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Georg Dobler

Georg Dobler beschäftigt sich am liebsten mit Formen der Geometrie. Der mehrfach ausgezeichnete Schmuckkünstler aus Berlin schafft auch zeitgenössische Schmuckstücke aus Materialien, die eigentlich für den Mülleimer bestimmt sind. Von 10. bis 23. August leitet er den Workshop „Material und Ornament“ in der Design-Werkstatt in Braunwald.

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Ein klassisches Thema ironisch zitiert: „Zu gross, zu bunt“. Collier aus Silberguss oxidiert mit rechteckigem Citrin.

Gold’Or: Georg Dobler, haben Materialien einen Zeitwert?

Georg Dobler: In meinen Augen bestimmen Modetrends den aktuellen Wert von Materialien. Zeitmoden entscheiden, was jeweils im handwerklichen Bereich angeboten oder womit gearbeitet wird. Neben den klassischen und traditionellen Werkstoffen wie Edelmetalle, Edel- und Farbsteine oder Perlen, sehe ich im heutigen Schmuck auch immer öfter organische Stoffe wie Perlmutt, Muscheln, Schneckenhäuser, gefärbte oder ungefärbte Korallen, Holz, Edelhölzer, Zweige, Papier, Pappe, Marmor, Kieselsteine, Kristalle oder Glas.

Zeitmoden ändern sich. So gab es die Vorlieben für Porzellan und Porzellanmalerei, Email, Eisenguss oder Glas und vieles mehr. Was ist aktuell angesagt?

Wir leben im Zeitalter nach der Postmoderne. Heute kann fast jedes Material zu Schmuck verarbeitet werden. Ein ganz wichtiges aktuelles Thema ist ja bekanntlich Kunststoff. Daher liegt es nahe, dass auch Plastikmüll in Schmuckstücke integriert wird. Dabei kann dieser Teile des Ganzen darstellen oder das Hauptthema sein. Es kommt auf die persönliche Sicht und den „Geschmack“ des Schmuckschaffenden an, wieviel er davon einsetzen will.

Kann also heutzutage aus x-beliebigen Materialien und naturalistischen Elementen wertvoller Schmuck hergestellt werden?

Wahllos alle möglichen Materialien einzusetzen, ergibt kein gutes Gestaltungskonzept. Es bedarf schon einer klaren Auswahl und es muss überlegt sein, was genau, wo und warum es verwendet wird. Schliesslich sollte das Stück ja ästhetisch Sinn machen.

Was braucht es für die richtigen Entscheidungen?

Wenn ich ein Material ausgewählt habe, das zu meinem Konzept passt, überlege ich mir, ob ich dieses Material so belasse wie es ist, oder ob ich Form, Farbe und Oberfläche verändern will. Es geht um einen strukturierten Gestaltungsprozess aber auch um den künstlerischen Prozess, zu dem Experimente gehören.

Wie rechtfertigt das Experimentieren mit unedlen Materialien das erlernte Goldschmiedehandwerk?

Aus meiner Sicht können eine Hinterfragung der erlernten handwerklichen Fähigkeiten sowie der Einsatz von neuen Mitteln dem traditionellen Goldschmiedehandwerk nur nützen. In unserem Bereich fehlt es mir oft an Witz, Humor und Ironie.

Wie sehen Sie eigentlich die Zukunft des Handwerks in einer voll digitalisierten Welt?

In der digitalisierten Welt kommt dem Handwerk vielleicht eine noch grössere Bedeutung zu. Dabei denke ich an das Verständnis für Materialien und zwar für die physikalischen, wie auch für die ästhetischen Eigenschaften. Maschinen und Computerprogramme sind Werkzeuge, die das machen, was ihnen gesagt wird. Sie wissen nicht, was für ein Material sie verwenden sollen, sie können nur einsetzen, was zuvor programmiert wurde. In diesem Sinn kann Handwerk die neuen Werkzeuge für die Schmuckproduktion nutzen. Ich lasse immer öfter Teile (Steine) scannen, entwickle daraus eine passende Fassung und kann gleich noch eine Ringschiene oder Öse addieren. Im Programm gebe ich das gewünschte Material an, die Guss-Schrumpfung wird dann errechnet. Es entsteht ein Produkt, ganz nach meinem Formwillen und Formwissen. Im Entwurf bleibe ich der Gestalter, mein Design wird mit digitalen Mitteln umgesetzt. Ich bin überzeugt, dass das Wissen und die Erfahrungen in Handwerk und Design auch in Zukunft unabdingbar sein werden.

Was macht die Faszination des Handwerks aus?

Das Schöne an unserem Handwerk ist das klassische Wissen und Können. Keine Maschine kann uns das nehmen. Wir können 3-D-Werkzeuge nutzen, müssen aber nicht. Es bleibt immer die Frage: selber machen oder machen lassen. Die Entscheidung ist und bleibt individuell.

Es muss nicht immer Gold sein
Georg Dobler ist Goldschmiedemeister, Schmuckkünstler und Professor an der Hochschule für angewandte Kunst und Wissenschaft in Hildesheim, Deutschland. Seit Beginn seiner Schaffensphase 1980, beschäftigt er sich mit Formen der Geometrie. Auch als er Mitte der 1980er Jahre zu naturalistischen Elementen griff und damit einen Aufschrei in der Szene provozierte, blieben seine Schmuckarbeiten an geometrische Formen gebunden. Doch gerade weil der Naturalismus als nicht zeitgemäss galt, wurde Dobler zum Vorreiter für die Generation der nachfolgenden Autoren-Schmuckgestalter.
Edler Schmuck muss für den Künstler nicht zwingend aus Gold oder Platin sein. Er ist überzeugt, dass Material und Technik beim Schmuckherstellen überbewertet werden. Viel wichtiger sind für ihn die Gedanken und Ideen hinter einem Stück und die Kreativität in der Umsetzung. Seine Naturabgüsse von exotischen Pflanzen und Käfern – Dobler bezeichnet sich selbst als Strukturen- und Formensammler – ergänzt der Künstler mit grossen, facettierten Steinen als künstliche Hinzufügung. Die leuchtenden Farbsteine gehen dabei ein schimmerndes Farbenspiel mit den Metalloberflächen ein. Silberglanz ist in den Arbeiten Doblers selten anzutreffen: Schwarzchrom oder oxidierte Silberoberfläche, die in irisierendem Schwarz glänzen, sind sein Markenzeichen.