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„Das Entwicklungspotenzial ist gross“

Junghans-Inhaber Hannes Steim ist seit 2022 auch Geschäftsführer der Marke. Er setzt auf die Tradition und Geschichte von Junghans und betont die Wichtigkeit des Produktionsstandortes Schramberg. Viel Potenzial sieht er im Bereich der mechanischen Uhren sowie in der Kombination aus Solar-, Funk- und Quarztechnologie.

 

Gold’Or: Hannes Steim, was hat Ihren Vater und Sie 2009 bewogen, Junghans zu übernehmen?

Hannes Steim: Nachdem der Egana-Konzern 2008 ins Straucheln geriet und Junghans mit in die Insolvenz rutschte, stand der Insolvenzverwalter auch mit Käufern aus Asien im Kontakt, die an der Marke, nicht aber am Standort interessiert waren. Unsere Familie ist in Schramberg stark verwurzelt. Zudem waren wir über den Schramberger Hersteller Kern-Liebers, der Federsysteme herstellt, unternehmerisch seit vielen Jahren mit der Uhrenindustrie und dem Unternehmen Junghans verbunden. Unser Entscheid war vor allem emotional getrieben, da Schramberg ohne Junghans nicht denkbar war. Wir erkannten aber auch das grosse Potenzial der Marke Junghans und ihrer Geschichte.

Wo liegen die Stärken von Junghans?

Als unabhängiges Unternehmen mit 110 Mitarbeitenden sind wir flexibel und können neue Projekte schnell umsetzen. Gleichzeitig sind wir gross genug, um unsere Bekanntheit im Weltmarkt auszubauen. Neben der Verwurzelung unserer Produktion in Schramberg sind es unsere historisch gewachsenen Kollektionen und Designs, die unsere Besonderheit begründen.

Welche sind Ihre Hauptmärkte?

Unsere ersten drei Märkte sind Deutschland, Österreich und die Schweiz. Ebenfalls wichtig ist Japan, wo Uhren mit filigranem Design genauso wie die Technik unserer Solar- und Funkuhren sehr gefragt sind. In Europa sind wir zudem in Portugal, Spanien und Italien wachsend. Weiter sehen wir viel Potenzial in den USA, Mexiko und Indien. Auch China ist ein Markt, den wir mittelfristig wieder in Angriff nehmen wollen.

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Die Meister Pilot geht zurück aufs Junghans’ Geschichte als Hersteller von Luftfahrt-Instrumenten und Uhrenausstatter der deutschen Bundeswehr.

Wie läuft es im Schweizer Markt?

Mit der Entwicklung im Schweizer Markt sind wir sehr zufrieden. Als deutsche Marke freut es uns, dass wir in unserem Nachbarland kontinuierlich wachsen können. Schweizer Kunden schätzen Qualität und Mechanik, der Erfolg im Uhrenland Schweiz ist für uns eine wichtige Bestätigung.

Bei den mechanischen Uhren setzen Sie auf Schweizer Kaliber. Sind eigene Werke in Zukunft denkbar?

Der Ausbau der Fertigungstiefe ist ein Ziel. Wir fertigen bereits die Werke unserer Funkuhren im eigenen Haus. Im mechanischen Bereich haben wir vor zwei Jahren eine Schwungmasse entwickelt, die von Mühle in Glashütte produziert wird. Zudem kaufen wir neben Rohwerken von Selitta auch Ebauches und bauen alle Uhren selbst zusammen. Eigene Werke wären mit grossen Investitionen verbunden, die wir auf den Preis der Uhren anrechnen müssten. Im Moment konzentrieren wir uns also auf Schweizer Werke. Das erlaubt uns, unsere Position im mittleren Preisbereich zu festigen, ohne enorm teurer werden zu müssen.

Seit der Neuausrichtung 2009 ist Junghans erfolgreich unterwegs. Wie verlief das laufende Jahr bislang?

Wir hatten einen guten Start. Die diesjährige Inhorgenta war für uns eine erfolgreiche Messe. Auch der bisherige Jahresverlauf entwickelt sich gut, wir liegen aktuell über dem Vorjahr.

Wie ist der Uhrenservice in der Schweiz organisiert?

Der Service-après-vente ist sehr wichtig. Wir haben in unserer Geschichte in den letzten mehr als 160 Jahren über 500 Millionen Uhren verkauft. Entsprechend erreichen uns viele Serviceanfragen auch für ältere Modelle. Für die Schweiz können wir auf die Kompetenz der Uhrenservice-Firma Trendline in Langenthal zurückgreifen, mit der wir die Zusammenarbeit in diesem Jahr ausgebaut haben. Das spart viel Zeit und Aufwand durch kürzere Wege und ohne die Zollabwicklung.

Wie wichtig ist der Detailhandel?

Der Fachhandel ist für uns grundlegend. Am Ende sind es die Bijouterien und Goldschmiedegeschäfte, die unsere Uhren verkaufen. Das bedingt eine gute Zusammenarbeit, die wir auch durch unsere Distributionspartner in den jeweiligen Ländern unterstützen. Die Kooperation mit den Juwelieren pflegen wir auch mit regelmässigen Verkaufsschulungen. Und schliesslich bieten wir den Händlern und ihren Kunden die Möglichkeit für gemeinsame Besuche unseres Unternehmens und des Junghans-Terrassenbau-Museums und laden sie zu exklusiven Firmenbesichtigungen ein. mw

Titelbild: Die neue Linie Meister fein Chronoscope Mega Solar verfügt über das Connected Funkwerk J110 von Junghans mit Solarantrieb. Kompatibel mit der Junghans-App verfügen die Uhren über einen ewigen Kalender, Akku-Ladezustandsindikation und Stoppminute und -sekunde. Ausgestattet mit einem 39,5-Millimeter-Edelstahlgehäuse, gewölbtem Saphirglas und einem Sichtboden. Auch mit PVD-roséfarbenem Gehäuse erhältlich.

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