In zwei Container wurde die neue Ladeneinrichtung für eine Bijouterie auf den karibischen Jungferninseln verpackt und über den Atlantik geschickt. Beim Verschiffen waren die tropischen Wirbelstürme Irma und Maria noch kein Thema. Doch kurz bevor das Schiff mit den massgeschneiderten Möbeln am Zielhafen angekommen ist, ging alles drunter und drüber.
Hurrikan Irma war kräftig am Wüten. Der Frachter musste auf einer Nachbarinsel andocken. Da das Ladengeschäft des Juweliers ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen wurde, musste der Umbau verschoben werden. Nun begannen die Diskussionen um eine Zwischenlagerung der Ware. Der Kommunikationsweg zwischen Obrist Interior, dem Kunden, dem Frachtvermittler, der Reederei und den Zollbehörden gestaltete sich, der beschädigten Infrastruktur vor Ort und der Zeitverschiebung wegen, schwierig. Die Hoffnung auf eine schnelle Lösung rückte in immer weitere Ferne.
Nach gründlicher Abklärungen standen schliesslich zwei Optionen zur Wahl: Entweder das Material wurde nach Miami geschickt und dort zwischengelagert oder es kam erst einmal wieder in die Schweiz zurück. Eins war klar: Für die andauernde Container-Miete und eine Zwischenlagerung würden hohe Zusatzkosten entstehen.
„Die von uns favorisierte Option war bereits zu Beginn der Rücktransport der Container in die Schweiz“, erklärt Projektleiter Fabio Niederer. Der Kunde aber bevorzugte die Einlagerung der Güter in einem Warenlager in Miami. Das wäre immerhin besser gewesen, als die Möbel aus Holz, Glas und Metallteilen in Containern unter der prallen Sonne stehen zu lassen. Dann stellte sich aber heraus, dass das Transportunternehmen, dem die beiden Container gehören, keinen Rücktransport nach Miami anbieten konnte. Da andere Reedereien keine „fremden“ Container transportieren, war man an das bestehende Unternehmen gebunden. Inzwischen sind die Container auf dem Weg zurück in die Schweiz.
Für das Obrist-Team handelt es sich bei diesem Fall nicht um eine Ausnahme. Bei internationalen Aufträgen gibt es immer wieder Überraschungen. Das hänge unter anderem mit den langen Kommunikationswegen, den nicht alltäglichen Situationen und den kulturellen Unterschieden zusammen. „Zudem sind wir uns immer bewusst, dass ein oder zwei Container mit unserer Lieferung in Ausnahmesituationen wie dieser nur ein verschwindend kleines Problem im grossen Chaos darstellen“, sagt der Projektleiter.