Parallel zur Lancierung des iPhone 8 im September wurde auch die Apple Watch 3 vorgestellt. Sie fand in den Medien viel weniger Beachtung, als das neue Smartphone. Dabei verwirklicht diese Smartwatch den alten Traum des Telefonierens mit der Uhr ohne begleitendes Smartphone.
Obwohl die Apple Watch 3 ohne Smartphone funktioniert ist es ratsam, als Ergänzung zu dieser neuen Smartwatch das zugehörige Smartphone zu erwerben, sonst kann man keine neuen Apps einspeichern; Twitter geht ohnehin nicht. Auch das Roaming im Ausland ist mit der Uhr allein nicht möglich. Immerhin ist es bemerkenswert, dass man dank der Zusammenarbeit mit Swisscom nun im Rayon Schweiz mit der wie zuvor aussehenden, rechteckigen Apple Watch direkt telefonieren und im Internet surfen kann. Allerdings erst, wenn Apple die Mobilfunkdienste aktiviert, was noch vor Ende 2017 der Fall sein sollte. Möglich ist dies dank der eingebauten eSIM (e für embedded), eine virtuelle SIM-Karte, zu der es eine individuelle Telefonnummer gibt.
Ohne muss man warten
Kommuniziert wird über 3G oder 4G. Letztere ist die vierte Mobilfunkgeneration, die durch die verblüffende Geschwindigkeit von 100 Megabit pro Sekunde gekennzeichnet ist. Nimmt man das iPhone mit, so funktioniert die Uhr über Bluetooth sofort als Telefon. Ohne iPhone muss man unter Umständen ein bis zwei Minuten warten, bis man mit dem Netz verbunden ist. Die Amerikaner nennen das „Progress in reverse“.
Der neue Computerchip der Apple Watch 3 funktioniert mit dem Betriebssystem watchOS4, bringt 50 Prozent mehr Leistung und schont den Akku, der ewige Schwachpunkt aller mobilen Geräte; er wird übrigens induktiv, das heisst kabelfrei geladen. An Bord verfügbar sind neben den Telefon- und Internetfunktionen auch ein biometrischer Sensor, ein GPS und ein überarbeiteter Fitnessmonitor.
Kurze Sprechzeit
Bei der Nutzung des Multi Device Systems der Swisscom (eine Handynummer für mehrere Geräte), verbindet sich die Uhr automatisch mit dem Mobilfunknetz sobald man ausser Reichweite des Smartphones oder eines WLAN-Netzes ist. Man muss aber ein „inOne mobile Abo“ oder ein „inOne XTRA/KMU mobile Abo“ haben.
Die Sprechdauer schrumpft auf eine Stunde, wenn man direkt mit der Uhr telefoniert.
Was den bereits angesprochenen Pferdefuss Akkulaufzeit betrifft, so gibt Apple eine Sprechdauer von drei Stunden an, wenn die Apple Watch 3 konventionell über das iPhone genutzt wird. Diese schrumpft aber auf eine Stunde, wenn man direkt mit der Uhr telefoniert. Alles schön und gut, aber die IT-Spezialisten der grossen US-Zeitungen, die die Apple Watch 3 ausprobiert haben, berichten von einer ärgerlich kurzen Sprechzeit pro Akkuladung.
Zudem hat die Apple Watch 3 offenbar die Unart, sich in unbekannte Wi-Fi-Systeme ohne Internetverbindung einzuloggen; dann läuft gar nichts mehr. Auch Siri mangelt es ohne das iPhone im Hintergrund offenbar an Zuverlässigkeit. Apple hat die Probleme erkannt und verspricht, diese Kinderkrankheiten mit Software-Updates auszuheilen. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt, aber der vom Samsung Gear 3G eingeläutete Trend zur unabhängigen Telefon-Uhr wird nicht aufzuhalten sein.