Die Schmuckmesse Vicenzaoro, die vom 20. bis 24. Januar stattgefunden hat, war ein Erfolg. Marco Carniello, internationaler Messechef bei der Italian Exhibition Group, über die Gründe des Wachstums.
Gold’Or: Marco Carniello, wo liegen die Gründe für den Erfolg der Vicenzaoro?
Marco Carniello: Ich denke, wir ernten jetzt ein Stück weit die Früchte unserer Bemühungen in der Covid-Phase. Wir haben in kurzer Zeit vieles verändert und neue Konzepte und Innovationen eingeführt. Im Sinne der Aussteller konnten wir nicht einfach schliessen, sondern haben hart gearbeitet und im September 2020 und 2021 sowie im März 2022 erfolgreich Messen durchgeführt. An diesen Veranstaltungen ist ein gutes Netzwerk entstanden. Selbst mit Leuten, die wir sonst nicht erreichten. Wir haben berechnet, dass wir in dieser Zeit etwa 10’000 neue Besucher ansprechen konnten, die vorher nicht nach Vicenza kamen. Heute besuchen Vicenza jene, die schon vorher gekommen sind, plus die neu dazu Gewonnenen.
Dann gibt es keine Krise für Messen?
So einfach ist es nicht. Im Messebusiness war es langezeit nicht nötig, innovativ zu sein, weil Messen einfach funktionierten. Das hat sich grundlegend geändert. Heute braucht es viele Efforts und Innovationen. Wir decken alle Sektoren ab, neben Schmuck auch Uhren, Edelsteine und Werkzeuge. Gerade den Uhrenbereich bauen wir derzeit aktiv aus. Für viele Einkäufer ist es wichtig, ein komplettes Sortiment vorzufinden. Sie suchen für ihr Geschäft nicht nur Schmuck, sondern auch Uhren oder Accessoires. In Vicenza alles zu finden, das ist unsere Ambition. Machen wir uns nichts vor, als Messe haben wir heute die Konkurrenz des Onlinebereichs. Aus diesem Grund müssen wir noch effektiver sein und den Einkäufern vor Ort möglichst effiziente, ja die bestmöglichen Einkaufsbedingungen bieten.
Kehrt jetzt wieder Normalität ein?
Wir sind jetzt sicher in einer besseren Lage als vor Covid, aber die Normalität sieht in Zukunft anders aus. Ich denke, die kommende Zeit wird weiterhin viel Diskontinuität bereithalten. Was für uns zählt, ist innovativ und anpassungsfähig zu bleiben, nahe an den Bedürfnissen der Branche zu sein und ein offenes Ohr für die Anliegen des Marktes und der Aussteller und Besucher zu haben. Erfolgreiche Fachmessen zu veranstalten ist aber nur möglich mit einem professionellen, motivierten Team, das ist das A und O.
Wird das jetzt wieder eingeführte Hallenkonzept mit grösseren Ständen beibehalten?
Etwa die Hälfe der Aussteller befürwortet das neue Konzept, während die andere Hälfte das reduzierte Format, das wir während der Covidzeit verwendeten, bevorzugt. Es wird davon abhängen, was die Aussteller wünschen. Vermutlich wird es ein gemischtes Konzept geben. Auch nicht vergessen darf man, dass die Kosten für die Stände bezüglich Material und Aufbau stark gestiegen sind. Hier gilt es ein Gleichgewicht zu finden, das dem Kostenmanagement der Aussteller gerecht wird. Auf der anderen Seite soll die Vicenzaoro eine Messe mit schönen, attraktiven Ständen bleiben. Es ist ein Balanceakt.
Was dürfen die Besucher im September erwarten?
Für den September geht es jetzt vor allem um die inhaltliche Projektarbeit, weil viele Aussteller bereits für beide Messen dieses Jahres, also Januar und September, ein Paket gebucht haben. Der neue, im Januar lancierte Ausstellungsbereich für Uhren „Time“ wird jetzt auch im September stattfinden, zeitgleich mit dem Uhren-Format VO’Clock, das zusätzlich Endkunden offensteht. Im Uhrenbereich sehen wir insgesamt grosse Möglichkeiten weiter zu wachsen.
Marcel Weder