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Die Werke eines aussergewöhnlichen Schmuckkünstlers

Die Monografie „All the World’s a Stage“ gewährt einen tiefen Einblick in das faszinierende Œuvre des international bekannten israelischen Schmuckkünstlers Attai Chen (1979–2023). Darin spielt unter anderem der Kreislauf von Werden und Vergehen eine zentrale Rolle.

Attai Chen wurde 1979 in Jerusalem geboren und besuchte die Bezalel Academy of Arts and Design. Sein Schwerpunkt Schmuckkunst führte ihn 2007 nach München, wo er bis 2012 an der Akademie der Bildenden Künste bei Otto Künzli studierte. Auf immer wieder neue Weise ist Chen in seinen Arbeiten dem Thema von Werden und Vergehen auf der Spur. So schreibt der Künstler 2022: „Ich war schon immer fasziniert von dem endlosen, zyklischen Kreislauf der Dinge, sei es in der Natur oder in der von Menschen geschaffenen Welt; die Bewegung des Wachstums, das auf den flüchtigen Moment seiner Verwirklichung abzielt, die Vollendung dieses Moments, gefolgt vom Zerfall und schliesslich einem neuen Anfang.“

Auch in seinen Serien ab 2016 spiegeln sich diese Fragen wider – etwa in „Matter of Perspective“. Die Werke dieser Serie, zu der Broschen, Halsketten und Ohrringe gehören, weisen überwiegend eine ovale Form auf. Jedes Stück besteht aus bemaltem, schwarzem Karton, der sorgfältig geschnitten und geschichtet wurde, um abstrakte Stadtlandschaften zu formen und eine Vielzahl von Perspektiven zu evozieren.

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Brosche aus der Serie „Matter of Perspective" von 2021 aus Papier, Farbe, Silber, Holz, Grafit und Edelstahl.

Religiöse Miniaturbühnen

In seiner Serie „Prayer Nuts“ hingegen, interpretiert Chen niederländische Gebetsnüsse aus dem Spätmittelalter neu. Die einstigen Miniaturbühnen mit religiösen Szenen werden bei ihm – geformt aus Papier und mit kleinen Elementen aus Holz, Kunststoff und Perlen – zu kontrastreichen Landschaften, die zu einer spirituellen Reise ins Innere einladen und den allmählichen Aufstieg der Seele thematisieren. Vorgestellt werden die Objekte in brillanten Fotografien, die sich an der jeweiligen Originalgrösse orientieren.

In begleitenden Texten untersuchen der Kunsthistoriker Glenn Adamson und der Philosoph Sool Park das Werk Attai Chens aus den unterschiedlichen Perspektiven ihrer Fachgebiete. So beleuchtet Adamson in seinem Essay unter anderem die Einflüsse vorperspektivischer Trecento-Malerei und stellt sie postmodernen Konzepten der Wahrnehmung gegenüber. Sool Park wiederum erkennt in den Arbeiten Chens „zwei konkurrierende Modelle des Sehens“: Während die Serie der farbigen Dioramen von Brüchen zeugt, träumen die Prayer Nuts von konzentrischer Ganzheit und Regeneration. Das mit Leineneinband und Goldprägung ausgestattete Buch stellt einen aussergewöhnlichen Künstler vor, der mit seinen Schmuckstücken, die ja direkt am Körper getragen werden, an zentrale Fragen menschlicher Existenz rührt.

Das Buch „Attai Chen – All the World’s a Stage“ hat 104 Seiten. Die Texte sind in Englisch und Deutsch. Es ist im Verlag Arnoldsche Art Publishers in Stuttgart erschienen. pd

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