Am 27. April haben sich die Mitglieder der Interessengemeinschaft Goldschmiede-Ausbildung, kurz IGG, zur Generalversammlung getroffen. Präsident Peter Loosli wünscht sich, dass mehr Lieferanten dem Verein beitreten, damit die Ausbildnerinnen und Ausbildner langfristig unterstützt werden können.
Gold’Or: Peter Loosli, können Sie uns die IGG in drei Sätzen beschreiben?
Peter Loosli: Die IGG ist ein Verein, der sich in die Statuten geschrieben hat, die Ausbildung zu unterstützen und die Berufsbildner der Branche möglichst ganz von den Kosten der überbetrieblichen Kurse (ÜK) zu befreien. Unser Verein setzt sich aus Lieferanten zusammen, die ein Interesse haben, dass die Branche weiterhin besteht. Wir brauchen Lernende und deshalb muss ausgebildet werden.
Am 27. April haben Sie sich zur Mitgliederversammlung getroffen. Was wurde besprochen?
Es ging vor allem um die Zukunft unseres Vereins. 2021 beschlossen wir, nicht mehr wie früher 600 Franken pro Lehrperson und Jahr auszurichten, sondern sämtliche ungedeckten Kosten der überbetrieblichen Kurse zu übernehmen. Die Folgen dieser Änderung war das wichtigste Traktandum unserer diesjährigen Sitzung.
Von welchen Beträgen sprechen wir hier?
In den letzten drei Jahren haben wir ungefähr 200’000 Franken ausbezahlt. Wir schauen jetzt, wie sich diese Förderbeiträge weiterentwickeln, da es sich für die IGG klar um einen Kostenüberschuss handelt. Dadurch hat sich das uns zur Verfügung stehende Kapital massiv verringert.
Haben Sie dem Verein zu viel zugemutet?
Nein. Das war so geplant, denn wir wollen die Mittel statutengemäss einsetzen. Was uns als Verein aber zu schaffen macht, ist die Tatsache, dass nicht alle Lieferanten der Branche mitmachen. Zusätzlich fehlen uns unter anderen die Beiträge von Eichenberger Casting und Carl Schaefer (Schweiz). Diese genannten zwei Firmen waren Mitglieder und haben der IGG grosse Beträge eingebracht. Dass es sie nicht mehr gibt, merken wir natürlich.
„Uns geht es um den Fortbestand der Branche, um Langfristigkeit.“
Wie sieht ihr Plan für die Zukunft aus?
Wir haben an der Generalversammlung beschlossen, ein weiteres Jahr alle ÜK-Kosten zu übernehmen. Nach Kenntnis der dann aktuellen Anzahl Lehrverhältnisse und hoffentlich mehr einzahlender Lieferanten werden wir beschliessen, wie die Mittel eingesetzt werden. Wir suchen jetzt intensiv nach neuen Mitgliedern und gehen dafür gezielt die Lieferanten der Branche an. Ohne heutige Lernende, die später als selbständige Berufsleute arbeiten, wird die Kundschaft schnell kleiner. Uns geht es um den Fortbestand der Branche, um Langfristigkeit. Wenn wir jemanden jetzt bei der Ausbildung unterstützen, dann ist er in zehn Jahren ein Kunde.
Wie sehen Sie die Zukunft der Goldschmiede-Ausbildung?
Die Anzahl Lernender sinkt schon seit ein paar Jahren. Erschwerend kommt dazu, dass erstens das Durchschnittsalter der ausbildenden Goldschmiede steigt, und zweitens sich viele wohl nicht mehr mit den Anforderungen des neuen Bildungsplans auseinandersetzen können oder wollen. Der Spagat zwischen Tradition und Moderne nimmt zu. Weiter werden auch aufgrund demographischer Änderungen, sprich wegen der zahlreichen Geschäftsaufgaben, immer weniger Goldschmiedinnen und Goldschmiede ausgebildet.
Tanja Wenger