Nach zwei Jahren Covid, während denen das Virus in den USA vor allem in Arizona böse gewütet hat, war die Freude gross, dass die Messen in Tucson – allen voran die AGTA und die GJX mit den internationalen Austellern – wieder stattgefunden haben.
Schon beim Standaufbau der Tucson Show, die Anfang Februar in der gleichnamigen Stadt im Südwesten der USA über die Bühne ging, erstaunte es, wie locker die Maskenpflicht von den Sicherheitskräften gehandhabt wurde. Es gab kaum Zurechtweisungen, wenn man die Masken auf „Halbmast“ trug. In den USA gilt die Devise „business first“ und der Kunde ist König. Das trug dazu bei, dass die Atmosphäre für alle angenehm und unkompliziert war.
Es war schön, die alten Geschäftsfreunde und Konkurrenten an den gut besetzten Ständen begrüssen zu können. Vor allem die Kolleginnen aus Idar-Oberstein mit ihrem speziellen Humor heiterten die Sache auf. Vom geschäftlichen Standpunkt her war schnell klar, dass die Messe ein Erfolg sein würde. Praktisch alle grossen, internationalen Marken wie beispielsweise Cartier, VCA oder Bulgari hatten ihre Einkäufer an die Messe geschickt. Das war vor ein paar Jahren noch anders; damals deckte man sich an der Baselworld und in Hongkong mit Ware ein.
Keine Auswahlen
Die Tatsache, dass die feinen Edelsteine während der Pandemie knapp wurden, und ihre Umsätze in China stark gestiegen sind, führte dazu, dass die Marken dringend Ware brauchen. Auswahlen wie früher, gab es jedoch nicht mehr. Die Aussteller konnten ihre hohen Preise wegen des Mangels an feiner Ware gut verteidigen. Am Schluss der Messe meldeten viele Händler Rekordumsätze. Allerdings gingen die Verkäufe grösstenteils an die internationalen Marken, und die kauften nur Top-Ware. Das Problem ist jetzt, dass die Händler diese hochwertigen Edelsteine nicht mehr ersetzten, und sie in den Ursprungsländern wie Sri Lanka, Kolumbien oder Thailand nicht mehr gefunden werden können, da dort kaum produziert wird. Bis die Minen wieder fördern und die Schleifzentren arbeiten können, wird es wohl noch eine Weile dauern. Ein weiteres Problem ist, dass sich die zweite und dritte Qualität der Edelsteine kaum bewegt und einen riesigen Berg an totem Kapital bildet.
Preislich hat sich alles nach oben bewegt. Die Edelsteine sind um 30 bis 50 Prozent teurer geworden. Dieser Trend wird sich fortsetzen. Ein weiterer Minuspunkt war die schwache Kaufkraft der Detaillisten. Die vorwiegend in den USA arg gebeutelten Juweliergeschäfte kamen ohne Budget zur Messe und wollten die Edelsteine in Auswahl. Während der vergangenen zwei Jahre hat sich die Verdrängung der traditionellen Uhren- und Schmuckgeschäfte durch die grossen internationalen Marken verschärft, ein Trend, der auch bei uns zu erkennen ist. Trotz allem überwog in Tucson der Optimismus und die Zuversicht, dass es mit dem Edelsteinhandel wieder aufwärts gehen wird. Auf jeden Fall haben alle Austeller ihren Stand für Tucson 2023 bereits wieder reserviert.
Hans Pfister, Geschäftsführer Luigitrade SA, Genf