Juwelier Messerer feiert das 40-jährige Bestehen. Vor sieben Jahren hat Ramona Matthaei das etabliere Goldschmiedeatelier am Münsterhof in der Zürcher Altstadt übernommen. Seither haben ihre Tage noch weniger Stunden als zuvor.
Gold’Or: Ramona Matthaei, Sie haben die Messerer Juwelier AG am Münsterhof, mitten in Zürich, 2017 übernommen und feiern dieses Jahr das 40-jährige Bestehen des Geschäfts, das 1984 von Beat Messerer gegründet worden ist. Was ist zu diesem Jubiläum geplant?
Ramona Matthaei: Einige langjährige Kunden laden wir zu einem Gala-Anlass ins Mandarin Oriental Savoy in Zürich ein. Dort haben wir inzwischen auch eine Vitrine gemietet, in der wir unsere Kollektionen präsentieren. Für alle anderen Kunden und Freunde gibt es im Herbst den inzwischen zur Tradition gewordenen Racletteabend vor unserem Geschäft auf dem Münsterhof. Dieser wird ebenfalls ganz im Zeichen des Jubiläums gestaltet. Zudem werden wir wieder ein Frühlingsbooklet publizieren, das die breite Palette unserer neuen Preziosen zeigt. Eigentlich hätte ich noch viele Ideen, aber leider hat der Tag einfach zu wenige Stunden.
Warum heisst das Geschäft heute noch Messerer?
Über eine Namensänderung haben wir uns im Team schon mehrmals unterhalten und sind bisher immer zur Überzeugung gekommen, dass wir es momentan so belassen werden. Dafür gibt es verschiedene Gründe: Das etablierte Geschäft gibt es nun seit 40 Jahren an diesem Standort. Es gibt Familien, von denen heute schon die Mitglieder der dritten Generation zu unserer Kundschaft zählen. Das Geschäft hatte unter Beat Messerer eine gute Reputation und ich war drauf angewiesen, dass es vom ersten Tag an läuft. Zudem ist mein Familienname schwierig zu schreiben, auszusprechen und auch, um sich daran erinnern zu können. Ich muss meinen Namen nicht da stehen sehen. So wie es jetzt ist, stimmt es für mich.
Sie haben klein angefangen, heute führen Sie im eigenen Geschäft acht Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Haben Sie dafür Kurse absolviert oder sind Sie ein Naturtalent, wenn es um Personalführung geht?
Weder noch. Bis auf ein Wochenendseminar war es „learning by doing“, wie man so schön sagt. Unternehmerin wird man nicht durch Bücher oder Studium. Ich habe das Glück, dass mein Mann, der die HSG absolviert hat und auch Unternehmer ist, mich im Austausch immer sehr unterstützt hat. Ich kann viel von seinen Erfahrungen und seinem umfangreichen Wissen profitieren. Zudem habe ich ein Superteam, alle identifizieren sich stark mit dem Geschäft, alle wollen dieses vorwärts bringen und ziehen am gleichen Strick.
In welche Richtung hat sich das Geschäft entwickelt, seit die Verantwortung bei Ihnen liegt?
Beat Messerer hat zu seiner Zeit sicher alles richtig gemacht. Natürlich hat sich inzwischen einiges verändert. So haben die Digitalisierung und andere Modernisierungen Einzug gehalten.
Die Designs der Schmuckstücke stammen fast alle aus Ihrer Feder. Kommen Sie selbst noch dazu, Kreationen zu fertigen?
An der Werkbank leider gar nicht mehr. Das bedaure ich, denn das Goldschmieden ist meine ganz grosse Leidenschaft. Ich mache alle Designs am Computer. Das nehme ich mir raus, auch wenn ich dafür die Zeit manchmal irgendwo stehlen muss. Am liebsten erfinde ich etwas und tüftle an technischen Lösungen. Aber es ist definitiv so, dass ich mich vorwiegend um die Planung, um neue Strategien, Budget, Webseite, um Fragen und um die Feuerwehrübungen, die erforderlich sind, wenn mal etwas nicht so klappt, wie angedacht. Aus Mangel an Zeit habe ich mich komplett aus dem Verkauf genommen.
Wo lassen Sie sich inspirieren?
Kreativ sein auf Knopfdruck ist oft eine grosse Herausforderung. Am besten gelingt mir dies im Café Sprüngli bei uns um die Ecke. Das geschäftige Treiben um mich herum wirkt sehr stimulierend und produktiv. Ich brauche mich um die Themen rund um mich nicht zu kümmern, aber die Atmosphäre steckt mich an mit Tatendrang. Dazu darf etwas nicht fehlen: Eine Schoggi-Mélange. Dort gibt es die beste der Welt.
Daniela Bellandi