Robert Taché ist in zweiter Generation in der Geschäftsführung von Taché und zuständig für die Abteilung Pavée-Diamanten. Ein Gespräch über die verschiedenen Produktionsschritte von der Mine bis zur Schmuckkollektion sowie über die verschiedenen Massnahmen und die Qualitätsstandards im Dienst der grossen Schmuckhersteller und Uhrenmarken.
Gold’Or: Welchen Bereich umfasst Ihre Abteilung?
Robert Taché: Unsere Abteilung umfasst alle kleinen, nicht-zertifizierten Diamanten, das heisst Steine von 1/1000 bis 0.50 Carat, sprich die sogenannten Pavée- oder Melée-Steine für die hochwertige Schmuckherstellung und die Uhrenindustrie.
Wer sind ihre Kunden?
In den Anfängen waren wir ein klassischer Händler. Ein erster Richtungswechsel erfolgte, als wir in den 80er Jahren Sightholder von De Beers wurden und so zu einem vertikal voll integrierten Diamantunternehmen avancierten: vom Einkauf der Rohware, über das Schleifen und die Qualitätskontrolle bis zum Vertrieb. Etwa vor fünfzehn Jahren haben wir schliesslich entschieden, einen wesentlichen Teil unserer Aktivität auf die Belieferung der grossen Schmuckmarken zu legen.
Wie garantieren Sie bei den Melée-Steinen die Herkunft?
Bis 2022 hatten wir zwei Hauptlieferanten der Rohsteine, einerseits De Beers, wo wir Sightholder sind, mit Minen in Kanada, Botswana, Namibia und Südafrika; sowie das russische Unternehmen Alrosa, von dem wir seit Anfang 2022 keine Steine mehr beziehen. Indem wir die Rohware direkt an der Quelle kaufen, von wo wir sie in unsere Schleifereien in Botswana, in Armenien und in Surat (Indien) senden, kontrollieren wir die gesamte Lieferkette. Entsprechend können wir für jeden Stein die Herkunft garantieren.

Und wie werden die geschliffenen Steine kontrolliert?
Nach dem Schliff kommen die Diamanten wieder nach Antwerpen. Dort erfolgt eine Sortierung gemäss Farbe, Reinheit, Schliffqualität und Fluoreszenz, und zwar entsprechend der jeweiligen Kriterien unserer Kunden. Die Schmuckhäuser, mit denen wir arbeiten, legen dabei Wert auf sehr hohe Qualitäten. Das umfasst die Farbe G und höher, die Reinheit SI und höher, sowie die Schliffart „Very Good“ und höher.
Wie garantieren Sie die Natürlichkeit der Steine?
Die Rohware wird von uns nach dem Kauf bei der Mine ein erstes Mal auf ihre Natürlichkeit getestet. Wenn die geschliffenen Steine zu uns zurückkommen, erfolgt nach der Triage, also vor dem Versenden, in unserem eigenen Labor noch einmal ein Test aller Steine, und zwar Stein für Stein. Diese doppelte Kontrolle erlaubt es uns, hundertprozentig sicherzustellen, dass alle Diamanten natürlich sind und es keine Anomalie eines Lots gibt, etwa aufgrund eines synthetischen Steins. Die geprüften Lots werden anschliessend versiegelt und für den Versand vorbereitet.
Ist es komplexer, kleine Steine zu analysieren?
Die Analyse ist tatsächlich aufwändiger, sprich es braucht mehr Zeit 200 kleine Steine zu testen als zehn grössere. Aber wir können damit vollumfänglich den Standards unserer Kunden bezüglich der Herkunft, der Lieferkette sowie der Natürlichkeit der Steine gerecht werden. Aus diesem Grund haben wir intern Lösungen entwickelt, um den gesamten Prozess mit maximaler Präzision durchzuführen.

Wie sind Sie im Bereich Uhrenindustrie tätig?
Seit einigen Jahren konzentrieren wir unsere Aktivitäten auch auf die Haute Horlogerie. Vor drei Jahren haben wir diesbezüglich ein Büro in Genf eröffnet. Bei den Melée-Steinen entspricht der Uhrenbereich derzeit etwa zehn Prozent des Gesamtvolumens, wobei wir dieses gerne ausbauen möchten. Unser Knowhow erlaubt es uns, den hohen Ansprüchen der Uhrenindustrie genauso gerecht zu werden, wie jenen der Haute Joaillerie.
Inwieweit spüren Sie die Präsenz von synthetischen Diamanten im Markt?
In gewissen Märkten, etwa in den USA, ist das Interesse bei den Endkunden vorhanden. Gleichzeitig hat die Überproduktion dieser Steine und deren starke Preisabwertung dazu geführt, dass sie hauptsächlich im Einstiegssegment verwendet werden. Das Preisniveau der natürlichen Diamanten wurde zwar ebenfalls beeinflusst, aber in den letzten Monaten ist eine Rückkehr der Kunden zu natürlichen Diamanten zu beobachten, was auch mit einem gestiegenen Bedürfnis nach langfristigen und natürlichen Werten zu tun hat.
Welches Services bezüglich Edelsteinfassen bieten Sie an?
Für die Haute Joaillerie haben wir in Paris ein eigenes Atelier eröffnet, mit einem vollständigen Serviceangebot, vom Nachschleifen und Fassen der Diamanten, bis zur Herstellung und dem Polieren der Schmuckstücke. Entsprechend der hohen Präzisionsanforderungen beschäftigen wir dort rund 20 sehr gut ausgebildete Spezialistinnen und Spezialisten.
Welche Bedeutung hat die Präsenz an Messen für Taché?
Wir waren im März in Hongkong, die Messe war sehr gut, obwohl die Erwartungen im Vorfeld eher gering waren. Im Mai ist die GemGenève für uns bedeutend, wir stellen seit der ersten Austragung 2018 dort aus. Im Juni sind wir an der JCK in Las Vegas und im September ist die Austragung in Hongkong für uns wichtig. Zudem besuchen wir auch regionale Messen, etwa in Doha, Bahrein oder Riad, wo wir lokale Juweliere treffen, die aussergewöhnliche Stücke herstellen. mw