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Nachgefragt bei Stefan Thoma

Stefan Thoma, was treibt dich an, wenn du am Morgen aufstehst und in dein Atelier gehst?

Das sind verschiedene Sachen. Ich liebe meinen Beruf auch nach Jahrzehnten noch und freue mich jeden Morgen auf das, was der Tag bringen wird. Egal ob ich mich Arbeiten widmen muss, auf die die Kunden warten oder ob ich etwas Neues in Angriff nehmen kann, ich stehe gerne auf und habe in der Regel viel Energie.

Was gefällt dir am Goldschmiede-Beruf am besten?

Eigentlich gefällt mir alles, was dazu gehört. Es ist die Vielseitigkeit, die so spannend ist. Insbesondere liebe ich technische Herausforderungen und altes Handwerk wie beispielsweise das Gravieren oder Ziselieren.

Was kannst du besonders gut?

Neue Dinge anreissen, Ideen umsetzen und den Vorstellungen der Kunden gerecht werden. Präzises Arbeiten ist mir wichtig und gestalterisches Flair habe ich wohl in die Wiege mitbekommen. Auch wenn die Kundinnen manchmal Vorstellungen haben, die nicht meinem Geschmack entsprechen, will ich sie bei der Übergabe strahlen sehen. Wenn ich mein Bestes gegeben habe, gefällt mir das fertige Stück schliesslich meist auch.

Wie oder wo findest du einen Ausgleich zum beruflichen Alltag?

Im Job (lacht). Eigentlich brauche ich gar keinen Ausgleich. Wenn ich am Abend die Ateliertür schliesse, lasse ich die Arbeit hinter mir und freue mich auf das Wiedersehen mit meiner langjährigen Partnerin Katia, auf unseren Garten, ein feines Znacht oder was sonst noch auf mich zukommen wird. So richtig in die Ferien gefahren bin ich schon lange nicht mehr, aber das ist kein Problem für mich. Ab und zu ein verlängertes Wochenende bringt genug Tapetenwechsel.

Als Kind wolltest du sein wie?

Ein Goldschmied wie mein Vater wollte ich immer schon sein. Er hat mich inspiriert. Wenn man diese Frage nicht auf den Beruf bezieht, so wäre ich gerne ein Ausserirdischer gewesen – was ein paar Leute manchmal wohl auch von mir gedacht haben oder es teilweise heute noch tun. In meinem Herzen bin ich ein Philosoph und werde nicht immer von allen verstanden.

Was ist für dich eine Quelle der Inspiration?

Das sind oft schräge Dinge, Gegensätzliches oder etwas Verzerrtes, jedenfalls nichts eindeutig Geradliniges. Vom Schmuck, den andere fertigen, lasse ich mich schon lange nicht mehr inspirieren. Da bringt mich beispielsweise spannende Architektur eher auf Ideen. Ich lasse oft meine Gedanken spielen. Wenn mal loslässt, dann kommen und gehen sie, bis sie konkrete Formen annehmen. Früher habe ich ein bisschen Gitarre, Klavier und Posaune gespielt und mit meinem autodidaktisch erworbenen Spiel meine Fantasie angeregt – auch das kann inspirierend wirken.

Wofür gibst du unnötig viel Geld aus?

Manchmal kann ich bei schönen Edel- und Farbsteinen nicht nein sagen, auch wenn ich im Moment keine Verwendung dafür sehe. Das Gleiche passiert mir auch bei Schuhen. Ich liebe schöne Schuhe und besitze rund 80 Paar davon. Sneaker gehören nicht dazu, das sind in meinen Augen keine richtigen Schuhe.

Was war das nachhaltigste oder schlimmste Geschenk, das du jemals bekommen hast?

Das nachhaltigste Geschenk ist sicher das Leben an und für sich. Aber dass wir heute in einer Welt leben, in der es vielerorts kaum mehr zum Aushalten ist, ist traurig. Trotzdem denke ich, dass das Positive überwiegt und dass gute Freundschaften und der Austausch mit lieben Menschen das Schönste sind, was es gibt. Beim Materiellen sind es Kleinigkeiten, die nur für mich wertvoll sind, Dinge, die an schöne Geschichten und Begegnungen gebunden sind.

Was würdest du deinem 20-jährigen Ich mit auf den Weg geben?

Sei nicht so vorlaut, halte zwischendurch einfach mal dein Maul und höre zu. Deine Welt darf bunt sein, aber man kann nicht immer alles auf einmal haben. Du darfst alles Spannend finden, solltest jedoch gelassener werden. Ein bisschen mehr Gelassenheit täte mir heute noch gut – zumindest manchmal.

Was macht gute Laune?

Bereichernde Begegnungen mit guten Leuten, der Austausch mit anderen. Aber auch hervorragende Arbeiten erfreuen mich. Zudem macht mich mein kleines, gutes Team glücklich und natürlich meine Freundin, die bei mir immer wieder für gute Laune sorgt.

Zum Schluss darfst du noch wünschen, wen wir in dieser Serie als nächstes befragen sollen.

Da kommt mir Katrin Kunz von der Werkstatt Eisenhand in Luzern in den Sinn. Sie fertigt spezielle Schmuckstücke, oft in archaischen Formen.

Daniela Bellandi

thomaschmuck.ch

Stefan Thoma ist in Rothrist AG aufgewachsen und hat bei Beat Imfeld in Küssnacht am Rigi die Lehre als Goldschmied gemacht. Nach ein paar Wanderjahren bei verschiedenen Goldschmieden hat er sich 1988 im Atelier seines Vaters in Zofingen eingemietet und selbstständig gemacht. 2004 hat der heute 60-Jährige das Goldschmiedeatelier in dritter Generation übernommen. Er lebt zusammen mit seiner langjährigen Partnerin in einem alten Bauernhaus in Mehlsecken bei Reiden LU. Seit rund 20 Jahren engagiert sich Stefan Thoma beim VSGU, die letzten Jahre war er bis diesen Frühling im Vorstand tätig. Zudem ist er seit 2014 Präsident des Verbandes Schweizer Goldschmiede Innerschweiz. db