Ein edles und beständiges Schreibgerät von A bis Z im eigenen Atelier herstellen, so die Vision des Goldschmieds Raphael Gsponer. Nach jahrelanger Tüftelei mit vielen Herausforderungen hat er sie umsetzen können. Nun will er seine Stifte auch anderen Bijouterien und Goldschmieden zugänglich machen und ein kleines Vertriebsnetz aufbauen.
Für seine Marken „Fellowjewels“ und „Fellowpens“ hat Raphael Gsponer das englische Wort Fellow für Gefährte gewählt – seine Kreationen sollen die Kundinnen und Kunden ein Leben lang begleiten. Während der Basler Goldschmied für die Kundschaft nach wie vor hauptsächlich Schmuck herstellt, sind Schreibgeräte sowohl das zweite Standbein seines Einmannbetriebs, als auch seine Leidenschaft.
Mit dem Gedanken, Schreibgeräte selbst herzustellen, spielte Gsponer schon seit längerer Zeit. „Ich war 15 Jahre lang Atelierleiter in einem Basler Betrieb und hatte immer mal wieder Kunden, die teure Kugelschreiber sammeln“, sagt er. „Da dachte ich mir, dass man das als Goldschmied eigentlich auch anbieten könnte. Schreiben ist ein analoger Vorgang und passt somit gut zu unserem traditionellen Handwerk.“ 2016 begann er, sich intensiver mit dieser Idee zu befassen.
Von Hand statt vom Fliessband
Zu Beginn hat Gsponer, der berufsbegleitend einen MBA mit Schwerpunkt Geschäftsentwicklung erlangt hat, das Thema Schreibgeräte intensiv recherchiert. Er reiste nach Pforzheim und besuchte die Manufakturen, in denen die meisten bekannten Schreibgeräte-Hersteller ihre Produkte extern in Auftragsarbeit herstellen lassen. „Dort ist vieles automatisiert, fast wie in der Automobil-Industrie: Die Stifte entstehen mit Hilfe eines Computers auf grossen Fertigungsbahnen.“ Er erzählt weiter von Mindestbestellmengen in fünfstelliger Höhe und von seinem Entschluss, alles von A bis Z selbst herzustellen.
„Für die Herstellung von Schreibgeräten gibt es kein Lehrbuch, ich musste mir alles selber beibringen und ausprobieren“, sagt der gelernte Goldschmied. Um alle Arbeitsschritte im eigenen Atelier und ohne moderne Verfahren wie CAD-Programme oder CNC-Maschinen ausführen zu können, musste er alte, analoge Maschinen anschaffen. In die Rundknetmaschine, mit der das Rohr vorne zugespitzt wird, hat er rund 50‘000 Schweizer Franken investiert. Eine weitere Herausforderung stellte der Stahlclip der Kugelschreiber dar. Da Gsponer mit den Produkten verschiedener Lieferanten nicht zufrieden war, fertigt er heute sogar dieses Element selbst und erfüllt so sein Motto „Handcrafted in Switzerland“ in jeder Hinsicht. Vom ersten Tüfteln bis zum Moment, als ihm der Feinschliff gelang, dauerte es fast vier Jahre.
Gold, Silber und Messing
Seit dem Frühjahr ist Gsponer in der Basler Markthalle im eigenen Atelier tätig. Fast zeitgleich hat er auch seine Arbeitsschritte für die Kugelschreiber-Herstellung finalisieren können. Heute sind Exemplare aus Gold, Silber und Messing in unterschiedlichen Ausführungen im Angebot. „Die Form des Stifts bleibt stets gleich, während die Materialien und die Oberflächen variieren – mit Hammer und Meissel kann ich auf Kundenwunsch verschiedene Muster ziselieren,“ so Gsponer. Ein Kugelschreiber aus Messing ohne Verzierungen ist ab 140 Schweizer Franken erhältlich, das Basismodell in Silber ab 320, in Gold ab 6000 Franken, wobei mit Edelstein- oder Diamantbesatz nach oben kaum Grenzen gesetzt sind.
Raphael Gsponer möchte seine edlen Schreibgeräte nicht nur im eigenen Atelier anbieten, sondern ein Vertriebsnetz aufbauen. Er sucht Bijouterien und Goldschmiede, die noch etwas in ihr Sortiment aufnehmen wollen. „Ich habe selbst die Erfahrung gemacht, dass Schreibgeräte einen guten Zusatzverkauf bilden und neue Kundengruppen ansprechen.“ Für den Aussendienst hat der dreifache Vater, der soeben sein nächstes Projekt, den Füllfederhalter, lanciert hat, jedoch nur wenig Zeit. „Ich freue mich, wenn sich Interessenten bei mir melden.“
www.fellowpens.com
Bild: Raphael Gsponer in seinem Atelier in Basel.