Im Juli feierte die zweite Klasse des dreijährigen Bachelorstudiums XS Schmuck an der Hochschule Luzern ihren Abschluss. Die Bachelorarbeiten könnten kaum unterschiedlicher sein, was ganz im Sinne der Ausbildung ist.
„Die Frauen sind ihren eigenen Ideen mit Passion und enormen Einsatz nachgegangen und haben ihre Interessengebiete voll ausgelotet», sagt Christoph Zellweger zu den diesjährigen Bachelorarbeiten des Studiengangs XS Schmuck. Er ist der Leiter des dreijährigen Vollzeitstudiums, das seit 2016 an der Hochschule Luzern angeboten wird. Drei Arbeiten davon, werden hier vorgestellt: Sophie Willener hat aus dezenten Hörgeräten nicht zu übersehende Statement-Stücke designt. Megan Kelso hat Dessous für Frauen entworfen, die von Brustkrebs betroffen sind. Bereits für internationales Interesse sorgte Pauline Müller mit ihrer preisgekrönten, exzentrischen Gesichtsschmuck-Kollektion.
„Die drei jungen Frauen haben drei sehr unterschiedliche, gestalterische Positionen eingenommen, genauso wie es bei XS Schmuck sein soll“, so Zellweger. Alle Abschlussarbeiten konnten während der Werkschau im September in den neuen Räumlichkeiten der Hochschule Luzern – Design & Kunst in Emmenbrücke bestaunt werden. Der Besuch der kleinen aber feinen Ausstellung hat gezeigt, dass Schmuck grösser gedacht werden kann und dass sich der Blick auf neue – auch berufliche – Perspektiven im Studium öffnet.
www.hslu.ch/de-ch/design-kunst/studium/bachelor/xs-schmuck/bachelor-arbeiten/
Do you see me hearing you? Vom Hörgerät zum Statement-Objekt
Hörgeräte fallen heutzutage kaum mehr auf. Sie werden von der Industrie so diskret wie möglich gestaltet. In dieser Produktstudie entwirft Sophie Willener „visuell lautere“ Hörgeräte, mit dem Ziel, diese sichtbarer zu machen und ihnen zu einer formalen Eigenständigkeit zu verhelfen. Die ästhetisierten Produkte lehnen sich an die Hörtrichter aus dem 19. Jahrhundert und werden durch sie zum Hingucker und stolzen Accessoire. Mit diversem Zubehör wird aus dem Hörgerät Hörschmuck für selbstbewusste Träger. Die Objekte sind in beratender Zusammenarbeit mit der Hörtechnologie-Spezialistin Sonova AG aus Stäfa entstanden.
Dessus et Dessous: Designed für Frauen nach der OP
Die Kollektion von Megan Kelso richtet sich an Frauen, die von Brustkrebs betroffen sind. Manche verlieren eine, andere beide Brüste oder Teile davon. Plötzlich fehlt ein Körperteil und es tauchen Fragen zur eigenen Versehrtheit und Weiblichkeit auf. Ästhetisch ansprechende Dessus und Dessous verstärken positive Körpergefühle. Als gelernte Damenschneiderin versteht Megan den weiblichen Körper und als Schmuckmacherin die Kraft der Objekte, die am Körper getragen werden. Mit Blick auf ihre Zielgruppe hat sie Alltagstaugliches und Extravagantes für darüber und darunter entworfen. Ihre Kollektion steht für den kreativen und selbstbewussten Umgang mit dem eigenen Körperbild.
Doux Leurre: Extravagante Gesichtsmetamorphosen
Die Gesichtsschmuck-Kollektion ‘Doux Leurre’ von Pauline Müller verspricht intensive körperliche und visuelle Erfahrungen für Träger und Betrachter. Die Gestalterin sucht mit dieser Arbeit die kritisch-spielerische Auseinandersetzung mit den meist nicht schmerzfreien Praktiken der Körper-, beziehungsweise Gesichtsmodulationen wie Faceliftings, Botox, Augenbrauenkorrekturen oder dem medizinisch nicht immer unproblematischen Einsatz von Schmuckimplantaten. Durch ihre fotografisch stilisierte Kollektion entsteht beim Betrachter der Eindruck fliessender Grenzen zwischen Exzentrik und Lächerlichkeit. Spielerisch nähert sich Pauline dem ästhetisch modulierten und geschmückten Körper und betritt so das Experimentierfeld der Avantgarde.