Nicole Ripp absolvierte eine Banklehre und ein BWL-Studium, danach wollte sie die Welt entdecken. Nach einem Gespräch mit ihrem Vater entschied sie sich jedoch, ein Jahr lang im Familienunternehmen zu hospitieren. Die Arbeit mit den Farbsteinen gefiel ihr so gut, dass sie bei Groh + Ripp einstieg und in Idar-Oberstein blieb.
Die Wurzeln für Nicole Ripps Leidenschaft reichen weit zurück: Schon in der Achatschleiferei ihres Grossvaters erlebte sie gemeinsam mit ihrer Schwester Sandra, wie aus den grossen Rohsteinen Stück für Stück Kunstwerke entstanden. Die Schwestern erlebten von früh auf mit, wo die Steine herkommen, sie lernten die Minenbesitzer und deren Familien kennen – eine Erfahrung, die sie bis heute prägt.
Während Sandra sich heute um die technische Abteilung von Groh + Ripp kümmert, begleitet Nicole nahezu alle Prozesse auf dem Weg vom Rohstein zum fertig geschliffenen Juwel. Sie arbeitet eng mit Juwelieren und Goldschmieden zusammen und legt Wert auf kompetente Beratung. Während die Begeisterung für edle Steine sie zu einer anspruchsvollen Einkäuferin macht, hat die Mutter einer vierjährigen Tochter ihre andere Leidenschaft, das Reisen, nie aufgegeben – noch immer fühlt sich Nicole Ripp überall auf der Welt zu Hause, in Hongkong zum Beispiel oder auf Hawaii. Im Laufe der Jahre ist auch die Liebe zur Heimat Idar-Oberstein gewachsen: „Mittlerweile möchte ich die Stille und die Natur nicht mehr missen – dieser Ort ist mein Rückzugsort und meine Liebe auf den zweiten Blick.“ (red.)
Gold’Or: Nicole Ripp, was bedeuten Ihnen Farbsteine?
Farbsteine sind eine bunte Welt, eine Kostbarkeit. Sie wurden von der Natur geschaffen, mit Gewalten wie Bewegung oder Druck, und sind deshalb etwas ganz Besonderes. Farbsteine sind ein Medium der Erde, eine Art Zwischenschritt, der uns mit der Natur verbindet.
Gleichzeitig sind Farbsteine Ihr tägliches Geschäft.
Ja, und das seit Generationen. Ich bin mit den Farbsteinen gross geworden, sie haben mein Leben geprägt. Ich schätze es sehr, in diesem hochwertigen Bereich arbeiten zu dürfen.
Haben Sie einen Lieblingsstein?
Mittlerweile sind es viele: Ich liebe den Turmalin, den es in einer unglaublichen Farbvielfalt gibt. Es macht Spass, mit diesem Stein zu arbeiten, der auch sehr anspruchsvoll im Schleifen ist. Den Sternsaphir mag ich ebenfalls. Es fasziniert mich immer wieder, dass die Rutilnadeln genau im richtigen Winkel zueinanderstehen, so dass bei Lichteinfall dieses wunderschöne, sternförmige Bild entsteht. Weiter mag ich Sondertöne, sogenannte Off-Töne, sehr gerne; also alle Töne, die besonders sind: Kupfer, Marrone, Platingrau, schwarze Kirsche und so weiter.
Das Lager von Groh + Ripp ist eine wahre Schatzkammer, die unterschiedlichsten Steine funkeln um die Wette. Wie behalten Sie den Überblick?
Wir haben in der Tat viele Steine, ein grosser Teil davon befindet sich noch im Rohzustand. Man kann den Überblick nur behalten, wenn man tagtäglich mit ihnen arbeitet und die Freude und Leidenschaft nicht verliert.
Wie wird aus einem Stein ein fertiges Juwel?
Wenn ich einen Rohstein gekauft habe, gebe ich an, was ich mir damit vorstelle. Wir sind eine Manufaktur und verarbeiten alle Steine in unserer hauseigenen Schleiferei hier in Idar-Oberstein, wo die Schleifer auch ausgebildet werden. Bei uns entstehen sowohl Cabochons als auch facettierte Steine – in der ganzen Bandbreite von der günstigen Variante in Quarz bis hin zum hochwertigen Paraiba-Turmalin.
„Wir wissen noch am gleichen Tag von Funden in den Minen.“
Zusammen mit Jürgen Brunk sind Sie in der Firma für den Einkauf zuständig. Wie und wo suchen Sie nach neuen Farbsteinen?
Oft kommen die Minenbesitzer zu uns nach Idar-Oberstein, mittlerweile werden uns aber auch viele Steine digital angeboten. So wissen wir zum Beispiel noch am gleichen Tag von Funden an den Minen.
Worauf achten Sie beim Einkauf neuer Farbsteine?
In erster Linie auf die Qualität, aber auch auf Grösse und Farbe sowie darauf, ob die Steine in unser Sortiment passen. Wir kaufen hauptsächlich Rohware ein, doch es kann schon mal vorkommen, dass mich ein schönes, fertiges Exemplar anlacht und ich dieses kaufe und umschleifen lasse. Beim Einkauf denke ich oft schon an unsere Kunden. Um sie zu verstehen, muss man sich mit ihren Produkten auseinandersetzen. Wenn man diese kennt, kann man auch besser Steine für sie finden. Es kommt also vor, dass ich einem Goldschmied oder Juwelier nach dem Einkauf konkret einen Stein vorschlage. Wir freuen uns, auf den Messen Kunden zu treffen – bestehende und neue – und gemeinsam zu schauen, was am besten in ihr Sortiment passt. (twf)