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Schmuckdesigner mit vielen Talenten

Lucas Ruppli feiert sein 30-jähriges Berufsjubiläum bei Furrer Jacot. Der gelernte Goldschmied hat als Chefdesigner der Schaffhauser Schmuckmanufaktur deren Kollektionen in den letzten Jahrzehnten wesentlich geprägt. Eine kleine Hommage an einen passionierten Schmuckdesigner.

Rupplis Beziehung zur Welt des Schmucks war früh eine Besondere. 1968 in Schaffhausen geboren war für ihn bald klar, wofür sein Herz schlägt: Die Welt der Edelsteine hatte es dem noch nicht einmal 10-jährigen Lucas angetan. Er begann leidenschaftlich Kristalle und Farbsteine zu sammeln, eine Faszination, die durch viele Aufenthalte mit der Familie in den Bündner Bergen verstärkt wurde. „Aufgrund dieser Neigung war es naheliegend, dass ich mich in Schaffhausen bald auch für die lokalen Goldschmiedegeschäfte zu interessieren begann“, so Ruppli. Folglich lag es auf der Hand, dass der Goldschmiedeberuf zum Berufsziel wurde.

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Mit diesem Bracelet mit dem Namen Fire and Flame gewann Ruppli 2003 den De Beers Award: ein Einzelstück in Roségold, rund 1370 Brillanten, dazu Onyxe.

Bei Furrer Jacot konnte er einen Schnupperkurs absolvieren und erhielt vom damaligen Lehrverantwortlichen Dino Russi, den Ruppli als „sehr genau“ in Erinnerung hat, einen positiven Bescheid. Er hatte sich gegen eine Vielzahl von Mitbewerbern durchgesetzt, die einen der begehrten zwei Lehrplätze ergattern wollten. Die Freude bei Ruppli war riesig. Nach der Lehre wechselte er als Goldschmied zu Romer in Zürich und später in Winterthur. Während der Rekrutenschule als Sanitätssoldat wuchs in ihm der Wunsch nach einem Berufswechsel. Er absolvierte 1989 ein Praktikum am Tropeninstitut in Basel, bevor er in Namibia und Angola als Teil der Swiss Medical Unit ein Jahr in den Dienst der UNO-Blauhelme trat.

Zack auf Zack

„Das war ein eindrückliches Jahr“, erinnert sich Ruppli. Gleichzeitig wurde ihm aber klar, dass der medizinische Alltag doch nicht das Richtige für ihn ist und er lieber kreativ tätig bleiben wollte. Zurück in Schaffhausen klopfte er 1991 wieder beim ehemaligen Lehrbetrieb an. Dort war zunächst keine Goldschmiedestelle frei, er konnte aber vorderhand Teilzeit einsteigen. 1993 folgte für den damals 25-Jährigen der grosse Coup. Geschäftsführer Niklaus Bieri liess eine neue Trauringkollektion erarbeiten. Zwei professionelle Designer hatten bereits Entwürfe eingereicht, die aber nicht überzeugten. Der damalige Atelierchef empfahl Bieri, auch den begabten jungen Goldschmied für das Projekt anzufragen. „Ich begriff schnell, dass das eine Riesenchance war“, so Ruppli. Die Kollektion stiess bei den Verantwortlichen auf Begeisterung und so wurde Ruppli gewissermassen „Zack auf Zack“, wie er es formuliert, zum Chefdesigner von Furrer-Jacot.

Designwürfe

In den letzten 30 Jahren hat Lucas Ruppli für Furrer Jacot zahllose Kollektionen und Einzelstücke entworfen. Viele sind zu Ikonen geworden. Etwa der „Kettenring“ aus dem Jahr 1998. Oder, noch bekannter, der Trauring der Sculpture-Kollektion von 2003 – vielen auch geläufig als „Chilli Pepper“-Ring, wegen einer prägnanten Werbung mit roter Chilischote. Geboren wurde er seinerzeit in Windeseile. Der damalige Geschäftsführer Sandro Erl sei zu ihm gekommen und habe um die Gestaltung eines völlig neuartigen Traurings gebeten, und weil ein wichtiger Termin anstand, eilte alles sehr. „Das Design ist wohl in nicht einmal 24 Stunden entstanden“, erinnert sich Ruppli. Als Inspiration diente ihm, ganz unromantisch, ein Kran, bei dem der Seilzug auf zwei Querstreben verläuft, die jeweils rechtwinklig an beiden Enden auf zwei parallelen Stahlträgern aufliegen – als Bild der Verbindung und gegenseitigen Unterstützung. Das Design galt als revolutionär. „Gleichzeitig war es auch ein Weckruf für die Branche, im Trauringbereich mehr zu wagen“, so Ruppli. Für Furrer Jacot war es die Erfindung eines Bestsellers, der heute noch mindestens wöchentlich verkauft wird.

Viele Kreationen Rupplis wurden mit Designpreisen geehrt. 2003 erhielt ein aussergewöhnliches Bracelet den De Beers Award, für das ihm bei der Verleihung in Venedig die Schauspielerin Kristin Scott Thomas (The English Patient) im angeregten Gespräch sogar ein Angebot machte. 2011 gewann er mit einem Platinring, Rupplis Lieblingsmaterial, den Inhorgenta Platin Award und 2017 erhielt der Ring Snakebone in Las Vegas den Couture Design Award in der Kategorie Bestes Männerschmuckstück, während der Solitärring Kiss beim Retail Jewellers Award UK in der Kategorie Best Bridal Design den ersten Preis erzielte.

Zu einer Passion zählte im Leben Lucas Rupplis auch das Zeichnen von Comic-Strips. In der Zeitschrift Gold’Or war er während mehrerer Jahre regelmässig mit humorvollen, ins Satirische zielenden Comics präsent. Wer diese kleinen Bildergeschichten heute wieder zur Hand nimmt, kommt zum Schluss, dass Rupplis Talent als Comic-Zeichner mühelos ausgereicht hätte, um auch in diesem Bereich zu reüssieren.

Inspirationen

Inspiration bezieht Ruppli aus allem, was er sieht, allen voran aus Natur und Architektur. Vieles beginnt zunächst mit einer Skizze. Dabei gebe es auch Tage, so Ruppli, an denen der Zeichenblock leer bleibe und ihm nichts einfalle. Seit Jugendzeiten ein treuer Begleiter Rupplis ist die Musik. In verschiedenen Punk- und Rockbands hat er schon gespielt. Die Musik funktioniere dabei grundsätzlich nicht als Quelle, so Ruppli, sondern eher als Ausgleich zur kreativen Arbeit. Mit einer Ausnahme im umgekehrten Sinn: Ein Freund von ihm höre gern eine Art E-Musik, die ihm nicht gefalle. Trotzdem komme es vor, dass diese Musik ihn zu kreativen Phasen inspiriere. Beginne er dann zu skizzieren, und merke, dass die Musik anfange ihm zu gefallen, wisse er, dass aus dem Gezeichneten meist etwas Gutes werde.

Zwischen Fernost und Übersee

Momente des Glücks hat Ruppli in seiner Laufbahn viele erlebt. Zu regelmässigen Höhepunkten zählen für ihn die jährlichen Reisen in die USA und nach Japan. In Zusammenarbeit mit lokalen Juwelierpartnern von Furrer Jacot zeichnet Ruppli direkt im Geschäft gemeinsam mit interessierten Kunden deren persönliche Kreationen. Insbesondere in Japan, einem Hauptmarkt von Furrer Jacot, folgen die Termine jeweils im Stundentakt. Im Atelier in Schaffhausen werden die individuellen Entwürfe dann, wie alle Stücke der Kollektion, in enger Zusammenarbeit zwischen Ruppli und dem ganzen Atelierteam realisiert.

Ob es nicht langweilig sei, nur Trauringe zu designen? Auf diese Frage entgegnet Ruppli, dass er sich dies in den 90er Jahren, als man bei Furrer Jacot entschied, voll auf Trauringschmuck zu setzen, häufig fragte. Dann sei ihm aber bewusst geworden, dass das Thema Trauring gestalterisch genauso herausfordernd und vielseitig sein könne, wie die gesamte Schmuckgestaltung, wobei die Paarbeziehung ein zusätzliches Element sei. Dass seine Kreativität noch längst nicht versiegt ist, bezeugt nicht zuletzt seine jüngste Kollektion, die für den Herbst geplant ist, gefertigt in Edelmetall in Verbindung mit alternativen Materialverbindungen in textilähnlicher Struktur.

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