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Ice-Watch

Ice-Watch wurde 2007 im belgischen Bastogne gegründet. Nach einem fulminanten Start wurde es zwischenzeitlich ruhiger um die Marke. Nun nimmt sie mit einer vielfältigen Kollektion wieder Fahrt auf. Auch in der Schweiz setzt sich die Marke mit der Heno SA in Thun als Distributionspartnerin neue Ziele. Gründer Jean-Pierre Lutgen über die erfolgreiche Rückkehr und das neue Wachstum von Ice-Watch.

Gold’Or: Welche Erinnerungen haben Sie an die Anfänge von Ice-Watch?

Jean-Pierre Lutgen: Es ist die Geschichte eines fantastischen Aufstiegs: Wir starteten 2007, waren 2009 in Basel und verkauften 2012 vier Millionen Uhren. Wir haben schnell begonnen, den Einstiegsmarkt zu erobern und haben dazu beigetragen, den Kuchen zu vergrössern. Die Zahlen in Frankreich und anderen Ländern zeigen, dass 2012 ein Höhepunkt erreicht wurde: Die Juweliere und Uhrmacher verkauften mehr Uhren als zuvor und wir brachten Kunden zurück in die Geschäfte.

Und in den Folgejahren?

In den Jahren 2014 und 2015 gingen wir auf jährlich 1,5 Millionen Uhren zurück und 2016 auf 1,2 Millionen. Dafür gab es Gründe: Zum einen kamen neue Marken auf den Markt. Ausserdem waren die sozialen Medien nicht mehr frei, sondern kostenpflichtig, worauf wir anfangs falsch reagierten. Also haben wir uns selbst in Frage gestellt und in der Folge war das Geschäft zwischen 2016 bis 2019 mit jährlich rund 1,2 Millionen Uhren relativ stabil. Covid hat dann allerdings die Verkäufe vorübergehend – gerade im unteren Preissegment – stark gebremst, mehr als im Luxussektor.

Jean-Pierre Lutgen
Bild: Jelle Vermeersch

Was macht Sie stolz?

Die Tatsache, dass wir seit fast 18 Jahren auf dem Markt sind. Als ich 2009 zum ersten Mal an der Baselworld war, sagten mir alle, dass es mit uns im nächsten Sommer vorbei sein würde. Und 2010, wieder in Basel, sagten sie mir: „Okay, nächstes Jahr noch, aber dann ist Schluss.“ Und heute sind wir immer noch hier. Der französische Verband Francéclat hat 2023 eine Studie über den Bekanntheitsgrad von Uhrenmarken veröffentlicht: In Frankreich kennen 25 Prozent der Befragten Ice-Watch, 27 Prozent Longines, 25 Prozent TAG Heuer, 26 Prozent Breitling. Wir haben eine sehr hohe Bekanntheit, zumindest in Frankreich, und das, obwohl wir die jüngste Marke in dieser Rangliste sind.

Wie haben Sie Ihre Marke in den letzten Jahren verändert?

2022 haben wir eine Reihe wichtiger Entscheidungen getroffen und unser Produktsortiment diversifiziert: Wir haben die Quarzuhren mit neuen Designs beibehalten, sind gleichzeitig zu Digital- und Smartuhren übergegangen, haben neu auch eine sehr umfangreiche Kollektion für Kinder und sind mit der Kollektion Watchpeople, die derzeit in der Ice-Watch-Boutique in Genf erhältlich ist, neu auch im Bereich Swiss Made präsent. Wir haben unser Angebot also diversifiziert und zudem mit kürzeren Kollektionen einen „Fast Fashion“-Ansatz eingeführt, nachdem wir früher, beispielsweise mit der berühmten Uhr „Forever“, mehrere Jahre mit demselben Modell gearbeitet hatten.

Die neue Ice Boliday Dome White Gold mit Milanaise-Band.

Hat sich die neue Strategie ausgezahlt?

Ja, 2024 haben wir mehr als 900’000 Uhren verkauft. Ein sehr gutes Ergebnis für uns nach den komplizierten Covid-Jahren. Und seit 2022 verzeichnen wir ein Wachstum von zehn Prozent pro Jahr. Insgesamt bleibt der Markt für Einstiegsmodelle zwar schwierig: Viele Marken verschwinden, während einige Marktführer bestehen können, zu denen auch wir gehören.

Wie wichtig sind die Smartuhren für Ice-Watch?

Heute realisieren wir fast 50 Prozent unserer Verkäufe mit Smartwatch-Modellen für Erwachsene und Kinder. Ich vergleiche unsere Smartwatches oft mit dem neuen elektrischen Citroën C3. Wenn Apple mit Tesla gleichzusetzen ist, dann ist Ice-Watch der C3. Wir haben nicht die gleiche Kapazität, aber wir wissen ebenfalls, wie man von A nach B kommt. Eine smarte Ice-Watch hat also alle wichtigen Funktionen einer intelligenten Uhr, kostet aber weniger als 100 Euro. Entsprechend der DNA von Ice-Watch bleibt es sehr wichtig, für alle Kundinnen und Kunden erschwinglich zu sein.

Ice Smart 3.0, Smartwatch mit Amoled-Display.

Was war die grösste Herausforderung bei der Reform von Ice-Watch?

Unsere Grundlagen mussten bleiben. Der Markenkern von Ice-Watch sind Farben, Silikon, erschwingliche Preise und Produktvielfalt. Als wir mit Smartwatches begannen, war die grösste Herausforderung die Technologie. Wir mussten Uhren mit hochwertigem Chipsystem und Software entwickeln und die richtigen Ingenieure als Partner finden. Glücklicherweise hatten wir von Anfang an Büros in Hongkong. In Shenzhen beauftragten wir ein weiteres Team damit, die besten Softwareentwickler und Uhrenhersteller zu finden. Der Einsatz war hoch: Wenn wir keine guten Produkte lanciert hätten, wäre uns niemand mehr gefolgt. Aber wir haben es geschafft.

Welches sind Ihre wichtigsten Märkte?

Zunächst natürlich Europa, das 80 Prozent unseres Umsatzes ausmacht. Das sind vor allem Frankreich, Belgien und Luxemburg. Auch Österreich ist ein starker Markt. In Deutschland, den Niederlanden und Spanien haben wir in letzter Zeit gut gearbeitet. Ausserdem expandieren wir in Ungarn und weiteren osteuropäischen Märkten. In Asien sind wir in Malaysia, Kambodscha und Japan gut positioniert.

„Die Tatsache, dass wir seit fast 18 Jahren auf dem Markt sind, macht mich stolz.“

Und die Schweiz?

In der Schweiz konzentrieren wir uns auf die stationären Geschäfte und möchten neue Verkaufspunkte eröffnen. Wir freuen uns deshalb, mit der Heno AG in Thun einen erfahrenen Schweizer Vertriebspartner für die Marke Ice-Watch gefunden zu haben. Dass wir in der Schweiz jetzt wieder zulegen können, wo wir vor zehn Jahren gut positioniert waren, zuletzt aber fast nur noch über die 2012 eröffnete Boutique in Genf verfügten, ist für uns wichtig. Im Schweizer Markt gibt es eine grosse Nachfrage nach Uhren im Preissegment und in der Qualität, wie wir sie anbieten. Wir sind überzeugt, dass wir diese Nachfrage mit unserer neuen, vielfältigen Kollektion sehr gut bedienen können. mw

ice-watch.com
heno.ch
Inhorgenta: Halle A1, Stand 327

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