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In Pforzheim wird gefeiert

Die Goldschmiedeschule mit Uhrmacherschule Pforzheim feiert diesen Herbst ihr 250-jähriges Bestehen. Ihre Geschichte ist eng an jene des Standorts Pforzheim geknüpft. Anfangs eine Schule für die regionalen Manufakturen hat sie sich inzwischen längst in ein Bildungsinstitut mit nationaler, beziehungsweise internationaler Ausstrahlung gewandelt.

Der Ansiedlung einer Uhren- und Schmuckproduktion in Pforzheim in den Jahren 1767/68 auf Initiative des Markgrafen Karl Friedrich von Baden und des französischen Schmuckfabrikanten François Autran folgte unmittelbar die Gründung einer entsprechenden Bildungsstätte, ebenfalls auf deren Initiative. Erster Lehrer der Schule war Andreas Koessler, seines Zeichens Miniaturmaler, der seinen Dienst am 12. September 1768 mit dem Segen des Markgrafen aufnahm.

Zeichnen formt gute Handwerker

Koesslers Aufgabe bestand darin, die Zöglinge des Waisenhauses, die in der dortigen Schmuck- und Uhrenfabrikation arbeiteten, im Zeichnen zu schulen. Dazu zählte die Miniatur- und Emailmalerei, in der vor allem besonders Begabte unterrichtet wurden. 1805 verschmolz diese Zeichenschule mit der Freihand-Zeichenschule, die in Pforzheim für die Schüler des Pädagogiums (der ehemaligen Lateinschule) bestanden hatte. Wunsch der Obrigkeit war es, dieser neuen Zeichenschule noch mehr Bedeutung zukommen zu lassen, da man ihren Einfluss „auf die Bildung guter Handwerker und feinerer Künstler“ als sehr hoch einstufte.

1834 wurde die Zeichenschule durch einen Regierungserlass zur Gewerbeschule umfunktioniert. Allerdings zeigte dieser Schritt erst 1846 in der Praxis Wirkung, indem unter der Leitung von Philipp Huber das Fach Modellieren zum Unterricht hinzukam. Im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts begann eine zunehmende Aufgliederung des Unterrichts in verschiedene Berufsbilder: Die grösste Gruppe bildeten dabei die Gold- und Silberschmiede, gefolgt von den Edelsteinfassern, Graveuren und Emailmalern.

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Seit 1993 wird der Wellendorff-Preis für das beste Meisterstück vergeben. Diesjährige Preisträgerin ist Marina Grasser: Armreif in 925er Silber, grosse Fassung in Gelbgold 750, roter Turmalin, grüner Prasiolith sowie 33 Brillanten. Rückseitig ist ein Verschluss integriert.

Grosse Berufsvielfalt

Eine grössere Reform fand zu Beginn des 20. Jahrhunderts statt. 1905 wurde die Goldschmiedeabteilung von der Gewerbeschule getrennt, unter der Leitung von Rudolf Rücklin entstand eine eigenständige Goldschmiedeschule. Gleichzeitig wurde nun auch ein Vollzeit-Ausbildungssystem eingeführt, in Form einer zweijährigen Ausbildung an der Schule, gefolgt von einem eineinhalbjährigen Praxislehrgang mit abschliessendem Gesellenstück. Ein System, das bis heute im Wesentlichen Bestand hat. Als Stärke der Vollzeitschule zählt bis heute die sehr umfassende Ausbildung in den verschiedensten Techniken des Goldschmiedens. Anfangs betrug die Unterrichtszeit 43 Wochenstunden, später wurde diese auf 49 Wochenstunden erhöht.

Im dualen System wurden nach dem 1. Weltkrieg an der Pforzheimer Goldschmiedeschule rund 30 Berufe ausgebildet. Heute sind es zwölf verschiedenen Berufsrichtungen: Goldschmied, Silberschmied, Edelsteinfasser, Uhrmacher, Graveur,  Metallbildner, Gürtler, Oberflächenbeschichter, Edelmetallprüfer, Werkgehilfe, Polierer sowie Schmuckwerker.

Nach dem 2. Weltkrieg wurde die Goldschmiedeschule Pforzheim vorübergehend zur Vereinigten Goldschmiede-, Kunst- und Werkschule Pforzheim zusammengefasst. 1966 erfolgte eine erneute Trennung und die Goldschmiedeschule wurde wieder eigenständig. Nachdem der alte Standort an der Jahnstrasse im Krieg zerstört worden war, befand sich die Schule während rund fünfzehn Jahren ausserhalb Pforzheims. Das heutige, nach Plänen von Hans Schürle an der St.-Georgen-Steige errichtete Schulgebäude wurde im Mai 1960 eingeweiht.

Acht Ausbildungsbereiche

In den letzten Jahrzehnten wurde das Vollzeit-Bildungsangebot der Schule deutlich erweitert. Zum dualen Ausbildungsbereich sowie zu den beiden 1905 beziehungsweise 1920 eingeführten Berufsfachschulbereichen Uhrmacher (3 Jahre Vollzeit) und Goldschmieden (2 Jahre Vollzeit) kamen seit den 70er Jahren fünf weitere hinzu: Seit 1976 gibt es einen einjährigen Lehrgang für Goldschmiedemeister und 1988/89 kamen als Fachhochschulabschluss der zweijährige Weiterbildungslehrgang für Gestaltung (Schmuck und Gerät) sowie das Berufskolleg für Design, Schmuck und Gerät als dreijährige Vollzeitausbildung dazu. Seit 2011 gibt es ein zweijähriges Berufskolleg für Produktdesign, ganz neu eingeführt wurde zudem eine Meisterschule für Galvanotechnik.

Schüler- und Studentenzahlen

Bis im Revolutionsjahr 1848 bewegten sich die Schülerzahlen auf konstantem Niveau. 1844 wurden rund 80 Schüler gezählt. Ab 1848/49 erlebten die Schmuckbranche und der Produktionsstandort Pforzheim einen enormen Aufschwung, der bis zum Ausbruch des 1. Weltkriegs 1914 andauerte. Ein erster Höhepunkt wurde 1873/74 mit 1024 Schülern erreicht. Diese Zahl blieb bis Anfang des 20. Jahrhunderts grundsätzlich stabil. Durch die zusätzliche Einführung des Vollzeit-Unterrichtssystems stieg die Zahl dann bis 1911 auf 2300 Schüler als Höchststand. Heute zählt die Goldschmiede und Uhrmacherschule Pforzheim rund 500 Schüler.

Die Goldschmiedeschule mit Uhrmacherschule Pforzheim ist eine staatliche Schule und wird von der Stadt Pforzheim und dem Bundesland Baden-Württemberg finanziert. „Diese staatliche Angliederung ist angenehm. Sie nimmt uns einen finanziellen Druck und erlaubt uns, bei der Auswahl der Schüler ausschliesslich auf Talent und Fähigkeiten zu achten“, so Martin Kiefer, der seit 2015 Schulleiter ist.

Schülerinnen und Schüler aus der Schweiz

Derzeit sind zudem 16 Schülerinnen und Schüler aus der Schweiz eingetragen. Fünf sind in der Berufsfachschule für Goldschmiede eingeschrieben (2 Jahre Vollzeit), vier besuchen das Berufskolleg für Design, Schmuck und Gerät (3 Jahre Vollzeit), drei besuchen die Berufsfachschule für Uhrmacher (3 Jahre Vollzeit) und in dualer Ausbildung sind ein Graveur, ein Ziseleur und zwei Galvaniseure eingeschrieben.

Info
www.goldschmiedeschule.de

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