bereit dazu. Ich kann mir auch vorstellen in gewissen Zeiten auszuhelfen und Ferienablösungen zu übernehmen. Aber ich gebe auch gerne alles ab und ziehe mich zurück, was für die Loslösung meiner emotionalen Bindung zum Geschäft sicher das Beste wäre.
Was liegt Ihnen für die Zukunft des Geschäfts am Herzen?
Ich wünsche mir eine Person mit Freude am Beruf. Jemand, der seriös arbeitet, ein breites Fachwissen hat und meinen Kundenstamm weiter pflegen wird, was in dieser schnelllebigen Zeit sicher geschätzt würde.
Wie stellen Sie sich Ihren Alltag ohne das Geschäft vor?
Das Amt als Stadtuhrmacher werde ich weiterhin ausüben. Ich freue mich darauf, mehr Zeit für Revisionen der Stadtuhren und des Zeitglockenturms zu haben. Auch um Reparaturen von Uhren aller Art werde ich mich kümmern – dazu gehören die dreizehn Turmuhren aus meiner privaten Sammlung. Ich kann mir zudem vorstellen, auf Abruf bei anderen Uhrengeschäften auszuhelfen. Ein weiteres Hobby von mir sind Sportzeitmessungen beim Rudern, bei allen möglichen Läufen, bei Drachenbootrennen und vielen anderen Sportarten. Zudem will ich meine eigene Uhrenmarke weiterentwickeln und vielleicht auch mal etwas „Verrücktes“ tun. Ich freue mich auf die Zeit, wenn ich nur noch das machen kann, was mir wirklich Spass macht und mir einfach Zeit für die Zeit nehmen kann.