Die September-Ausführung der Jewellery & Gem Fair beim Flughafen in Hongkong ist immer noch die grösste und wichtigste Edelstein-Fachmesse des Jahres. Rund 1700 Aussteller mit einem vielseitigen Angebot von losen Farbsteinen, Diamanten, Perlen und auch teilweise Juwelenschmuck wurden erwartet.
Am ersten Tag war der Andrang an der Messe in den Hallen der Asia World Expo in Hongkong noch gross, aber schon am zweiten Messetag kamen geschätzte 10 bis 20 Prozent weniger Besucher als im Vorjahr. Auf die Verkäufe hatte dies scheinbar wenig Einfluss, die meisten Händler erzielten Umsätze über den Erwartungen. Ein Edelsteinhändler meinte gar, dies sei in den letzten zehn Jahren die beste Messe gewesen.
Gute Geschäfte waren auch den zahlreichen Labors beschert. Immer mehr Käufer legen Wert auf zertifizierte Farbedelsteine. Bei sehr hochwertigen Steinen werden zwei bis drei verschiedene Zertifikate verlangt. Die bekannten und renommierten Forschungslabors sind daher meistens sehr gut ausgelastet, was lange Wartefristen zur Folge hat. Aus dieser Situation heraus sind in den letzten Jahren neue Labors entstanden. Einige von ihnen präsentieren sich dieses Jahr zum ersten Mal an der Messe in Hongkong – sie hinterliessen den Eindruck von Goldgräberstimmung in diesem Geschäftszweig. Gefragt waren heuer insbesondere Fancy Color Saphire in den Farben von Pink und Purple bis Violett. Aber auch Rubine, die in feinen Qualitäten und über acht Carat Gewicht bis anhin kaum zu finden waren, sowie Smaragde erfreuten sich grosser Nachfrage. Vor allem die überaus seltenen, nicht geölten Smaragde werden immer begehrter.
Immer mehr Diamantsynthesen
Auffallend an der Messe war die zunehmende Zahl von Anbietern synthetischer Diamanten. Auch Schmuckproduzenten mit Diamantsynthesen-Kollektionen präsentieren sich prominent. Die chinesischen und russischen Produzenten stellen immer mehr immer grössere Steine her. Gemäss Aussagen der Händler sinken die Preise monatlich, da die Produktionsmengen unkontrolliert in die Höhe schnellen. Von der Rohware für Kleinbrillanten bis zu geschliffenen Fancy-Color-Diamanten war alles im Angebot zu finden. Geschliffene Steine über 5 Carat sind im kommerziellen Handel keine Seltenheit mehr.
Die Meinungen zu dieser Entwicklung sind unterschiedlich. Eine negative Beeinflussung der Preise bei natürlichen Diamanten ist aktuell nicht ersichtlich. Bei den naturfarbenen Diamanten ist sogar eher das Gegenteil der Fall, die Preise klettern jedes Jahr mehr in die Höhe.
Martin Julier
Leiter Edelsteinlabor
Bucherer AG, Luzern