Die Edelsteinhandelsfirma Abouchar SA feiert ihr 40-jähriges Jubiläum. Firmengründer Charles Abouchar ist seit rund fünfzehn Jahren Präsident des Verbandes der Schweizerischen Edelsteinbranche (VSE) sowie seit vier Jahren Präsident der Farbstein-Kommission des Internationalen Juwelierverbandes CIBJO (Confédération Internationale de Bijouterie, Joaillerie, Orfèvrerie). Ein Gespräch über Marktentwicklungen und verbandspolitische Ziele.
Gold’Or: Herr Abouchar, Sie haben sich vor 40 Jahren selbständig gemacht. Wie kamen Sie in die Branche?
Charles Abouchar: Bevor ich 1979 mein eigenes Unternehmen Abouchar SA gegründet habe, arbeitete ich für Bulgari in Genf und war dort unter anderem für die Organisation von Ausstellungen zuständig. Mein Vater war bereits im Edelsteinbereich tätig, also war mir das Gebiet von Haus aus vertraut. Eigentlich hätte ich gern im Ausland gearbeitet, das war damals administrativ aber nicht ganz einfach. Am Ende entschied das pragmatische Denken für eine Gründung in der Schweiz.
Was war damals anders als heute?
Das Sortiment präsentierte sich komplett anders. Obwohl Farbsteine in meinen Augen mehr Charakter und Persönlichkeit besitzen, handelte ich anfangs vorwiegend mit Diamanten, da sich dies einfacher gestaltete. Als die Diamantpreise, wegen dem grossen Diamant-Crash von 1982, um mehr als zwei Drittel fielen, verlagerte ich mein Sortiment mehr und mehr in Richtung Farbsteine.
1996 haben Sie die Diastar AG übernommen. Wie kam es zu dieser Übernahme und später zum Zusammenschluss mit der Abouchar SA?
Schon 1986 bot sich mir die Möglichkeit einer Zusammenarbeit mit der Diastar AG, die damals für Sandawana-Smaragde bekannt war. In der Folge intensivierte sich die Partnerschaft. 1989 übernahm ich die Geschäftsführung und 1996 konnte ich das Unternehmen ganz übernehmen. Nach dem Umzug der Diastar AG von Zürich nach Genf 1999 wurden die beiden Unternehmen 2001 unter einem Dach zu einer Firma gebündelt.
Wie hat sich der Farbstein-Markt in all den Jahren entwickelt?
Zusammen mit Diamanten machten Smaragd, Rubin und Saphir vor 40 Jahren rund 90 Prozent des Umsatzes aus. Vor etwa 20 Jahren kamen immer häufiger andere Steine in Mode. Diese nannte man früher Halbedelsteine und bezeichnet sie heute mit dem korrekten Begriff „Schmucksteine“, was alle Edelsteine ausser den „Grossen Vier“ einschliesst. Heute haben wir die Situation, dass mit Schmucksteinen gute Umsätze erzielt werden, nicht zuletzt, weil die vier Klassiker sehr teuer geworden sind. Seit jeher führen wir eine sehr grosse Auswahl von Spinellen, meinem Lieblingsstein, jedoch haben wir auch die ganze Palette von Farbsteinen in allen Grössen und Formen.
Heute haben wir die Situation, dass mit Schmucksteinen gute Umsätze erzielt werden, nicht zuletzt, weil die vier Klassiker sehr teuer geworden sind.
Sie sind auch in verschiedenen Verbänden aktiv. Seit 1996 im Verband der Schweizerischen Edelsteinbranche, wo sie seit zehn Jahren Präsident sind, sowie seit 2015 als Präsident der Farbsteinkommission der CIBJO. Wie aufwändig sind diese Ämter?
Natürlich gibt es arbeitsintensive Perioden, jedoch hat mir die Branche in den letzten 40 Jahren viel Freude bereitet. Es ist mir aus diesem Grund ein Anliegen mit meinem Engagement die Branche mit all ihren neuen Herausforderung in die Zukunft zu begleiten. Zudem ist der Austausch mit Branchenkollegen ausserhalb des Kerngeschäfts inspirierend und bereichernd.
Welche aktuellen Debatten stehen derzeit an?
Im Rahmen der CIBJO sind wir daran das Blaue Buch der Farbsteine in einer vereinfachten Version als App zu entwickeln. Dieses Jahr haben wir Richtlinien für den Handel entwickelt, die „Dos & Don’ts“, die sich auf www.cibjo.org herunterladen lassen. Weiter versuchen wir eine Lösung zu finden, was die Zunahme der Farbbegriffe in den gemmologischen Reports betrifft. Meiner Ansicht nach sind diese Farbbezeichnungen nicht die Aufgabe eines gemmologischen Labors. Vor allem da es für diese Bezeichnungen keinen international anerkannten Standard gibt. Eine Möglichkeit wäre, diese Farbbezeichnung als eine vom Labor unabhängige Meinung klar zu deklarieren.
Geht dies nicht etwas weit?
Meines Erachtens nicht. Denn wenn ein Labor einen Rubin als „Pigeon Blood“ bezeichnet, ist dies eine subjektive Meinung und keine wissenschaftliche Schlussfolgerung. Dies sollte für den Endkunden klar ersichtlich sein, denn diese Bezeichnung hat einen Einfluss auf den Marktwert des Steines. Am Ende sollte das Interesse des Endkunden im Zentrum stehen.
Wie sieht Ihr Arbeitsalltag bei der Abouchar SA aus?
Ich bin nach wie vor rund die Hälfte des Jahres auf Reisen, bei den Partnerschleifereien in Brasilien und Thailand, zum Einkauf in Asien, Afrika und Südamerika sowie auch auf Fachmessen weltweit. Der direkte persönliche Kontakt und die persönliche Begutachtung eines Steines ist nach wie vor durch nichts zu ersetzen, sei dies beim Einkauf oder Verkauf.
Welche Bedeutung haben Fachmessen für den Verkauf?
Eine sehr grosse. Wir haben früher nur an der Baselworld teilgenommen, heute machen wir zusätzlich auch Tucson, zweimal Hongkong im März und September, Peking im April und November, Las Vegas, Taiwan, sowie die GemGenève, die ab 2020 neu im November und nicht mehr im Mai stattfindet.
Wie sieht die Zukunftsplanung aus?
Ich habe das Glück, dass mein Sohn Michel Abouchar 2013 in den Betrieb eingestiegen ist und diesen später übernehmen will. Damit steht fest, dass er die Abouchar SA in Zukunft übernehmen wird.