Hat der Winter für viele auf der Nordhalbkugel lange genug gedauert, kommt die Tucson Show gerade richtig. Die Aussteller dürften auch dieses Jahr zufrieden sein. Neuheiten gab es allenfalls bei den eher exotischen Schmucksteinen.
Die Tucson Show im Südwesten der USA ist mit 48 einzelnen Messen rund um die schönen Steine zu einem Konglomerat angewachsen, das von Ende Januar bis Mitte Februar stattfindet. Sicher ist der Grossanlass auch wegen seiner klimatisch bevorzugten Lage zur Erfolgsgeschichte geworden. Zwar waren die Messetage dieses Jahr überraschend kühl und manchmal sogar regnerisch, aber der Stimmung tat dies nur wenig Abbruch. Auch die amerikanische Wirtschaft befindet sich trotz einiger Störfaktoren wie beispielsweise der Government Shutdown kurz vor Messestart oder der Handelsstreit mit China, auf soliden Füssen. Es konnte mit guten Ergebnissen für die Aussteller gerechnet werden – was dem Vernehmen nach auch weitgehend eintraf.
Obwohl die von Schmuck dominierten Messen mittlerweile den grössten Teil der 48 Veranstaltungen innehaben, hat Tucson für die Welt des gehobenen Schmucks und der wertvollen Edelsteine sicher den geringeren Stellenwert als beispielsweise die Hongkong-Messe im März. Dennoch, ausserordentliche Sachen sind auch hier immer wieder zu sehen, auf allen Niveaus. Einzig wirklich Neues mag man manchmal vermissen. Ein Streifzug durch die Gänge der AGTA, der „edelsten“ der Messen in Tucson, bringt neben dem klassischen Weiss-Blau-Rot-Grün (Diamant-Saphir-Rubin-Smaragd) aus den bekannten Fundorten recht wenig Abwechslung. Daher beschränkt sich die folgende, wie immer nicht repräsentative Aufzählung, eher auf weniger bekannte, teils exotische Edel- und Schmucksteine, von denen einige mit ungewohnten Neuheiten überraschten.
Smaragd aus Äthiopien: Letztes Jahr waren erste, hervorragende Exemplare des neuen äthiopischen Smaragds zu sehen. Es konnte damit gerechnet werden, dass dieses Jahr wesentlich mehr davon angeboten werden. Dem war aber eher nicht so. Nur wenig neues Material war zu sehen – die Preise lagen, vor allem beim Rohmaterial, nach wie vor sehr hoch.
Aquamarin aus Vietnam: Beeindruckend ist die Qualität der rohen Aquamarine aus Vietnam, die lokal anzutreffen waren. Die Farbe kann teils als optimal bezeichnet werden. Gering sind allerdings noch die Mengen an geschliffenen Steinen, die aktuell verfügbar sind. Daher ist dieser Aquamarin sicher im Auge zu behalten.
Grossartige Spinelle: Es war aber augenfällig, dass ungewöhnlich viele, grossartige Spinelle (u.a. aus Sri Lanka) zu sehen waren. Da dieser Edelstein zwar alle Anforderungen bezüglich Dauerhaftigkeit und optischen Eigenschaften erfüllt, aber in der Schweiz doch sehr stiefmütterlich behandelt wird, ändert dieses grössere Angebot wohl dennoch nichts daran, dass bei uns kaum Spinell im Schmuckhandel verwendet wird.
Paraiba-Turmalin: Der seltene, kupferhaltige Turmalin – ob man denjenigen aus Mosambik nun als Paraiba-Turmalin bezeichnen darf oder nicht sei dahingestellt – war auch dieses Jahr in stattlichen Exemplaren und beachtlicher Menge im Angebot. Dass deswegen die Preise niedriger lägen, war aber ein Irrtum. Schöne Steine im Bereich von einem Carat hatten Preise im deutlich fünfstelligen Bereich.
Rainbow Lattice Moonstone: Dieser australische Mondstein mit dem etwas umständlichen Namen ist tatsächlich schwer zu beschreiben und definitiv etwas ziemlich Einmaliges. Es handelt sich um relativ natriumreichen Mondstein, welcher bunt schillernde Eisenoxid-Einschlüsse enthält, die den Stein wie ein schiefes Gitter durchziehen. Der Effekt ist verblüffend, die Preise der besten Stücke (die wohl nur ganz selten gefunden werden) allerdings auch.
„Aurora-Labradorit“: Noch ein Feldspat, aber diesmal ein Labradorit, der ebenfalls ein faszinierendes Innenleben zeigt, fiel als kleines Lot aus Malawi auf. Er zeigt einen inneren farbigen Schiller, der wirklich an Nordlichter erinnert. Die Steine waren facettiert, was das Farbenspiel zusätzlich unterstützt. Man glaubt beinahe, einen farblosen Edelopal vor sich zu haben.
Andreas Stucki