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Uhrenmessen ticken synchron

Dass Gespräche zwischen den Messeleitungen des SIHH und der Baselworld stattfinden, wusste man. Dass die Einigung so plötzlich erfolgt ist, kommt trotzdem überraschend. 2020 findet der SIHH nicht mehr wie seit vielen Jahren im Januar sondern vom 26. bis 29. April statt. Die Baselworld wiederum rückt mehr als einen Monat nach hinten und wird vom 30. April bis 5. Mai über die Bühne gehen. Gleichzeitig wurde auch bekanntgeben, dass bezüglich der gemeinsamen Termine bis ins Jahr 2024 Einigkeit bestehe.

Der Entscheid ist eine logische Folge der Marktentwicklung. Die Schweizer Uhrenindustrie, insbesondere die grossen Akteure wie Richemont, LVMH, Rolex und Patek Philippe, kann es sich nicht mehr leisten, die wichtigen Einkäufer zweimal innerhalb von zwei Monaten in die Schweiz zu bitten. Gerade durch Thierry Stern (Patek Philippe) und Jean-Claude Biver (LVMH) war in den letzten Monaten öffentlich Kritik an dieser Terminzerstreutheit zu hören. Die nun erfolgte Terminannäherung ist ein Schritt in die richtige Richtung. Zustande gekommen ist er wohl massgeblich durch die Initiative der Baselworld-Messeleitung: „Wir haben das Gespräch mit dem SIHH gesucht und gemeinsam eine Lösung gefunden, die äussert positiv ist – für die Besucher, für die Medien und letztlich für die gesamte Uhrenindustrie“, so Michel Loris-Melikoff, Messeleiter der Baselworld.

Ein Lichtschimmer im Nebel

In der Tat muss man der Baselworld zu dieser Einigung gratulieren. Für die Schweizer Uhrenindustrie ist diese Termin-Harmonisierung zweifelsohne ein guter Schritt. Man darf allerdings nicht vergessen, dass aktuell noch keineswegs geklärt ist, ob und in welcher Form die Baselworld 2020 überhaupt stattfinden wird. Sicher ist, dass die Baselworld sich mit der Terminkoordinierung die Gunst der verbliebenen drei grossen Akteure (Rolex, Patek, LVMH) vorläufig gesichert hat.

Weitaus überraschender als der Entscheid der Baselworld, eine Harmonisierung mit dem SIHH anzustreben, ist jedoch, wie die Genfer Messe sich scheinbar mühelos davon überzeugen liess, den traditionellen Januartermin zugunsten eines Zeitpunkts Ende April aufzugeben. Diese Flexibilität der Genfer und allen voran der Richemont-Gruppe zeigt, dass der Januartermin in deren Augen keineswegs als optimal angesehen wurde. Darüber hinaus hat auch der Weggang von Audemars Piguet und Richard Mille auf das Jahr 2020 hin die Genfer Messe in Zugzwang gebracht. Eine Bündelung der Kräfte gemeinsam mit der Baselworld kann eine künftige Schwächung des SIHH zu verhindern helfen. Mit Recht betont jedenfalls Fabienne Lupo, Geschäftsführerin der SIHH-Messeorganisatorin FHH (Fondation de la Haute Horlogerie), die durch diesen Schritt erfolgte Stärkung der Schweizer Uhrenbranche als Ganzes: „Unsere beiden Shows sind sehr unterschiedlich, aber ergänzen sich dadurch. Die Terminannäherung zwischen SIHH und Baselworld stärkt die Stellung der Schweiz für die globale Uhrenindustrie – was wir im Sinne aller Branchenteilnehmer sehr begrüssen“, so Lupo.

Es ist zudem absehbar, dass die Gespräche zwischen der Baselworld und der Swatch Group jetzt wieder eine neue Dimension bekommen. Auch ein Querdenker wie Nick Hayek wird es sich nicht nehmen lassen, von diesen neu gewonnenen Synergien nach Möglichkeit zu profitieren. Alles andere wäre schlichtweg eine Sabotage der Schweizer Uhrenindustrie. Für viele Schmuckhersteller bietet sich ebenfalls die Chance, sich die zusätzliche Ausstrahlungskraft der beiden Messen zunutze zu machen.

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